Einzelhandel

Trotz Click & Meet kommt es zu erheblichen Umsatzverlusten

Es sieht nicht gut aus für eine baldige Wiedereröffnung von Einzelhandelsgeschäften, die über das Einkaufen auf Termin hinausgeht – obwohl die betroffenen Ladenbetreiber auf heißen Kohlen sitzen.

Trotz Click & Meet kommt es zu erheblichen Umsatzverlusten

md Frankfurt

Eben noch keimte Hoffnung auf, das öffentliche Leben könnte allmählich zur Normalität zurückkehren. Doch nun belegen Daten, dass in Deutschland die Inzidenzwerte wieder stark anziehen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) und Intensivmediziner warnen bereits vor einem Rückschlag im Kampf gegen die Corona-Pandemie und einer „dritten Welle“. Statt weiterer Lockerungen droht nun ein Notbremsen-Lockdown – möglicherweise noch vor Ostern. Es sieht also nicht gut aus für eine baldige Wiedereröffnung von Einzelhandelsgeschäften, die über das Einkaufen auf Termin hinausgeht – obwohl die betroffenen Ladenbetreiber auf heißen Kohlen sitzen. Wegen der Ausbreitung von Covid-19 musste der Einzelhandel am 18. März vorigen Jahres erstmals bundesweit schließen.

Wie der Handelsverband Deutschland (HDE) mitteilt, seien auch in der vergangenen Woche die Umsätze der vom Lockdown betroffenen Händler deutlich hinter denen des Vorjahres zurückgeblieben. Insbesondere die Situation innerstädtischer Händler bleibe trotz erster Öffnungsschritte existenzbedrohend. „Das Einkaufen mit Termin ist ein erster Schritt, aber keine dauerhafte Öffnungsstrategie“, betont HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Die Lage bleibe angespannt. Wie aus einer Umfrage des HDE unter rund 1000 Händlern hervorgehe, verzeichneten Geschäfte mit Öffnung für Kunden mit Termin oder für begrenzte Kundenzahlen geringere Erlösverluste. Dennoch habe sich auch in der letzten Woche insgesamt ein deutliches Umsatzminus im Vorjahresvergleich ergeben.

In vielen Bundesländern können Kunden nach einem vorher ausgemachten Termin wieder direkt im Laden einkaufen. Bei Händlern mit diesem Angebot („Click & Meet“) lagen die Umsätze den HDE-Angaben zufolge um ein Viertel unter dem Vorjahresniveau, bei Händlern in der Innenstadt sogar um 30%. Dabei waren die Erlöse im März 2020 schon vor dem späteren ersten Lockdown pandemiebedingt deutlich zurückgegangen. Bereinigt um diesen Effekt wären die Einbußen wohl höher.

„Die zaghaften Öffnungsperspektiven bieten Händlern keinen Ausweg aus ihrer Existenznot. Sie sind ein Verlustgeschäft“, so Genth weiter. Die aktuelle Öffnungsstrategie biete dem Handel weder Planbarkeit noch Perspektive, sondern schaffe einen bundesweiten Flickenteppich. „Ein nachhaltiger Weg in die Öffnung funktioniert nur, wenn sich die Politik von den starren Inzidenzen löst, weitere Parameter wie die Auslastung der Intensivbetten und die höheren Testquoten berücksichtigt“, sagt Genth. Das RKI bestätige, dass die Ansteckungsgefahr im Einzelhandel gering sei. Es sei daher Zeit für eine flächendeckende Öffnung des Einzelhandels bei Einhaltung strikter Hygiene- und Abstandskonzepte.

Laut der HDE-Umfrage sehen sich insbesondere Händler in der Textilbranche in ihrer Existenz bedroht. Fast die Hälfte der befragten Bekleidungshändler gab an, ohne weitere staatliche Unterstützung dieses Jahr schließen zu müssen. „Die Überbrückungshilfe ist ein wichtiger Rettungsanker für Händler“, räumt Genth ein. „Doch sie muss schnell fließen und die betroffenen Unternehmen angemessen auffangen.“ Sie sei aber nicht geeignet, eine so lange Lockdown-Phase zu überbrücken.

Staatliche Hilfen gefordert

Der HDE fordere daher, die Auszahlungsbeträge der Überbrückungshilfe für März zu verdoppeln. Es bestehe Handlungsbedarf, um Händlern und damit auch den Innenstädten eine Zukunftsperspektive zu geben. Hinsichtlich der Ungleichbehandlung bei den November- und Dezember-Hilfen der Bundesregierung hatte der HDE jüngst auf Basis eines in Auftrag gegebenen Rechtsgutachtens den betroffenen Händlern gute Erfolgsaussichten für den Fall einer Klage eingeräumt. Der Einzelhandel war – im Gegensatz zur Gastronomie – bei den von der Politik vorgesehenen Umsatzentschädigungen Ende 2020 leer ausgegangen.