US-Konsum wandert ins Netz ab

Studie des Retailverbands NRF: Erstmals gibt es über Thanksgiving mehr Online- als Offlinekäufer

US-Konsum wandert ins Netz ab

Die US-Konsumenten haben sich im frisch gestarteten Weihnachtsgeschäft stärker denn je dem Online-Handel zugewandt. Erstmals übertraf die Zahl der US-Verbraucher, die online eingekauft haben, die Zahl der Käufer im stationären Handel, stellte die National Retail Federation in ihrer jährlichen Studie fest.scd New York – Einkaufszentren, Kaufhäuser und andere stationäre US-Einzelhändler stehen offenbar vor einem schwierigen Jahresendgeschäft. Am verlängerten Wochenende um den US-Feiertag Thanksgiving, an dem traditionell das Weihnachtsgeschäft mit vielen Rabattangeboten eingeläutet wird, hat die Zahl der Online-Einkäufer erstmals die Zahl der Einkäufer im stationären Handel übertroffen. Insgesamt sollen laut National Retail Federation (NRF) rund 151 Millionen Amerikaner an den vier Tagen von Donnerstag bis Sonntag eingekauft haben. Das sind 17 Millionen mehr als in der Vorjahresperiode und 15 Millionen mehr als prognostiziert. Dabei verdoppelte sich die Zahl der Online-Einkäufer im Vergleich zum Vergleichswochenende des Vorjahres nahezu auf 103 Millionen. Eine Million Amerikaner weniger machten von den Angeboten im stationären Handel Gebrauch.Die durchschnittlichen Ausgaben je Käufer gingen zwar drastisch zurück von 380,95 Dollar auf 299,60 Dollar je US-Konsument. Zwar seien die Zahlen nicht vergleichbar, berichtet die NRF. Die Messmethode sei verändert worden. Allerdings war bereits in der Vorjahresperiode bei gleicher Messmethode ein Rückgang gegenüber 2013 festgestellt worden. Mit dem Ausbau des Online-Geschäfts spielen die rabattstarken Wochenenden für den US-Handel eine geringere Rolle. Zudem hat sich der sogenannte Cyber Monday als Verlängerung des Rabattwochenendes im Internet etabliert.Laut NRF planten 121 Millionen Amerikaner am Montag online einzukaufen. Das sind knapp 6 Millionen weniger als ein Jahr zuvor. Laut einer Studie des IT-Dienstleisters IBM dürfte der Umsatz im Interhandel dennoch steigen. Die Einzelhandelsanalysten von Big Blue rechnen mit einem 18-prozentigen Anstieg der entsprechenden Erlöse. Über das Wochenende habe der Umsatz im Internethandel um 26 % angezogen.Das etwas schwächere Umsatzwachstum am Montag ist laut Experten kein Anzeichen einer geringeren Dynamik im Internethandel. Georgetown-Professorin Marlene Morris Towns sagte Bloomberg, dass aus Cyber Monday zunehmend die Cyber Week werde. Viele Online-Händler hätten ihre Rabattaktionen verlängert. Die von Herstellern gewährten Produktrabatte laufen ohnehin oft den ganzen Dezember. Beliebte Artikel waren laut IBM neben LCD-Fernsehern von Firmen wie LG oder Sony etwa die Apple Watch oder Sportschuhe von Nike.”Anders als noch vor zehn Jahren leben wir in einer Welt, in der jeder zu jeder Zeit überall einkaufen kann”, erklärte NRF-Präsident Matthew Shay. Die Konsumenten seien weder an Tag noch Uhrzeit gebunden. Viele Käufer wüssten längst, dass die Rabatte länger laufen und stürzten sich nicht gleich am Thanksgiving-Wochenende auf die ersten Angebote. Traditionelle Retailer versuchen ebenfalls längst im Internet stärkere Präsenz zu zeigen. Nicht immer mit Erfolg: Am Montag brach die Seite des Wal-Mart-Rivalen Target unter dem Ansturm der Cyber-Monday-Käufer zusammen.