Thyssenkrupp Steel überprüft Bau des Prestigeobjekts
Thyssenkrupp überprüft Prestigeobjekt
Bau der Direktreduktionsanlage der Stahltochter wird teurer als geplant
ab Köln
Nach Kostensteigerungen überprüft Thyssenkrupp den Bau der ersten Direktreduktionsanlage zur Herstellung grünen Stahls in Duisburg. Zwar erneuert der Stahlkonzern sein Bekenntnis zur grünen Transformation und zur grünen Stahlproduktion. Das muss jedoch nicht notwendigerweise den Bau der subventionierten DRI-Anlage beinhalten. Wenngleich für Thyssenkrupp feststeht, dass „an der Dekarbonisierung der CO2-intensiven Stahlproduktion langfristig kein Weg vorbeiführt“, gibt es auch alternative Wege zum grünen Umbau.
„Wir überprüfen fortlaufend technologie- und ergebnisoffen, was die besten und wirtschaftlich tragfähigsten Lösungen unter den jeweils gegebenen Rahmenbedingungen sind, um den Stahlbereich langfristig klimaneutral aufzustellen“, teilte die Stahltochter in Reaktion auf einen Zeitungsbericht mit. Das Handelsblatt hatte mit Verweis auf interne Dokumente berichtet, das Prestigeobjekt von Deutschlands größtem Stahlproduzenten stehe auf der Kippe.
Gutachten soll Klarheit bringen
„Aktuell gehen wir davon aus, dass die Direktreduktionsanlage unter den gegebenen Rahmenbedingungen realisiert werden kann“, versucht Thyssenkrupp zu beruhigen. Ein möglicher Baustopp zöge einen Rattenschwanz an finanziellen Belastungen nach sich. Neben Ausfallzahlungen an den mit dem Bau beauftragten Anlagenbauer SMS Group müssten mutmaßlich auch die bereits geflossenen Subventionen an den Bund und Nordrhein-Westfalen zurückgezahlt werden. Von der zugesagten Förderung von 2 Mrd. Euro sind bislang gut 500 Mill. Euro geflossen. Ursprünglich hatte Thyssenkrupp 3 Mrd. Euro für den Bau der Anlag veranschlagt.
„Mögliche Kostensteigerungen der im Bau befindlichen DRI-Anlage haben aktuell keine Auswirkungen auf die zugesagten Fördermittel. Sollten Mehrkosten entstehen, werden diese Bestandteil der unabhängigen Gutachten über die zukünftige Ausstattung des Stahlbereichs im Zuge der Verselbständigung sein“, erklärt Thyssenkrupp Steel. Zugleich soll der in Überarbeitung befindliche Geschäftsplan Erkenntnisse zur weiteren grünen Transformation des Stahlbereichs liefern. Erst vor zwei Wochen soll das Sanierungsgutachten von Mutter und Tochter in Auftrag gegeben worden sein.
Scharfe Kritik
Im Streit über die finanzielle Ausstattung der Stahltochter auf dem Weg in die Selbständigkeit waren Ende August drei Vorstände und vier Aufsichtsratsmitglieder bei der Stahltochter von Thyssenkrupp ausgeschieden. Der Mutterkonzern hatte den vom Stahlvorstand erarbeiteten Business Plan scharf kritisiert. Der Plan biete keine ausreichende betriebswirtschaftliche Grundlage zur signifikanten Performanceverbesserung und sei in dieser Form auch nicht finanzierbar, hatte Finanzchef Jens Schulte im Interview der Börsen-Zeitung gesagt. Mit einem Ergebnis ist nicht vor Jahresende zu rechnen.
Nach Angaben im Handelsblatt soll vor allem der Investor Daniel Křetínský das DRI-Projekt in Frage gestellt haben. Der Tscheche hat sich im ersten Schritt mit 20% an Thyssenkrupp Steel beteiligt, kann allerdings noch von dem Vertrag zurücktreten.