Nutzfahrzeuge

Traton holt stark auf

Zur Hauptversammlung hat der Vorstand gute Nachrichten mitgebracht: Das Geschäft erholt sich kräftig. Zudem ist der Weg nun frei für die Übernahme des US-amerikanischen Lkw-Herstellers Navistar.

Traton holt stark auf

jh München

Das Geschäft von Traton erholt sich. In der Hauptversammlung der Nutzfahrzeugholding des Volkswagen-Konzerns berichtete der Vorstandsvorsitzende Matthias Gründler von „einer starken Absatzentwicklung und einem weiter steigenden Auftragseingang“ im zweiten Quartal. „Der Auftragseingang liegt damit nochmals höher als der Rekordwert aus dem Vorquartal“, sagte er. „Das Geschäft mit Lkw läuft weiter gut.“ Im ersten Quartal dieses Jahres hatte Traton so viele Bestellungen für Lkw und Busse erhalten wie nie zuvor in einem Dreimonatsabschnitt (vgl. BZ vom 11. Mai). 81700 Fahrzeuge bedeuteten einen Anstieg um 51% im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum.

Optimistisch äußerte sich Gründler über die Aussichten der großen Märkte in diesem Jahr: In Europa dürfte der Lkw-Absatz um 10 bis 25% zulegen, in Südamerika um 10 bis 40% und in Nordamerika um 10 bis 30%. Die Konzernprognose für das gesamte Jahr lässt der Vorstand im Vagen: Erwartet werden ein starker Anstieg des Absatzes und eine erhebliche Zunahme des Umsatzes.

Präziser ist dagegen die Vorhersage für die um Sondereffekte bereinigte operative Rendite: Sie soll 5 bis 7% erreichen. Nach den 7,9% im ersten Quartal fragte ein Aktionär, warum maximal 7% fürs gesamte Jahr erwartet würden. Finanzvorstand Christian Schulz antwortete, erwartet werde in mindestens einem Quartal eine Marge unter 7,9%. Dies berücksichtige die große Unsicherheit über den Verlauf der Pandemie und Risiken für die Lieferkette. Engpässe gebe es nicht nur für Halbleiter, sondern auch für Gummi und Kunststoffe. Eine Unterbrechung der Produktion sei nicht zu erwarten, aber auch nicht auszuschließen.

„Globaler Champion“

Auf dem Weg, ein „globaler Champion“ zu werden, hat Traton ein wichtiges Ziel erreicht: Gründler berichtete, der Konzern habe die letzte erforderliche Freigabe für die Übernahme des US-amerikanischen Lkw-Herstellers Navistar erhalten. Auf Fragen von Aktionären antwortete er, Traton werde die Kooperation mit Navistar vertiefen. Die Marktposition des Unternehmens in Nordamerika solle sich weiter verbessern, vor allem für schwere Lkw.

Genauere Aussagen, auch über den erwarteten Beitrag von Navistar zum Konzernergebnis, werde es nach dem Zusammenschluss geben. „Wir rechnen damit, den Zusammenschluss mit Navistar am 1. Juli abzuschließen“, sagte Gründler. Traton ist seit fünf Jahren an Navistar beteiligt und hält einen Anteil von rund 17%. Der Preis für die restlichen Anteile beträgt rund 3,7 Mrd. Dollar. Mit Navistar wächst der Umsatz von Traton um rund 30%.

Traton will zudem „relevante weiße Flecken auf unserer Weltkarte in Asien schließen“, wie Gründler sagte. In erster Linie geht es um China, den größten Nutzfahrzeugmarkt der Welt: „Derzeit analysieren wir, wie wir aus eigener Kraft das Potenzial unserer Marken in China am besten ausschöpfen können.“ An dem Hersteller Sinotruk mit Sitz in Hongkong ist Traton über die Marke MAN mit 25% und einer Aktie beteiligt. Aktuell erkennt Gründler größere Chancen für die westlichen Marken: „Chinesische Flottenkunden setzen zunehmend auf höherwertige Fahrzeuge.“ Der Anspruch an Effizienz und Sicherheit steige. Gründler erinnerte daran, dass die Traton-Marke Scania nahe Schanghai ein Werk baut. Im nächsten Jahr soll die Serienproduktion beginnen. „Scania wird damit der erste westliche Lkw-Hersteller sein, der zu 100% eigenständig in China produziert.“

Am Tag vor der Hauptversammlung von Traton hatten die Aktionäre von MAN mit mehr als 99,9% der Stimmen für den Zwangsausschluss der verbliebenen Anteilseigner ge­stimmt. Traton besitzt bisher mehr als 94% der MAN-Aktien. Die hinausgedrängten Aktionäre erhalten eine Abfindung von 70,68 Euro je Anteil. „Was für ein Jammer“, kommentierte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz den Zwangsausschluss. Gründler rechtfertigte das Vorgehen damit, schlanker und flexibler zu werden. Das helfe für die Restrukturierung von MAN.