Überkapazitäten verschärfen Preisdruck auf Fluggesellschaften

Deutsche Bank: Bisher vor allem günstiger Ölpreis in Stückerlösen eingepreist - Nächstes Jahr für Lufthansa kritisch

Überkapazitäten verschärfen Preisdruck auf Fluggesellschaften

lis Frankfurt – Europas Fluggesellschaften haben derzeit mit sinkenden Preisen zu kämpfen und das Ende der Spirale dürfte noch nicht erreicht sein. Beispiel Lufthansa: In den ersten sechs Monaten 2016 sanken die Stückerlöse um 6,6 %, in der zweiten Jahreshälfte wird ein Rückgang um 8 bis 9 % erwartet. Für die Experten der Deutschen Bank sind diese Schätzungen noch zu optimistisch, sie gehen von einem drastischeren Preisverfall aus.Denn nach Ansicht der Analysten hat sich in der aktuellen Preisentwicklung zwar schon der niedrige Ölpreis niedergeschlagen, die am Markt vorhandenen Überkapazitäten werden aber noch nicht in vollem Umfang abgebildet. Vor diesem Hintergrund wird auch für das nächste Jahr mit weiterem Preisverfall gerechnet, so die Prognose der Deutschen Bank in ihrer jüngsten Studie zur europäischen Airlinebranche.Für die kommende Wintersaison planen die europäischen Fluggesellschaften laut dem Research innerhalb Europas mit einem um 8 % ausgeweiteten Angebot, über den Nordatlantik wird mit einem Plus von 9 % gerechnet. Gerade das Transatlantikgeschäft, jahrelang Hoffnungsträger der Branche, entwickelt sich aber derzeit zum Sorgenkind. Weil es auf den Strecken zwischen Nordamerika und Europa lange Zeit gut lief, haben viele Fluglinien ihr Angebot aus dem schwächeren Asiengeschäft abgezogen und es auf die Nordatlantik-Destinationen umgelegt. Deshalb sind aktuell schon zu viele Kapazitäten in diesem Markt, was auf die Preise drückt. Lufthansa hat kürzlich über schwache Vorausbuchungen gerade in diesem Geschäft berichtet, was das Unternehmen unter anderem zu einer Gewinnwarnung veranlasst hatte (vgl. BZ vom 3. August). Diese Entwicklung könnte den Preisverfall weiter beschleunigen.Die Option, Verkehre aus dem Nordamerika-Geschäft auf andere Destinationen umzulenken, haben die Airlines derzeit nicht, fürchten die Branchen-Analysten, denn richtig gut läuft es aktuell in keinem Verkehrsgebiet. Der niedrige Ölpreis erlaubt es den Fluglinien zudem, eigentlich unprofitable Strecken weiter anzubieten, ohne dass die Kosten dafür komplett aus dem Ruder laufen. Deshalb rechnet die Deutsche Bank damit, dass die Überkapazitäten, wenn überhaupt, nur langsam abgebaut werden. Wenig optimistischSorgen bereitet den Experten auch die Entwicklung der treibstoffkostenbereinigten Stückkosten. Bei der Reduzierung der Ausgaben gehe es bei vielen Airlines zu langsam voran. Das Lufthansa-Management habe dabei zwar den richtigen Weg eingeschlagen, “aber das Lufthansa-Kerngeschäft bleibt eine Hürde”. 2017 sei für die deutsche Fluggesellschaft ein kritisches Jahr, zumal der Billigableger Eurowings dann den Beweis erbringen müsse, “auf der Kostenseite eine wettbewerbsfähige Plattform für die Gruppe” zu sein. Auch das Kurz- und Mittelstreckengeschäft wird durch ein Überangebot belastet, das vor allem Ryanair und Easyjet auf den Markt geworfen haben. Die Situation dürfte sich in Deutschland noch verschärfen, weil die beiden Low-Cost-Carrier nach dem Brexit-Votum der Briten nicht mehr in Großbritannien, sondern in anderen europäischen Märkten wachsen wollen. Angesichts dieser Gemengelage sind die Deutsche-Bank-Experten für Eurowings und den Air-France-Billigableger Transavia “nicht besonders optimistisch”.