E-Autobauer

Tesla steigert Gewinn trotz Rabattschlacht unerwartet stark

Der Nettogewinn von Tesla ist im zweiten Quartal unerwartet stark gestiegen. Dies beruhigt Aktionäre, die negative Effekte der Rabattschlacht am E-Automarkt fürchten. Doch ein baldiges Ende der Discounts gilt unter Analysten als unwahrscheinlich.

Tesla steigert Gewinn trotz Rabattschlacht unerwartet stark

Tesla steigert Gewinn trotz Rabattschlacht unerwartet stark

E-Autobauer vermeldet Rekordumsatz – Operative Marge sinkt im dritten aufeinanderfolgenden Quartal – Volumenwachstum im Fokus

xaw New York

Der Preiskampf am E-Automarkt hat Tesla im zweiten Quartal weniger schwer belastet als befürchtet. Zwar gab die operative Marge im dritten aufeinanderfolgenden Jahresviertel nach, mit 9,6% lag sie deutlich unter dem Vorjahreswert von 14,6%. Doch die Steigerung des den Stammaktionären zurechenbaren Nettogewinns um 20% auf 2,7 Mrd. Dollar überraschte positiv, nachdem der Fahrzeughersteller im Auftaktquartal noch den ersten Profitrückgang seit 2019 hatte vermelden müssen. Pro Aktie blieben um Sondereffekte bereinigt unter dem Strich 91 Cent hängen, vom Datendienstleister Factset befragte Analysten hatten im Konsens mit 81 Cent gerechnet.

Massive Discounts

Im nachbörslichen New Yorker Handel legte die Tesla-Aktie auf die Mitteilung hin zunächst leicht zu, nach Eröffnung an der Wall Street lag sie am Donnerstag aber mit über 5% im Minus. Seit Anfang Januar gerechnet beläuft sich das Kursplus indes auf fast 170%. Investoren hatten nach den großvolumigen Rabatten, mit denen der E-Autobauer die Nachfrage im bisherigen Jahresverlauf anzukurbeln sucht, mit einem Rückgang der Umsatzrentabilität gerechnet. Allerdings beobachteten sie mit Spannung, wie stark die Belastung ausfallen würde. Tesla hat die Einstiegspreise für ihre Modelle in den USA um 14 bis 28% gesenkt, auch in internationalen Märkten lockte das Unternehmen mitunter mit deutlichen Discounts.

Dies bescherte dem E-Autobauer eine Umsatzsteigerung um 47% auf einen Rekordwert von 24,93 Mrd. Dollar. Anfang des Monats hatte Tesla bereits einen Höchstwert beim Absatz vermeldet, zwischen April und Juni lieferte das Unternehmen 466.140 Fahrzeuge aus und damit über 80% mehr als im Vorjahreszeitraum. In den vorangegangen Quartalen war der Elektro-Vorreiter wiederholt an den eigenen luftigen Verkaufszielen gescheitert. Durchschnittlich peilt Tesla ein Wachstum von 50% zum Vorjahr an, für 2023 hat der Fahrzeughersteller die Messlatte aber niedriger angelegt.

Spielraum vorhanden

Die Konsensprognose an der Wall Street lautet auf 1,82 Millionen gelieferte Modelle im Gesamtjahr 2023, gegenüber 2022 würde dies einen Anstieg um 39% bedeuten. Damit könnte sich das Tesla-Absatzwachstum in der zweiten Jahreshälfte auf 24% verlangsamen und die Erwartungen trotzdem noch erfüllen.

Die Hoffnung der Anleger, dass das Unternehmen folglich zumindest nicht zu weiteren Preisnachlässen für die Modelle Y und S greifen könnte, gilt aber als unsicher. Denn nahezu im Gleichschritt mit dem Absatz kurbelt Tesla die Produktion an. Die 479.700 Fahrzeuge, die der Autobauer im abgelaufenen Quartal herstellte, bedeuten ebenfalls einen Höchstwert.

Statt wie vor einem Jahr über eine monatelange Warteliste für Bestellungen zu verfügen, sammelt der Elektro-Vorreiter inzwischen wachsende Lagerbestände an. Dabei steht Tesla vor dem zusätzlichen Problem, dass das Unternehmen anders als traditionelle Hersteller nicht über ein Händlernetzwerk verfügt, bei denen es überschüssiges Inventar abladen kann.

Lagerbestände schwellen an

Allerdings zeigen sich auch bei der Konkurrenz Anzeichen anschwellender Lagerbestände. Ford hat den Einstiegspreis für den Elektro-Pickup F-150 zu Beginn der laufenden Woche effektiv um fast 10.000 Dollar gekürzt. Das Modell des Traditionskonzerns aus Michigan gilt – obwohl es in weniger futuristischem Design daherkommt – als direktes Konkurrenzprodukt zum neuen Cybertruck von Tesla, dessen Produktion in der Gigafactory nahe des texanischen Austin am vergangenen Wochenende anlief. Verbrenner-Pickups zählen für die etablierten US-Hersteller zu den lukrativsten Modellen, die Hoffnung ruht darauf, dass sich die Beliebtheit bei Kunden auch ins Elektro-Segment übertragen lässt.

Die Cybertruck-Fertigung ist nun vier Jahre nach Vorstellung des Prototypen gestartet, ein größeres Volumenwachstum steht nach Aussagen von Tesla-CEO Elon Musk aber erst 2024 zu erwarten. Offenbar liegt die Entwicklung weiterer neuer Modelle vorerst auf Eis, während sich der E-Autobauer auf Absatzsteigerungen konzentriert. Das Unternehmen will ab 2030 pro Jahr 20 Millionen Fahrzeuge produzieren und verkaufen. Im vergangenen Jahr stellte Tesla 1,37 Millionen Autos her und lieferte 1,31 Millionen aus. Um die gesetzten Ziele zu erreichen, will der E-Autobauer die Kapazität in seinem Werk in Grünheide bei Berlin kräftig ausbauen. Zudem hat Tesla den Bau einer neuen Gigafactory in Mexiko angekündigt.

Das Musk-Unternehmen zeigt sich für die eigenen Wachstumsaussichten umso zuversichtlicher, seit es sein US-Ladenetzwerk für große Wettbewerber geöffnet hat. Sowohl Ford als auch General Motors erhalten Anschluss an die 12.000 „Supercharger“ von Tesla, künftig wollen die Traditionskonzerne die Ladeanschlüsse des jüngeren Konkurrenten nachbauen. Damit ist die Technologie von Tesla nicht nur auf dem Weg zum Industriestandard, der Elektro-Vorreiter dürfte sich auch für milliardenschwere staatliche Subventionsprogramme qualifizieren.

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