Top-Manager gehen auf Diät
Auch ohne freiwilligen Gehaltsverzicht werden Vorstände im laufenden Jahr den Gürtel enger schnallen müssen. Die Unternehmensberatung HKP rechnet mit einem deutlichen Rückgang der Saläre. Im Turnus 2019 sind die CEO-Gehälter in großen europäischen Konzernen dagegen noch leicht gestiegen. swa Frankfurt – Die Richtung steht fest. Mit Blick auf den Ertragsverfall im Zuge der Coronakrise müssen sich Top-Manager auf deutliche Gehaltseinbußen einstellen. Dabei wird das Bild deutlich homogener werden, prophezeit die Unternehmensberatung HKP Group auf Basis ihrer jüngsten Analyse der in Stoxx Europe 50 und Euro Stoxx 50 geführten Gesellschaften. Ein Drittel dieser Firmen habe bereits bekanntgegeben, dass ihre CEOs auf Teile der Vergütung verzichten und/oder diese spenden – aus Solidarität oder im Zuge staatlicher Hilfe.Eine gewisse Stabilität dürften die langfristigen variablen Vergütungsbestandteile geben, weil sich diese in der Regel an mehrjährigen Zielen orientieren und verzögert auf Ertragseinbußen reagieren. So legten die CEO-Saläre 2019 in Europa noch leicht um 0,5 % auf durchschnittlich 6,0 Mill. Euro zu, während der Nettogewinn im Kreis der von HKP analysierten Firmen um fast 16 % zurückging. Gestützt haben dürfte in der langfristigen Entlohnung auch, dass die Marktkapitalisierung der Konzerne in dem Jahr um fast ein Fünftel gestiegen ist.Spitzenverdiener ist Linde-CEO Steve Angel mit einer Vergütung von 16,54 Mill. Euro. Das Ranking von HKP basiert auf der gewährten Entlohnung und nicht auf den zugeflossenen Beträgen, weil nicht alle Konzerne diese Zahlen transparent machen. Im deutschen Governance-Kodex war das in den vergangenen Jahren empfohlen worden. Wie signifikant die Unterschiede sein können, zeigt sich am Beispiel von Linde, wo CEO Angel 2019 einschließlich ausgeübter Aktienoptionen gut 40 Mill. Euro kassierte. Eidgenossen vornGut bezahlt wird in der Schweiz, wo allein vier Manager zu den Spitzenverdienern zählen: Roche-Chef Severin Schwan mit 13 Mill. Euro, UBS-Chef Sergio Ermotti (11 Mill.), der seinen Posten im Oktober aufgeben wird, Novartis-CEO Vas Narasimhan (8,9 Mill.) und sein Kollege bei Nestlé, Mark Schneider (8,85 Mill.). Auch im Kreis der Chairmen liegen die Eidgenossen vorn mit Axel Weber, der von UBS 4,41 Mill. Euro einstreicht, gefolgt von Christoph Franz (4,05 Mill.) bei Roche, Novartis-Verwaltungsratspräsident Jörg Reinhardt (3,42 Mill.) sowie Paul Bulcke (3,12 Mill.) bei Nestlé. Sie führen mit weitem Abstand, ist doch die durchschnittliche Vergütung der Chairmen in den Stoxx-Gesellschaften 2019 um 9 % auf 800 000 Euro geschrumpft.Volkswagen ist im Vergütungsranking sowohl bei den CEOs als auch bei den Aufsichtsräten führend unter den deutschen Konzernen. Vorstandschef Herbert Diess liegt mit gewährten 9,76 Mill. Euro europaweit auf Platz 5. Werden die für 2019 zugeflossenen Verdienste im Dax betrachtet, liegt Diess mit 8,4 Mill. Euro auf Platz 6, wobei in der Abgrenzung vier Manager zweistellige Millionenbeträge einstreichen: von Linde, SAP, Siemens und Merck.Der Vergütungsabstand zwischen den Top-Verdienern und den Schlusslichtern ist auch auf europäischer Ebene immens. Am Ende der Hitliste weist HKP die inzwischen ausgeschiedene französische Managerin Isabelle Kocher mit einer Vergütung von 1,66 Mill. Euro als Engie-CEO aus. Zwischen ihr und Linde-Chef Angel liegen fast 15 Mill. Euro Gehaltsunterschied. – Wertberichtigt Seite 8