Energiekonzern

Uniper polstert sich mit Liquidität

Der Liquiditätsbedarf des Energieerzeugers steigt wegen einer Besonderheit an den Energiehandelsmärkten rasant.

Uniper polstert sich mit Liquidität

ak Köln

Uniper hat den eigenen Kreditrahmen in großem Stil erweitert. Der Energiekonzern hat sich neue Kreditlinien im Volumen von insgesamt 10 Mrd. Euro gesichert. Grund ist ein erheblich gestiegener Liquiditätsbedarf, der durch eine Besonderheit an den Energiehandelsmärkten entsteht. Denn Uniper muss für Strom und Gas, die der Konzern in Termingeschäften verkauft, Sicherheitsleistungen in Form von Liquidität hinterlegen. Damit soll sichergestellt werden, dass die Kunden – im Fall von Uniper sind es zum Beispiel deutsche Stadtwerke –die Ressourcen auch über den Markt anderswo physisch einkaufen können, sollte der Vertragspartner nicht liefern können.

In den vergangenen Wochen und Monaten sind diese Sicherheitsleistungen jedoch förmlich explodiert. Denn als die Preise für Strom und Gas bisher nie gekannte Höhen in kurzer Zeit erreichten, mussten Energieerzeuger wie Uniper für die Sicherheitsleistungen erheblich nachschießen. Bei Lieferung bekommt Uniper das Geld zurück, doch zwischenzeitlich entstand hoher Liquiditätsbedarf.

Die bislang bestehenden Kreditfazilitäten von 1,8 Mrd. Euro seien ausgeschöpft worden, teilte Uniper am Dienstagabend mit. Mit Mehrheitsaktionär Fortum hat der MDax-Konzern Ende Dezember einen Kreditrahmen von bis zu 8 Mrd. Euro vereinbart und ihn auch schon teilweise in Anspruch genommen. Dazu kommt eine revolvierende Linie der KfW über 2 Mrd. Euro, deren Laufzeit am 30. April 2022 endet. Sie wurde bislang nicht gezogen. Es handele sich vielmehr um eine Absicherungsmaßnahme für den Fall extremer Marktentwicklungen in der Zukunft, teilte Uniper mit.

RWE sieht sich gewappnet

„Wirtschaftlich ist Uniper ein kerngesundes Unternehmen“, betonte CFO Tiina Tuomela in einer Stellungnahme. „Erst kürzlich haben wir die eigene Ergebnisprognose für das Jahr 2021 angehoben. Die heute bekannt gegebenen Vereinbarungen halten wir dennoch als Absicherungsmaßnahmen für sinnvoll, um unseren Liquiditätsspielraum zu vergrößern.“ Tuomela sprach von nie dagewesenen Preissteigerungen von teilweise mehreren hundert Prozent innerhalb weniger Monate. Zuletzt habe sich die Situation am Markt wieder etwas entspannt. Für die kommenden Wintermonate wolle Uniper aber vorsichtig bleiben.

Auch andere Versorger haben derzeit ein höchst aufmerksames Auge auf ihre Liquidität. RWE sieht sich nach eigenen Angaben gegen die Preissprünge bei Strom und Gas gewappnet. „Starke Preisschwan­kungen führen naturgemäß zu einem temporär großen Liquiditätsbedarf. Wir haben hierfür durch unsere Kreditlinien und weitere Finanzierungsinstrumente Vorsorge getroffen”, teilte der Konzern mit. RWE verfügt über ein Commercial-Paper-Programm von 5 Mrd. Euro sowie Kreditfazilitäten noch einmal in gleicher Höhe. Wie stark die bestehenden Kreditfazilitäten zwischenzeitlich in Anspruch genommen worden sind, wollte ein Sprecher nicht sagen.

Ein anderes Beispiel ist der Energiehandelskonzern Gunvor, der seine Finanzierung neu strukturieren musste und im November und Dezember mehrere frische Kreditlinien im Milliardenumfang vereinbart hat.

Durch den Preisschock an dem Energiemärkten hat auch ein Nachdenken über die Sicherheitsleistungen eingesetzt. „Wir sind in Gesprächen mit anderen Marktteilnehmern und Marktplatzbetreibern, ob die existierenden Regularien noch ausreichend und sinnvoll sind“, sagte ein Uniper-Sprecher. Denn diese Sicherheiten dürften sich nicht ins Gegenteil verkehren und bei extremen Marktpreisschwankungen zu einem Risiko aufgrund des abrupten hohen Liquiditätsbedarfs werden.

Die Aktie von Uniper gehörte am Mittwoch zu den schwächsten Werten im MDax. Die Titel des Energieversorgers verloren zwischenzeitlich bis zu 4%.

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