Ryanair macht Zugeständnisse bei Ticketpreisen
Ryanair muss Ticketpreise senken
Billigflieger kündigt 700 Mill. Euro schweren Aktienrückkauf an, Amber Rudd ab Juli im Board
Steigende Lebenshaltungskosten haben Europas Flugreisende offenbar noch preisbewusster gemacht. Ryanair wird versuchen, mit Preisanreizen mehr Kunden zu gewinnen. Den Aktionären versüßt der Lufthansa-Rivale den verhaltenen Ausblick mit einem 700 Mill. Euro schweren Aktienrückkauf.
hip London
Ryanair wird im laufenden Quartal zu Zugeständnissen beim Ticketpreis gezwungen sein. „Das Preisumfeld war zuletzt schwächer, als wir erwartet haben“, teilte der Lufthansa-Rivale per Pflichtveröffentlichung mit. „Das erste Quartal wird mehr Preisanreize brauchen als ein Jahr zuvor.“ Das habe unter anderem damit zu tun, dass das halbe Ostergeschäft dieses Jahr in den März gefallen sei.
„Rezessionsgefühl in Europa“
„Wir sind uns nicht ganz sicher, ob es lediglich die Verbraucherstimmung oder ein Rezessionsgefühl in Europa ist“, sagte CEO Michael O'Leary. Das Preisgeschehen sei „ein bisschen überraschend“. Das Verbrauchervertrauen in der EU und in der Eurozone liegt immer noch deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt.
Die Nachfrage nach Flugreisen im Sommer sei stark, betonte er. Man werde trotz der Lieferschwierigkeiten des Airbus-Rivalen den bisher umfangreichsten Flugplan anbieten. Es sei noch zu früh, um ein Gewinnziel für das seit Anfang April laufende neue Geschäftsjahr zu geben. Viel hänge davon ab, dass negative Effekte wie die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, Streiks ind er Flugsicherung und Lieferprobleme bei Boeing im laufenden Geschäftsjahr vermieden werden können.
Flugsicherung im Fokus
2023 habe es in Europa 67 Streiktage bei der Flugsicherung gegeben, klagte O'Leary. „Auf dem Weg in den Sommer 2024 fordern wir die EU-Kommission erneut auf, die dringende Reform des ineffizienten europäischen Flugsicherungssystems zu liefern“, sagte er. Dazu müssten während nationaler Streiks Überflüge geschützt werden. Das würde wichtige Verbesserungen ermöglichen, was die Umweltbilanz des EU-Luftverkehrs angehe. „Leider hat die EU-Kommission für diese wichtige Umweltinitiative nichts unternommen“, sagte O'Leary.
Ryanair rechnet mit einem „moderaten“ Anstieg der Stückkosten, die nichts mit den Treibstoffkosten zu tun haben. Stattdessen machen sich höhere Kosten für Personal, Abfertigung und Flugverkehrskontrolle ebenso bemerkbar wie die Verzögerungen bei der Auslieferung der bei Boeing bestellten effizienteren Flugzeuge. Sie dürften allerdings durch niedrigere Treibstoffkosten und höhere Zinseinkünfte größtenteils ausgeglichen werden.
Starke Sommernachfrage
„Nach zwei Jahren mit Anstiegen im zweistelligen Prozentbereich ist die Vorhersage eines moderaten Anstiegs immer noch ein gutes Ergebnis“, schrieb der Analyst Gerald Khoo von Liberum in einer ersten Einschätzung. Viele der genannten Faktoren beträfen die gesamte Branche. Wenn alle Airlines mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert seien, dürfte der relative Wettbewerbsvorteil von Ryanair intakt bleiben.
„Zeichen der Zuversicht“
Den Anteilseignern versüßte der Board den verhaltenen Ausblick mit der Ankündigung, für bis zu 700 Mill. Euro Aktien zurückzukaufen. Die Analysten der Deutschen Bank werteten das als „Zeichen der Zuversicht“. Sie waren davon ausgegangen, dass Ryanair bis zum November damit warten würde.
Für das Ende März abgelaufene Geschäftsjahr wies Ryanair ein Nettoergebnis von 1,92 Mrd. Euro aus. Damit bewegte es sich innerhalb der zuletzt genannten Spanne von 1,85 Mrd. bis 1,95 Mrd. Euro. Analysten hatten im Schnitt 1,91 Mrd. angesetzt. Statt Schulden wies die Airline Ende März eine positive Nettofinanzposition von 1,37 (i.V. 0,56) Mrd. Euro auf. Daran hatten auch die Lieferprobleme von Boeing ihren Anteil.
Amber Rudd neu im Board
Ab Juli wird die ehemalige britische Innenministerin Amber Rudd dem Board angehören. Sie zieht mit der Marokkanerin Jinane Laghrari Laabi in das Gremium ein.
Mit O'Leary verbindet Rudd ihr aktives Engagement gegen den EU-Austritt des Vereinigten Königreichs. Die ehemalige Investmentbankerin sitzt auch im Board der British-Gas-Muttergesellschaft Centrica.