TSMC rechnet mit stark gedrosseltem Umsatztempo
nh Schanghai
Beim weltgrößten Chipauftragsfertiger Taiwan Semiconductor Manufacturing Co. (TSMC) rechnet man nach dem gewaltigen Umsatzschub der vergangenen Jahre nur noch mit geringfügigen Erlöszuwächsen im neuen Geschäftsjahr.
Wie Konzernchef C.C. Wei in einem Investoren-Call am Donnerstag erklärte, steht man mit dem Abbau des Nachfrageüberhangs bei Chipelementen für Smartphones, Computer und Automobile nun vor einer „Normalisierung“ der Inventarsituation bei den Kunden der TSMC. Damit werde das Absatztempo stark gedrosselt. Zwar ist es TSMC gelungen, seine Marktstellung bei Halbleiterprodukten für Datenzentrumsanwendungen auszubauen, doch zeichnen sich wegen der Schwäche im globalen Konsumelektronikmarkt klare Absatzrückgänge bei Computer- und Smartphone-Chips ab.
Für die erste Jahreshälfte 2023 rechnet der TSMC-Unternehmenslenker mit einem Rückgang der Erlöse in einem mittleren bis hohen einstelligen Bereich. Allerdings sei dann in der zweiten Jahreshälfte wieder mit einem deutlichen Absatzplus zu rechnen, so dass man für das Gesamtjahr auf einen leichten Zuwachs zu kommen hoffe. Konkret erwartet die Gesellschaft für das Quartal zum 31. März einen Konzernumsatz in einer Größenordnung von 16,7 bis 17,5 Mrd. Dollar, was in jedem Fall eine Schrumpfung bedeuten dürfte. In der Vorjahresperiode waren die TSMC-Erlöse um 36% auf 17,6 Mrd. Dollar geklettert. Mit der neuen „Guidance“ werden auch die Erwartungen der Analystengemeinde verfehlt. So hatte deren Konsensschätzung bislang einen leichten Anstieg der Erlöse auf 17,9 Mrd. Dollar vorweggenommen.
Ertragsseitig hat der weltmarktführende Chipzulieferer die Erwartungen auch im Schlussquartal 2022 voll erfüllen können. So kletterte der Gewinn nach Steuern für die Periode um 78% auf 9,7 Mrd. Dollar, während die Experten mit einem geringfügigeren Anstieg auf 8,8 Mrd. Dollar gerechnet hatten. Dabei profitierte TSMC weiterhin von den hohen Preisen im Halbleitermarkt, die im vergangenen Jahr nicht zuletzt auch von globalen Lieferkettenstörungen im Gefolge des Ukraine-Kriegs und der chinesischen Corona-Restriktionen sowie der Engpasssituationen in einigen Branchen weiter angestiegen waren. So konnte TSMC ihre bereits überaus hohe Gewinnmarge zuletzt von 52,7 auf einen neuen Rekordwert von 62,2% steigern, wobei allerdings auch positive Wechselkurseffekte eine Rolle spielten.
Trotz der verhaltenen Umsatzprognose ist die an der Börse in Taipeh notierende TSMC-Aktie am Donnerstag leicht um 0,4% auf 486,5 Taiwan-Dollar angestiegen und liegt nach der kräftigen Auftaktrally an den asiatischen Börsen für das laufende Jahr bereits gut 7% im Plus.
Die Analysten setzen allerdings weiter sehr verhaltene Kursziele, nachdem die TSMC-Aktie im vergangenen Jahr zeitweilig stark geknüppelt worden war. So hatten die Titel zur Januarmitte 2022 ein Allzeithoch bei 688 Taiwan-Dollar erreicht, gerieten dann allerdings sukzessive unter Druck und fielen Ende Oktober auf bis zu 370 Taiwan-Dollar zurück. Mit dem Kursniedergang in diesem Zeitraum verband sich eine gewaltige Marktkapitalvernichtung von knapp 420 Mrd. Dollar. Gegenwärtig kommt die TSMC-Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis vom 13,5-Fachen der erwarteten Gewinne auch im Vergleich zu Sektorrivalen wie Samsung Electronics und Global Foundries auf eine nur relativ schwache Bewertung.