Chipdesigner zum Schnäppchenpreis
Softbank kauft Chipdesigner
zum Schnäppchenpreis
Graphcore kostet den Investor angeblich nur 500 Mill. Dollar
hip London
Der japanische Finanzinvestor Softbank hat sich den britischen Chipdesigner Graphcore für angeblich lediglich 500 Mill. Dollar gesichert. Das Unternehmen aus Bristol war angetreten, um Nvidia mit seinen „Intelligence Processing Units“ bei Prozessoren für Künstliche-Intelligenz-Anwendungen Konkurrenz machen.
Softbank brachte zuletzt den britischen Chipdesigner Arm an die New Yorker Börse und verfügt dank des Portfoliounternehmens bereits über reichlich Know-how in Sachen KI.
Große Ambitionen
„Die Nachfrage nach KI-Computing ist enorm und wächst weiter“, ließ sich Mitgründer Nigel Toon auf der Graphcore-Website zitieren. „Es bleibt viel zu tun, um die Effizienz, Robustheit und Rechenleistung zu verbessern, damit das volle Potenzial von KI erschlossen werden kann.“ In Softbank habe man einen Partner, der Graphcore dabei helfen könne, „die Landschaft für KI-Technologie neu zu definieren“.
Die neuesten Zahlen von Graphcore stammen aus dem Jahr 2022. Damals machte das Unternehmen bei 2,7 Mill. Dollar Umsatz einen Verlust von mehr als 200 Mill. Dollar.
Verkaufspreis nicht bestätigt
Zum Verkaufspreis wurden keine Angaben gemacht. Mitgründer Toon bezeichnete den von zahlreichen Medien genannten Wert dem Fachinformationsdienst „Techcrunch“ zufolge als falsch. Gemeinsam mit Simon Knowles hatte Toon im Januar 2012 die Idee zu Graphcore. Ein Jahr zuvor hatten die beiden die von ihnen gegründete Halbleiterfirma Icera an Nvidia veräußert.
Schon im vergangenen Jahr wurde über einen möglichen Verkauf von Graphcore spekuliert. Seitdem war von einem möglichen Preis von 500 Mill. Dollar die Rede. Im Dezember 2020 wurde Graphcore durch eine Finanzierungsrunde noch mit 2,8 Mrd. Dollar bewertet. Alles in allem dürfte das Unternehmen bei seinen Kapitalmaßnahmen um die 700 Mill. Dollar eingesammelt haben.
Exit über Buchwert
Der Private-Equity-Trust Chrysalis rechnet mit 44 Mill. Pfund aus dem Verkauf seiner Graphcore-Beteiligung. Sie stand zuletzt mit 35 Mill. Pfund in den Büchern. „Während sich die Investmentthese nicht wie ursprünglich angenommen verwirklichte, war das vom Unternehmen aufgebaute Wissen wertvoll, was von Softbank erkannt wurde“, schrieben die Investmentberater des Trusts.
Damit habe man den ersten Teil der Kapitalallokationspolitik erfüllt. Weitere Exits wären der Auslöser für Teil zwei: die Ausschüttung von 100 Mill. Pfund.
Der Schroder British Opportunities Trust rechnet nach dem Verkauf seiner Beteiligung an dem Chipdesigner mit einem um 68 Basispunkte höheren Nettoinventarwert. Der Erlös entspreche einem Plus von 22% auf den Buchwert, wie die Gesellschaft mitteilte.
In beiden Fällen ist zu berücksichtigen, dass es sich um den aktuellen Buchwert handelt. Im vergangenen Jahr schrieb der bekannte US-Risikokapitalgeber Sequoia Capital seine Beteiligung komplett ab. Man darf davon ausgehen, dass andere Investoren ihre Graphcore-Engagements ebenfalls wertberichtigt haben.