Theresa May nimmt sich Managervergütung vor

Wirtschaft signalisiert Entgegenkommen

Theresa May nimmt sich Managervergütung vor

Von Andreas Hippin, LondonWenn Theresa May heute ihr Grünbuch zur Corporate Governance vorlegt, wird die Managervergütung im Vordergrund stehen. Nach dem Zusammenbruch der Kaufhauskette BHS und den Skandalen um die Textilkette Sports Direct stößt die britische Premierministerin mit ihrem Appell zur Mäßigung bei Vertretern der Wirtschaft auf offene Ohren. “Verfechter des Status quo sollten nicht überrascht sein, wenn sie sich immer weiter isolieren”, schrieb Simon Walker, Generaldirektor des Institute of Directors (IoD), in einem Gastbeitrag für den “Telegraph”. “Sich allen Reformen zu widersetzen würde ein sehr starkes Signal an die Öffentlichkeit senden: Die Boards der Unternehmen haben die öffentliche Antipathie gegen Big Business entweder nicht bemerkt, oder schlimmer noch, sie ist ihnen egal.” Walker endet mit dem in der Wirtschaft beliebten Bonmot von Giuseppe Tomasi di Lampedusa: “Alles muss sich ändern, damit alles so bleibt wie bisher.” Der Durchschnittsverdienst eines FTSE-100-CEO hat sich seit 1998 mehr als vervierfacht. Deutschland kein ModellDie Hoffnung, dass sich nicht allzu viel ändern wird, ist groß. Beim Thema Arbeitnehmervertreter im Board hatte May schließlich auf der Jahreskonferenz der Confederation of British Industry (CBI) den Rückzug angetreten. “Es geht nicht darum, Aufsichtsräte deutschen Stils einzuführen, durch die das Management vom Input der Aktionäre, Mitarbeiter, Kunden oder Zulieferer getrennt wird”, sagte May dort. “Wir sind mit unserem unitären Board-System gut gefahren und werden das auch weiter tun.” Es gehe ihr vielmehr darum, “sicherzustellen, dass die Stimmen der Beschäftigten bei den Beratungen im Board angemessen vertreten sind.” In ihrer ersten Ansprache als Premierministerin im Juli hatte sie die Unternehmen noch mit der Forderung nach Arbeitnehmervertretern in den Boards erschreckt. Verbindliche VotenNun sollen Vorschläge dazukommen, wie die Effizienz der Vergütungsausschüsse verbessert werden kann und in welchem Maße sie sich bei ihren Entscheidungen mit den Aktionären abstimmen müssen. Möglicherweise werden dabei auch Arbeitnehmervertreter zu Wort kommen. Die Unternehmen sollen offenlegen müssen, in welchem Verhältnis der Verdienst des CEO zum Einkommen eines durchschnittlichen Mitarbeiters steht. Eine Obergrenze dürfte es jedoch nicht geben. Auf Hauptversammlungen sollen künftig verbindliche Voten zu den Vergütungspaketen der Manager abgegeben werden können. Es wird aber wohl nicht dazu kommen, dass sich Vorschläge wie der des Institute of Business Ethics durchsetzen, einfach auf all die komplexen aktienbasierten Vergütungsprogramme zu verzichten und Manager einfach in bar zu bezahlen. Oder um Alphonse Karr zu zitieren: “Plus ça change, plus c’est la meme chose” – je mehr sich ändert, desto mehr ist es das Gleiche.—– Wertberichtigt Seite 8