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Toshiba spielt bei Kaufofferte auf Zeit

Nach Informationen der Nachrichtenagentur Kyodo könnte Toshiba das Übernahmeangebot des Finanzinvestors CVC Capital Partners zurückweisen.

Toshiba spielt bei Kaufofferte auf Zeit

mf Tokio

Nach Informationen der Nachrichtenagentur Kyodo könnte Toshiba das Übernahmeangebot des Finanzinvestors CVC Capital Partners zurückweisen. Danach haben hochrangige Manager die Hausbanken des Konglomerats aufgefordert, die Offerte der Briten nicht zu finanzieren. Verwaltungsratspräsident Osamu Nagayama soll gegen das von CVC geplante Delisting sein, nachdem Toshiba erst Ende Januar wieder in die erste Sektion der Tokioter Börse aufgestiegen war. Als Reaktion auf den Bericht teilte der Konzern mit, das bisherige Angebot sei rechtlich unverbindlich und unmöglich zu bewerten. Man werde es sorgfältig prüfen, sobald es näher erläutert worden sei. Darauf fiel der Aktienkurs von Toshiba in Tokio um 6%.

Nach Ansicht von Insidern ist eine schnelle Ablehnung des Angebots eher unwahrscheinlich. Vielmehr dürfte der neue CEO Satoshi Tsunakawa vor einer Entscheidung den Dialog mit den Anteilseignern suchen und den Streit mit einigen Großaktionären, die Ende 2017 im Zuge der Kapitalerhöhung um 600 Mrd. Yen (4,6 Mrd. Euro) eingestiegen waren, beizulegen versuchen. „Wir wollen die Kommunikation mit aktivistischen Investoren fortsetzen und eine positive Beziehung aufbauen“, erklärte Tsunakawa nun anlässlich des Führungswechsels.

Der 65-Jährige hatte Toshiba bereits von 2016 bis 2018 als CEO geführt. Damals zwang ihn die Insolvenz der US-Nukleartochter Wes­tinghouse zu einer harten Restrukturierung. Dabei verkaufte er die Flash-Speicherchip-Sparte zur Hälfte an ein von Bain Capital geführtes Konsortium. Seine Rückkehr ans operative Ruder findet im Konzern viel Zustimmung. Anders als sein am vergangenen Mittwoch zurückgetretener Vorgänger Nobuaki Kurumatani, der als erster Chef seit 53 Jahren von außen kam, absolvierte Tsunakawa seine ganze Karriere innerhalb von Toshiba. Zugleich erwarb er sich bei seinen Verhandlungen über die Zukunft der Chipsparte den Respekt vieler Langzeitaktionäre.

Der Rücktritt von Kurumatani hat ergebnisoffene Gespräche zwischen Verwaltungsrat und potenziellen Käufern erleichtert. Vor Toshiba hatte der 63-Jährige die Japan-Tochter von CVC geführt. Die Kaufofferte weckte daher den Verdacht, dass Kurumatani involviert sei, um sich an der Konzernspitze zu halten. Am Tag vor dem Angebot hatte der Verwaltungsrat laut einem Reuters-Bericht schon seine Absetzung beschlossen. Im März setzten Aktivisten auf einer außerordentlichen Hauptversammlung eine Untersuchung durch, ob Kurumatani bei der Wiederwahl im Vorjahr Aktionäre beeinflusst hatte.