Stahlindustrie

Thyssenkrupp plant Stahl-Spin-off

Thyssenkrupp zieht nach zwei Jahren Transformation positive Bilanz, auch wenn der Umbau weitergeht. Die Stahlsparte soll nach Möglichkeit im Frühjahr 2023 verselbständigt werden.

Thyssenkrupp plant Stahl-Spin-off

ab Köln

Nach zwei Jahren harter Sanierungsarbeit, die durch die Pandemie erschwert wurde, sieht Vorstandschefin Martina Merz Thyssenkrupp auf Kurs, in allen Geschäften den Anschluss an die Wettbewerber zu erreichen. Bis spätestens 2024 soll die Transformation zur Group of Companies abgeschlossen sein. „Thyssenkrupp wird kleiner sein, aber stärker“, sagte Merz auf dem Kapitalmarkttag.

Bis dahin liegt zwar noch viel Arbeit vor den Geschäftseinheiten, doch nach den harten Einschnitten in den vergangenen beiden Jahren soll wieder langsam auf Wachstum umgeschaltet werden. Für die Stahlsparte gibt es eine klare Exit-Strategie, wie Merz durchblicken ließ. Anfang 2023 könnte der Spin-off erfolgen, sagte die Thyssen-Chefin. Noch vor zwei Wochen hatte sich der Vorstand geziert, sich konkreter zu positionieren. Das Vorhaben sei komplex und von zahlreichen Unwägbarkeiten geprägt, dennoch eröffne die eigenständige Aufstellung dem Geschäft „bestmögliche Zukunftsperspektiven“, hieß es damals. Zudem hänge die Entscheidung maßgeblich auch von Faktoren wie beispielsweise der Planungssicherheit und der politischen Unterstützung bei den regulatorischen Rahmenbedingungen mit Blick auf die grüne Transformation ab.

Was die staatliche Unterstützung anbelangt, scheint es nun offenbar mehr Klarheit zu geben. Etwa die Hälfte der Investitionen (Capex) werde der Staat tragen, sagte Stahlchef Bernhard Osburg. Das erforderliche Investitionsvolumen für die Transformation zu grünem Stahl hatte Thyssenkrupp zuletzt auf 10 Mrd. Euro taxiert. Schwieriger sei es, was die staatliche Unterstützung bei den Betriebskosten (Opex) betrifft, die in der Welt des grünen Stahls zumindest am Anfang über den heutigen Kosten liegen. Das fängt allein beim Wasserstoff an, der die Kokskohle in der Produktion ersetzen soll.

Um die Stahlsparte in die Eigenständigkeit zu entlassen, sind allerdings noch eine Reihe von Arbeiten zu erledigen sowie die Zustimmung von Aufsichtsrat und Hauptversammlung einzuholen. Grünes Licht von den Aktionären könnte sich Thyssenkrupp dabei in der Hauptversammlung 2023 einholen. Auch das dürfte ein Grund sein, warum sich der Vorstand nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen will.

Während Merz auf dem Kapitalmarkttag ein durchaus positives Resümee der letzten beiden Jahre zog, mahnte Finanzchef Klaus Keysberg weitere Verbesserungen an: „Bei der Steigerung unserer Performance bleibt noch viel zu tun.“

Die Erfolge der Transformation, die sich bereits im abgelaufenen Turnus im Zahlenwerk zeigten, unterfüttert Tyssenkrupp nun mit mittelfristigen Zielen. Demnach strebt der Konzern mittelfristig eine Umsatzrendite bezogen auf das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 4 bis 6 % an sowie einen „signifikant positiven Free Cash-flow“. In dem im September abgelaufenen Geschäftsjahr hatte Thyssenkrupp eine Marge von 2,3 % gezeigt. Die Margenziele der Sparten spiegeln deutlich wider, wo Thyssen in puncto Effizienz noch Nachholbedarf hat (siehe Grafik).

Doch nicht nur mittelfristig sieht sich Thyssen auf Kurs, sondern auch mit Blick auf den laufenden Turnus. Der Start in das neue Geschäftsjahr sei gelungen und liege im Rahmen der Erwartungen, sagte Keysberg. Demnach lägen Umsatz und operatives Ergebnis im ersten Quartal deutlich über den Vergleichswerten, der freie Cash-flow aufgrund des gestiegenen Net Working Capital unter dem Vorjahreswert.

Zu dem für 2022 geplanten Börsengang der Tochter Uhde Chlorine Engineers (UCE), die im Geschäft mit Wasserelektrolyseuren unterwegs ist, gab es keine Details. Hier findet am 13. Januar ein separater Kapitalmarkttag statt.

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