Topkonzerne machen sich wetterfest

Ernst & Young: Dax-Konzerne nehmen mehr ein, verdienen aber weniger - Für 2012 winkt Rekordausschüttung

Topkonzerne machen sich wetterfest

Höhere Umsätze und sinkende Margen: Von Juli bis Ende September verdienten die Dax-Unternehmen vor Steuern und Zinsen mit 16,2 Mrd. Euro 37 % weniger als in der Vorjahreszeit. Ihr Umsatz lag hingegen höher als je zuvor in einem dritten Quartal.wb Frankfurt – Die Berichtssaison im Dax für das dritte Quartal ist mit Henkel beendet. Verzerrt von einer milliardenschweren Abschreibung der Deutschen Telekom auf ihr US-Geschäft sind die operativen Ergebnisse der 30 Blue Chips in den drei Monaten um 37 % auf 16,2 Mrd. Euro gesunken. Ohne den Sondereffekt wäre das Ebit um 4 % gestiegen.Die 25 Industrieunternehmen (vgl. Grafik) mussten in der Summe einen Rückgang um 6,3 % (ohne Telekom-Effekt) auf 21,2 Mrd. Euro hinnehmen. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass sich die Zusammensetzung des Index geändert hat: So haben Continental und Lanxess inzwischen MAN und Metro ersetzt.Besser sieht es im Volumen aus. Alles in allem setzten die Unternehmen zwischen Juli und September mit 295 Mrd. Euro 11 % mehr um als im Vorjahr. Steigende Erlöse bei sinkenden Gewinnen führen zu niedrigerer Profitabilität: Die durchschnittliche Ebit-Marge fiel von 14,3 auf 9,7 %. Das berichtet die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young, die die Dax-Zwischenberichte unter die Lupe nahm. Außerhalb EuropasUm gegenzusteuern, setzen die Unternehmen auf Kostensenkung und Flexibilisierung. “Trotz der Krise in Europa glänzen Deutschlands Topkonzerne im dritten Quartal erneut mit hohen Wachstumsraten”, kommentiert Thomas Harms, Partner bei Ernst & Young. Das Wachstum stütze sich vor allem auf das nach wie vor boomende Übersee-Geschäft. Außerhalb Europas erreichten die Konzerne ein Umsatzplus von einem Fünftel, in Europa wuchsen sie lediglich um 4,5 %. Besonders gut entwickelte sich das Nordamerika-Geschäft, das um 24 % zulegte. Die schwache Konjunktur in Europa bremse die Dax-Unternehmen zwar, mit ihrer globalen Aufstellung profitierten sie vom Wachstum außerhalb Europas – insbesondere in China und den USA. “Gut in Form”Die Erträge halten nicht mit dem Umsatz Schritt, im Gegenteil. Zwölf Unternehmen erwirtschafteten ein niedrigeres Ebit als in der Vorjahreszeit. Vorne liegen in der Industrie in den Steigerungsraten RWE (71 %), Henkel und Beiersdorf (mit je 30 %) sowie Fresenius und Lufthansa mit 20 bzw. 19 %. In absoluter Höhe ist (abgesehen von der Allianz) VW der Ebit-Meister im Quartal mit 2,3 Mrd. Euro, gefolgt von Siemens, BMW und BASF mit je rund 2,0 Mrd. Euro. 17 Unternehmen weisen eine niedrigere Marge aus, neun Gesellschaften steigerten ihre Profitabilität. Im Schnitt lag die Ebit-Marge bei 9,7 % nach 14,3 % in der Vorjahreszeit.Stark beeinflusst wird dieses Resultat von der Milliardenabschreibung der Telekom auf ihre Mobilfunktochter in den USA. Auch der starke Ebit-Rückgang von SAP um 48 % ist auf Sondereffekte zurückzuführen, die unabhängig von der aktuellen Konjunkturlage oder Geschäftsentwicklung sind. Überdurchschnittlich wuchsen abermals die Autohersteller: Der Umsatz von VW, Daimler und BMW kletterte um 18 % auf 96,2 Mrd. Euro. Das Ebit bremste um 5 % auf 6,3 Mrd. Euro ab.Laut Harms “zeigen sich die Dax-Unternehmen insgesamt nach wie vor in guter Form”. Viele Dax-Konzernchefs haben sich bei der Vorstellung der Quartalszahlen dennoch zurückhaltend zur künftigen Entwicklung geäußert. Denn Prognosen sind derzeit mit großer Unsicherheit behaftet. “So kann im Augenblick niemand mit Sicherheit sagen, wie sich die Autokonjunktur im nächsten Jahr entwickelt. Und auch die Entwicklung auf dem für die deutschen Konzerne ungemein wichtigen US-Markt ist stark von politischen Entscheidungen abhängig”, sagt Harms.Angesichts dieses volatilen Umfelds setzen immer mehr Unternehmen auf die Optimierung ihrer Kostenstrukturen und der internen Abläufe. Es laufe eine Welle von Kostensenkungen und Flexibilisierungen an. “Dabei geht es darum, die Unternehmen wetterfest zu machen und die Wettbewerbsfähigkeit auch in schwierigeren Zeiten sicherzustellen.” Zuletzt sind die Belegschaften um 2,4 % auf 3,51 Millionen Männer und Frauen gestiegen. Linde liegt im Zuwachs mit 20 % nach der Lincare-Übernahme vorn. VW ist samt MAN mit 550 000 Arbeitnehmern der nach Stellenzahl größte Konzern, gefolgt von Post (426 000), Siemens (370 000) und Daimler (275 000 Leute). Allerdings haben 14 Unternehmen abgebaut. 28 Mrd. Euro DividendeAuch wenn das nächste Jahr ungemütlich wird: Die Aktionäre dürften mit einer Rekordausschüttung der Dax-Emittenten rechnen. Nach einer Schätzung des Commerzbank-Research werden 17 Unternehmen ihre Dividende erhöhen und zwölf die ihre stabil halten. Leer ausgehen werden lediglich die Aktionäre der Commerzbank selbst. Die Ausschüttungssumme soll demnach auf 28,5 Mrd. Euro zulegen und damit das Hoch von 28,1 Mrd. Euro für 2007 überschreiten. Für das vorige Jahr waren 27,5 Mrd. Euro verteilt worden.