Übernahmefantasien haben der FTSE-250-Gesellschaft Tate & Lyle am Donnerstag einen Höhenflug beschert. Wie die „Financial Times“ unter Berufung auf Insider berichtet, bereitet der Finanzinvestor Advent International ein Angebot vor. Zahlreiche andere Medien griffen die Geschichte auf. Dadurch wurde der Börsenwert des angeblichen Übernahmeziels von 2,8 Mrd. auf mehr als 3 Mrd. Pfund nach oben getrieben.

Seit Jahresbeginn hat die M&A-Aktivität in Großbritannien Fahrt aufgenommen. Die Private-Equity-Gesellschaft Thomas Bravo holte sich den Cybersecurity-Experten Darktrace. Die Nationwide Building Society erwarb die börsennotierte Bank Virgin Money. Die Brauerei Carlsberg will sich den Softdrink-Hersteller Britvic sichern.

Tate & Lyle, die vor einem Jahrhundert aus der Fusion der Zuckerraffinerien Henry Tate & Sons und Abram Lyle & Sons hervorging, wurde in den vergangenen Jahren immer wieder als Übernahmekandidat gehandelt. Der Konzern befindet sich gerade mitten im Erwerb des Xanthan-Herstellers CP Kelco für 1,8 Mrd. Dollar. Der Deutsche-Bank-Analyst Damian McNeela kommt ohne CP Kelco auf Grundlage der Marktkapitalisierung von 2,8 Mrd. Pfund von Tate & Lyle vor dem Zeitungsbericht auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13,2 und einen Enterprise Value in Höhe des 7,7-Fachen des erwarteten operativen Ergebnisses (Ebitda) für das Kalenderjahr 2025.

Mit CP Kelco setzte er ein EV/Ebitda-Multiple von 9,8 an. „Es ist nicht klar, ob Advent die CP-Kelco-Akquisition weiterverfolgen würde, aber wir halten es für wahrscheinlich“, schrieb McNeela in einer ersten Einschätzung.

Die Frage sei jedoch, ob die US-Chemie-Gruppe JM Huber im Falle einer Akquisition von Tate & Lyle durch Advent an der privaten Gesellschaft beteiligt bleiben wolle. Sonst könnte der bisherige Eigentümer von CP Kelco die 75 Millionen Aktien verkaufen, die er von Tate & Lyle für das Unternehmen bekommt.

Advent war schon öfter am britischen Markt aktiv. Der Finanzinvestor erwarb 2020 die Rüstungsfirma Cobham. Nachdem zunächst die nationale Sicherheit gegen die Übernahme ins Feld geführt wurde, setzte sich Apollo durch. 2024 verkaufte er den Paketdienst Evri (zuvor: Hermes) an Apollo Global Management.