US-Energieriesen kritisieren Trump
Zum Auftakt der World Gas Conference in Washington haben die Chefs von ExxonMobil und Chevron Kritik am Kurs der US-Regierung im Handelskonflikt mit China geübt. Die BASF-Tochter Wintershall wägt am Rande der Konferenz die Gefahr von möglichen US-Sanktionen im Zusammenhang mit Nord Stream 2 ab. sp Washington – Die Handelspolitik der US-Regierung treibt auch die großen US-Energiekonzerne ExxonMobil und Chevron um. Das machten die Chefs der beiden Öl- und Gasmultis auf der World Gas Conference in Washington deutlich. “Das Risiko von Handelskonflikten beginnt die Wachstumserwartungen zu belasten”, sagte Mike Wirth, CEO von Chevron, zum Auftakt des Branchentreffens. Darren Woods, CEO von ExxonMobil, der nach der Ende 2017 verabschiedeten US-Steuerreform noch Investitionen in der Größenordnung von 50 Mrd. Dollar an der US-Küste im Golf von Mexiko in Aussicht gestellt hatte, wies auf die Auswirkungen von Stahlzöllen hin. “Das sind stahlintensive Projekte”, sagte Woods mit Blick auf geplante neue Raffinerien und Exportterminals für Flüssiggas. “Wenn da Zölle aufgeschlagen werden und die Gefahr eines Handelskriegs droht, besteht das Risiko, dass diese Projekte an Wettbewerbsfähigkeit und an Attraktivität verlieren.”Auch der CEO der französischen Total, Patrick Pouyanne, warnte vor den Folgen der US-Handelspolitik, insbesondere für die weitere Entwicklung von Flüssiggasexporten aus den USA. Der künftige Erfolg für Liquefied Natural Gas (LNG), mit dem die USA gestützt auf den Abbau von Schiefergas zu einem der größten Gasexporteure weltweit aufgestiegen sind, hänge besonders vom Verhältnis zu China ab, rief Pouyanne in Erinnerung. Die Internationale Energieagentur (IEA) rechnet damit, dass China seine Gasnachfrage bis ins Jahr 2023 um durchschnittlich 8 % jährlich steigern und für mehr als ein Drittel des gesamten Nachfragezuwachses verantwortlich sein wird (siehe Grafik). In kein anderes Land haben die USA zuletzt mehr Flüssiggas exportiert, nachdem der US-Energiekonzern Cheniere im Februar laut Bloomberg als erster Förderer von Schiefergas eine Vereinbarung mit China National Petroleum zur Lieferung von Flüssiggas über die nächsten 25 Jahre geschlossen hatte. Investitionen in der SchwebeDer Handelskonflikt mit China könnte den Ausbau von Infrastruktur für den Export von Flüssiggas nach Einschätzung von Marktbeobachtern nun aber verzögern und den Wachstumshoffnungen der Branche einen Dämpfer versetzen. Projekte wie eine geplante Gaspipeline und ein Exportterminal im Süden Alaskas, zu deren Bau für rund 46 Mrd. Dollar sich Alaska Gasline bereits mit China Petrochemical Corp. verabredet hatte, dürften wieder in die Schublade wandern. Investitionen der China Energy Investment Corp., die im Bundesstaat West Virginia über die nächsten 20 Jahre mehr als 80 Mrd. Dollar in die Schiefergasindustrie stecken will, werden mit jeder weiteren Eskalation im Handelskonflikt unwahrscheinlicher.Kritik an der US-Regierung äußerte am Rande der World Gas Conference auch Thilo Wieland, Vorstandsmitglied der BASF-Tochter Wintershall, die zu den Investoren hinter der Gaspipeline Nord Stream 2 zählt. “Berechenbarkeit und Verlässlichkeit sind politische Grundpfeiler, auf die Unternehmen für ihre Investitionsentscheidungen zählen”, sagte Wieland. Schwer zu berechnen ist für Wintershall derzeit vor allem das Risiko von US-Sanktionen, die dem Unternehmen im Zusammenhang mit Nord Stream 2 drohen. Brenda Shaffer, die sich unter anderem für den Thinktank Atlantic Council mit Energiepolitik und internationalen Beziehungen beschäftigt, sieht die Wahrscheinlichkeit von Sanktionen gegen die Investoren hinter dem Pipelineprojekt, zu denen neben Wintershall auch Gazprom, PEG Infrastruktur, Nederlandse Gasunie und Engie zählen, in Abhängigkeit von den Beziehungen zwischen den USA und Russland. Sollte ein in den nächsten Wochen erwartetes Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin erfolgreich verlaufen, dürften Sanktionen vom Tisch sein, sagte Shaffer auf der World Gas Conference im Gespräch mit Journalisten, zu dem Wintershall eingeladen hatte. Für Wieland macht das die Lage nicht viel berechenbarer. “Wenn Vereinbarungen mit einem einzigen Tweet gelöst werden, schadet das nicht nur der Wirtschaft, sondern auch den Menschen”, sagte der Wintershall-Vorstand.