UAW verhandelt mit Fiat Chrysler

Gespräch mit kleinstem US-Autobauer ist Basis für Tarifverträge mit Ford und GM

UAW verhandelt mit Fiat Chrysler

scd New York – United Auto Workers (UAW) will die ersten Gespräche der neuen Tarifverhandlungen mit dem italienisch-amerikanischen Autobauer Fiat Chrysler Automobiles (FCA) aufnehmen. Die Wahl ist aus Sicht von Branchenkennern überraschend, weil die US-Gewerkschaft in der Vergangenheit meist den stärksten der drei Autobauer als Hauptverhandlungspartner ausgewählt hatte, um so für die 140 000 vertretenen Mitglieder die bestmöglichen Konditionen auszuhandeln. Dieser Vertrag diente dann als Referenz für die Gespräche mit den schwächeren Konzernen. FCA ist derweil sowohl gemessen am Umsatz als auch ergebnismäßig kleiner als die Rivalen General Motors (GM) und Ford. Daher scheint der Fokus dieses Jahr stärker darauf gelegt zu werden, möglichst ähnliche Tarifabschlüsse mit den “Big 3” zu erzielen.Die Verträge der UAW mit GM und Ford, die Anfang der Woche ausgelaufen waren, wurden bis auf Weiteres verlängert, um Zeit bis zu einer Einigung zu gewinnen. Die UAW erklärte derweil, man fokussiere sich zwar zunächst auf Fiat Chrysler, wolle aber eine kollektive Einigung mit allen drei Beteiligten erzielen.Die aktuellen Verträge gehen auf das Jahr 2011 zurück. Angesichts der damals deutlich schwierigeren Lage im US-Automarkt und der Insolvenzen von GM und Chrysler hatte die UAW gegenüber US-Autobauern deutliche Zugeständnisse gemacht. Mittlerweile hat sich die Lage bei Chrysler, GM und Ford längst wieder gebessert. Die Gewerkschaftsführer erwarten daher auch entsprechend bessere Konditionen. Angepeilt wird die erste Gehaltsaufbesserung für die Mitglieder binnen einer Dekade.Langjährig in der Autoproduktion beschäftigte Arbeiter verdienen bei den Autokonzernen aus Detroit derzeit im Schnitt rund 28 Dollar pro Stunde. Ziel der Autobauer ist es, dass neu eingestellten Mitarbeitern zumindest nicht mehr als besagte 28 Dollar gezahlt werden muss. Die Kosten je Arbeitsstunde übersteigen die Löhne indes bei Weitem. Laut Center for Automotive Research betragen die Kosten bei Ford inklusive aller Vergünstigungen wie Krankenversicherung und Altersvorsorge rund 57 Dollar je Stunde, bei GM sind es 55 Dollar und bei Fiat Chrysler rund 47 Dollar pro Stunde.Die UAW erwartet, dass eine Einigung mit FCA auch von den beiden größeren und profitableren Wettbewerbern zumindest mit unterzeichnet wird. Wahrscheinlich gebe es zudem eine Aufbesserung der Konditionen in den Verträgen mit Ford und GM, ist Cornell-Professor Arthur Wheaton überzeugt. Hätte man sich zuerst mit Ford geeinigt, wären die Konditionen wahrscheinlich so gewesen, dass FCA abgelehnt hätte, glaubt er. Die Aktien von Ford und GM notierten am Dienstag jeweils mehr als 2 % fester.