Autoindustrie

Toyota fährt Produktion drastisch herunter

Toyota muss seine Produktion laut der Finanzzeitung „Nikkei“ im September um 40% herunterfahren. Der Chipmangel hat auch den Weltmarktführer erreicht.

Toyota fährt Produktion drastisch herunter

mf/Reuters Tokio

Der Chipmangel in der Autoindustrie hat nun auch Toyota erreicht. Der Weltmarktführer muss seine Produktion laut der Finanzzeitung „Nikkei“ im September um 40% herunterfahren. Eigentlich sollten dann knapp 900000 Autos von den Bändern laufen, nun könnten es nur 500000 werden. Gemäß einem Reuters-Bericht können 360000 Autos nicht gebaut werden. Darauf knickte die Toyota-Aktie um bis zu 4,7% ein. Die Japaner bestätigten den Bericht nur indirekt, als sie mitteilten, zwischen nächster Woche und Ende September müssten 27 von 28 Montagebändern in den 14 japanischen Fabriken zeitweise stillgelegt werden. So wird der Bestseller Prius, das am meisten verkaufte Hybridauto in Japan, im Werk Tsutsumi an zwölf Tagen nicht produziert.

Als Ursache nannte Toyota einen Teilemangel infolge der Ausbreitung des Coronavirus in Südostasien. Die Aussage dürfte sich auf Thailand beziehen, den wichtigsten Standort des Autobauers in der Region. Doch Analysten vermuten, dass sich vor allem der weltweite Mangel an Halbleiterbauteilen wie Steuerchips verspätet auch auf den japanischen Branchenriesen auswirkt.

Seit dem monatelangen Stillstand von Fabriken nach der Tsunami-Katastrophe im März 2011 verlangt Toyota von ihren Zulieferern, dass sie wichtige Bauteile wie Steuerchips für bis zu sechs Monate vorhalten. Dadurch konnten die Japaner ihre Produktion bis auf wenige Tage bislang in vollem Umfang aufrechterhalten. Doch die Lagerpuffer scheinen nun aufgebraucht zu sein und zwingen den Hersteller zu einer scharfen Korrektur.

Trotz starker Geschäftszahlen hatte der Autokonzern im Juli darauf verzichtet, den Jahresausblick anzuheben. Zur Begründung verwies Toyota auf die Unsicherheiten bei der Versorgung von Halbleitern, den Verlauf der Covid-Pandemie sowie Materialkosten. Die Absatzprognose von 8,7 Millionen Autos bleibt jedoch.

Auch bei deutschen Autobauern stockt die Fertigung. Denn Corona-Ausbrüche in Südostasien, etwa in Malaysia, führten zu Fabrikschließungen bei den Chipherstellern. So könne das VW-Stammwerk Wolfsburg nach der Sommerpause in der kommenden Woche nur eingeschränkt wieder starten, sagte ein VW-Sprecher. Auf allen Fertigungslinien werde nur in einer Schicht produziert. „Die anhaltend eingeschränkte Liefersituation bei Halbleitern sorgt weiter herstellerübergreifend für erhebliche Störungen in der weltweiten Fahrzeugproduktion.“ Der Konzern gehe davon aus, dass die Versorgung im dritten Quartal angespannt bleibe. Daher seien weitere Produktionsanpassungen nicht auszuschließen. Bis Jahresende soll sich die Lage bessern, so dass der Produktionsrückstand im zweiten Halbjahr möglichst aufgeholt werde. Der Wolfsburger Mehrmarkenkonzern hatte wegen des Chipmangels im ersten Halbjahr eine hohe sechsstellige Zahl an Fahrzeugen nicht produzieren können.

Bei Audi stehen die Bänder in Deutschland auch in der kommenden Woche noch still, erklärte eine Sprecherin. Eigentlich hätten einige Linien anlaufen sollen. Audi hat bereits angekündigt, nicht alle Ausfälle bis Jahresende aufholen zu können. Mercedes-Benz drosselt nach Medienberichten die Produktion in dieser Woche in den Werken Bremen, Rastatt und Sindelfingen. Bei BMW dagegen soll es einem Sprecher zufolge nach den Sommerferien planmäßig wieder losgehen, nachdem die Münchner zuvor die Fertigung vergleichsweise wenig einschränken mussten.

Trotz der Produktionsprobleme erwarten die Autokonzerne 2021 steigende Gewinne. Denn die Nachfrage hat sich vom Coronaschock des vergangenen Jahres erholt, so dass die Hersteller höhere Preise durchsetzen können. Sie konzentrieren sich wegen des Chipmangels auf margenstarke, große Fahrzeuge und drosseln Kompaktwagen.

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