Thyssenkrupp rudert erneut zurück
Thyssenkrupp schraubt Prognose erneut zurück
Abschied vom Ziel eines positiven Cashflows – Aktienkurs gibt fast 8 Prozent nach
ab Köln
Zum dritten Mal in diesem Jahr macht sich Thyssenkrupp an der Prognose zu schaffen. Auf Basis vorläufiger Zahlen passt der Mischkonzern die wichtigsten Eckdaten für das Ende September ablaufende Geschäftsjahr nach unten an. Besonders schmerzlich dabei: Betroffen von der Kappung ist auch der freie Mittelzufluss, der bislang sakrosankt war. Nach einem kurzen Intermezzo im Geschäftsjahr 2022/23 mit einem Mittelzufluss von 363 Mill. Euro werden im laufenden Turnus aller Voraussicht nach etwa 100 Mill. Euro verbrannt.
Das kam bei den leidgeprüften Investoren nicht gut an. Zutiefst gab der MDax-Wert auf 3,51 Euro nach – ein historisches Tief. Bei Handelsschluss betrug das Minus 7,7% auf 3,57 Euro. Die Marktkapitalisierung ist auf 2,2 Mrd. Euro geschmolzen. Dabei verfügte der Konzern Ende März noch über ein Netto-Finanzguthaben von 3,5 Mrd. Euro. Auch wenn im dritten Quartal nach vorläufigen Zahlen 250 Mill. Euro abflossen, liegt damit immer noch mehr Geld in der Kasse.
Thyssen gibt Marktumfeld die Schuld
Zur Begründung für die abermalige Prognosekorrektur verweist der Traditionskonzern auf das „anhaltend herausfordernde Marktumfeld“, das im laufenden Geschäftsjahr zu einem deutlichen Umsatzrückgang führen werde; konkret wird mit −6 bis −8% kalkuliert. Eine kurzfristige Marktstabilisierung sei nicht in Sicht. Zwar entfalte das Effizienzsteigerungsprogramm Apex, das bis 2024/25 einen Beitrag zum operativen Ergebnis von 2 Mrd. Euro liefern soll, Wirkung, heißt es. Die positiven Effekte reichten aber nicht, um die negative Marktentwicklung vollständig aufzufangen.
Neben der Cashflow-Prognose ist das operative Ergebnis von der Zielsenkung betroffen. Sollte das bereinigte Ebit ursprünglich steigen, erwarten die Essener nun einen Rückgang unter den Vorjahreswert von 703 Mill. Euro. Das Ziel, nach dem Verlust von 2 Mrd. Euro im Vorjahr 2023/24 wieder schwarze Zahlen zu schreiben, hatte Thyssenkrupp schon im Mai kassiert. Gemäß den vorläufigen Zahlen für den Zeitraum April bis Juni landete der Umsatz bei 9 Mrd. Euro und das bereinigte Ebit bei 150 Mill. Euro. Im Vergleich zum dritten Quartal im Vorjahr ist das ein Erlösrückgang um fast 10%. Geradezu brutal nimmt sich der Einbruch im bereinigten operativen Ergebnis aus. Hier waren im dritten Quartal des Vorjahres 721 Mill. Euro zusammengekommen.
Stahlkonzept lässt auf sich warten
Zwar macht Thyssenkrupp keine Angaben zu den einzelnen Segmenten, doch dürfte die Stahlsparte zu den Underperformern gehören. Das Stahlgeschäft will Konzernchef Miguel López in eine Partnerschaft mit dem Tschechen Daniel Křetínský einbringen. Zuvor muss der Stahlvorstand aber einen Zukunftsplan erarbeiten, der weiter auf sich warten lässt.