United Internet steckt Geld in Wachstum
hei Frankfurt
United Internet gibt weiterhin Geld aus, um die Markenbekanntheit der Hosting-Sparte Ionos zu erhöhen und die Kundenbasis auszubauen. Ein Zuwachs der kostenpflichtigen Verträge von insgesamt 250000 im ersten Halbjahr brachte den Konzernumsatz um 4,5% auf 2,9 Mrd. Euro voran. Unterdessen kletterte das Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) bereinigt um Sondereffekte im Vorjahr um 3,5% auf 655 Mill. Euro, während das Ebit um 3,3% auf 415 Mill. Euro anschwoll. Unterm Strich ging das Ergebnis je Aktie auf 1,23 Euro von 1,35 Euro zurück. Ursache waren ein geringeres Finanz- und Beteiligungsergebnis.
Obwohl die Geschäftsentwicklung überwiegend den Erwartungen von Analysten entsprach, sackte die Aktie des Internetkonzerns im Verlauf um 2% auf 25,02 Euro ab. Danach erhielt der Kurs Auftrieb durch einen Bericht (Handelsblatt) über einen vermeintlich bevorstehenden Verkauf der Portale GMX und Web.de. „Entscheidungen zu Veränderungen unseres Anteils bei Consumer Applications stehen derzeit nicht an“, heißt es dazu offiziell vom Konzern. Die Sparte hatte indes in der jüngsten Vergangenheit für Enttäuschung gesorgt. Die Performance im Vorkrisenjahr 2019 nannte Konzernchef Ralph Dommermuth ausdrücklich „nicht zufriedenstellend‘‘ bei Umsatz und Ergebnis. 2020 kamen die Erlöse indes kaum voran, das Ergebnis sackte ab. Im vergangenen Jahr legten beide Kennzahlen zweistellig zu. Im ersten Halbjahr 2022 legten die Erlöse von Consumer Applications um 4,4% auf 140 Mill. Euro zu, das Ebit kam unterproportional um 1,4% auf 44,6 Mill. Euro voran.
Im Gesamtjahr rechnet United Internet unverändert mit Konzerneinnahmen von 5,85 (i.V. 5,65) Mrd. Euro. Das operative Ergebnis soll bei 1,26 Mrd. Euro stabil bleiben.
Im ersten Halbjahr zahlten sich die Marketingaufwendungen bei Ionos in einem Kundenzuwachs der Sparte Business Applications von insgesamt 130000 Verträgen aus. Bei Consumer Access, im Wesentlichen das Telekommunikationsgeschäft der Tochter 1&1, wurden netto 120000 Neukunden verzeichnet. Deutlich mehr Internetkunden machten von den neuen gesetzlichen Kündigungsregeln (TKG-Effekt) Gebrauch, so dass die Zahl der Breitband-Anschlüsse bei der Tochter sank.
Die ebenfalls börsennotierte Gesellschaft erzielte bei den Service-Erlösen einen Zuwachs von 2,6% auf 1,58 Mrd. Euro. Das Ebitda kletterte bereinigt um periodenfremde Erträge im Vorjahr um 9,6% auf 368 Mill. Euro. Dabei verdaute 1&1 Drillisch steigende Aufwendungen für den Bau des 5G-Mobilfunknetzes, das in virtueller Fassung durch den japanischen Partner Rakuten erstellt und betrieben werden soll, von 16,1 Mill. Euro nach 14,9 Mill. Euro in der Vorjahresperiode. Das Ergebnis je Aktie von 1&1 kam um 10,8% auf 1,13 Euro voran. Im Gesamtjahr rechnet das Unternehmen ebenso wie der Konzern insgesamt mit einem operativen Ergebnis auf Vorjahresniveau von 672 Mill. Euro. Die Aufwendungen für das 5G-Netz sollen sich im ganzen Jahr auf rund 70 Mill. Euro belaufen. 1&1 steht damit für gut die Hälfte vom operativen Konzerngewinn von United Internet. Die Aktie von 1&1 gab 1,8% ab.
Der Börsengang des Webhosting-Anbieters Ionos, an dem der Finanzinvestor Warburg Pincus rund ein Viertel hält, war ursprünglich schon für 2018 geplant gewesen.