Lebensmittel-Einzelhandel

Umsatz von Alnatura steigt auf 1,2 Mrd. Euro

Das Bio-Unternehmen Alnatura hat im Geschäftsjahr 2023/24 (30.9.) netto fast 1,2 Mrd. Euro umgesetzt; ein Plus von 3,9%. Für 2024/25 rechnet der Lebensmittel-Einzelhändler mit „ähnlichem Wachstum“. Kritik übt die Geschäftsführung an der mangelnden Unterstützung aus der Politik für die Umstellung von konventioneller Landwirtschaft auf Bio-Landbau.

Umsatz von Alnatura steigt auf 1,2 Mrd. Euro

Bio-Händler Alnatura erlöst 4 Prozent mehr

md Darmstadt

Das Bio-Unternehmen Alnatura – „ein Hybrid aus Hersteller und Händler“, wie Geschäftsführerin Petra Schäfer sagt – hat im Geschäftsjahr 2023/24 (30. September) netto fast 1,2 Mrd. Euro umgesetzt. Das sind 3,9 (i.V. 2,3)% mehr als in der vorherigen Berichtsperiode. 89% der Erlöse seien im Inland generiert worden, sagte Gründer und Geschäftsführer Götz Rehn auf der Jahrespressekonferenz in Darmstadt. Für das laufende Geschäftsjahr rechne der Lebensmittel-Einzelhändler „unter bestehenden Rahmenbedingungen“, wie Schäfer betonte, mit „ähnlichem Wachstum“.

Prof. Dr. Götz Rehn, Gründer und Geschäftsführer von Alnatura; Foto: Alnatura, Annika List

Das Filialnetz umspannt den Angaben zufolge derzeit 153 Alnatura Super Natur Märkte; einer weniger als vor Jahresfrist. Wie Schäfer ausführte, habe das Unternehmen 2023/24 vor allem in qualitatives Wachstum investiert und für eine Regeneration des Filialnetzes gesorgt, denn „die Instandhaltung und Modernisierung ist genauso eine wichtige Tugend wie Neueröffnungen“. Alnatura ist vor allem im südwestdeutschen Raum verbreitet: Stärkstes Bundesland ist Baden-Württemberg mit 37 Standorten, gefolgt von Bayern (24), Hessen (21), Berlin und Nordrhein-Westfalen (jeweils 19).

Die Schließung von Märkten erfolge dann, wenn sie „langfristig nicht die Stabilität des Unternehmens sichern“, so Schäfer. Im Lebensmittel-Einzelhandel habe es zuletzt deutlich mehr Schließungen als Neueröffnungen gegeben, was auf den harten Wettbewerb zurückzuführen sei.

„Angespanntes Verhältnis“ zu Bio-Bauern

Rehn kritisierte die niedrigen Verkaufspreise für Bio-Produkte im Handel. „Die Preise sind nicht hoch genug, um den Bio-Anbau in Deutschland weiterzuentwickeln.“ Dieses Problem werde politisch „absolut vernachlässigt“. Alnatura habe dieselben Preisprobleme wie der konventionelle Lebensmittel-Einzelhandel, hieß es. Daraus kann geschlossen werden, dass die Bauern nicht die Preise für ihre Agrargüter erhalten, die sie erwarten. Die Situation für die Landwirte sei „sehr herausfordernd“, räumte Rehn ein. Das Verhältnis zu den Bio-Bauern sei „angespannt“.

Um weiter Wachstum zu generieren, konzentriere sich das Unternehmen auf die strategischen Geschäftsfelder Alnatura Markenprodukte (inzwischen 1.425), Handelspartner (17 in Deutschland, 23 im Ausland) und die Alnatura Super Natur Märkte. Zudem investiere Alnatura in den nächsten Jahren vor allem in den Aufbau einer neuen IT-Infrastruktur.

Petra Schäfer, Geschäftsführerin von Alnatura; Foto: Alnatura, Annika List

Schäfer prognostizierte für dieses Jahr ein Wachstum des Bio-Marktes in Deutschland um 5,1% auf 16,9 Mrd. Euro. Abermals sei der Anstieg umsatz- und nicht absatzgetrieben. Mit anderen Worten: Der Erlösanstieg resultiert aus einer Erhöhung der Preise für Bio-Lebensmittel, nicht aus einem Anstieg der verkauften Menge. Wie Umfragen zeigen, sind der Preis und das Preis-Leistungs-Verhältnis die Kriterien, die Verbraucher an Bio-Produkten am stärksten kritisieren.

Umstellung auf Bio-Landbau kommt zu langsam voran

Alnatura engagiert sich seit seiner Gründung für den biologischen Landbau und hat hierfür Initiativen ins Leben gerufen, etwa die Alnatura Bio-Bauern-Initiative (Abbi). Diese setzt Alnatura in Kooperation mit dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu) um. Von 2015 bis 2024 habe die Abbi 119 Höfe bei der Umstellung auf Bio mit insgesamt rund 3 Mill. Euro unterstützt. Durch sie werde eine Fläche von zusätzlich rund 20.000 Hektar biologisch bewirtschaftet.

Rehn griff die EU und die Bundesregierung an, die es nicht schafften, Regelungen und Anreize für eine Vergrößerung des Bio-Landbaus in Europa und insbesondere Deutschland zu setzen. Zuletzt habe der Anteil hierzulande an der landwirtschaftlich genutzten Gesamtfläche bei 11,8% bzw. 1,94 Mill. Hektar gelegen. Das von der Bundesregierung gesetzte Ziel für 2030 liege aber bei 30% bzw. 5 Mill. Hektar. Um dieses Ziel noch zu erreichen, sei eine Verfünffachung der jährlichen Flächenumstellung von konventionell auf Bio notwendig.

Einsatz der Neuen Gentechnik abgelehnt

Alnatura engagiert sich gegen die von der EU geplante Deregulierung bei der sogenannten Neuen Gentechnik. Diese ermöglicht es, genetische Veränderungen in einen Organismus gezielt an bestimmten Stellen einzufügen. „Im Bio-Landbau ist der Einsatz von Gentechnik gesetzlich verboten“, stellte Rehn klar. „Das muss auch für die sogenannte Neue Gentechnik in Zukunft gelten.“ Für eine Koexistenz und den fairen Wettbewerb zwischen den verschiedenen Konzepten sei es wesentlich, dass die Kunden den Unterschied zuverlässig erkennen und sich auf Bio verlassen können. „Als Unternehmen, das ausschließlich Bio-Lebensmittel herstellt und vertreibt, lehnt Alnatura den Einsatz der Neuen Gentechnik in der biologischen Landwirtschaft konsequent ab“, sagte Rehn und fordert die verpflichtende Kennzeichnung.

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