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US-Konzerne packen zum Jahresauftakt Steuergeschenke aus

Von Stefan Paravicini, New York Börsen-Zeitung, 5.5.2018 Die US-Berichtssaison zum ersten Quartal neigt sich schon wieder dem Ende zu. Rund ein Drittel der Unternehmen aus dem S & P 500 reicht in den nächsten Wochen zwar noch Zahlen zum...

US-Konzerne packen zum Jahresauftakt Steuergeschenke aus

Von Stefan Paravicini, New YorkDie US-Berichtssaison zum ersten Quartal neigt sich schon wieder dem Ende zu. Rund ein Drittel der Unternehmen aus dem S & P 500 reicht in den nächsten Wochen zwar noch Zahlen zum Jahresauftakt nach. Schon jetzt ist aber klar, dass die Ergebnisse ganz im Zeichen der US-Steuerreform stehen. Die größten US-Konzerne haben ihre Gewinne nach Einschätzung von Thomson Reuters um 25,3 % gesteigert und gemessen daran das stärkste Quartal seit mehr als sieben Jahren hingelegt. Etwa ein Drittel der Gewinnzuwächse zum Jahresauftakt dürfte auf die Steuerreform zurückgehen, schreiben Analysten von Credit Suisse in einer Studie. Banken zählen zu GewinnernBesonders profitiert haben bislang Banken und Technologiekonzerne, denen die gesunkenen Unternehmenssteuern laut einer Auswertung von Thomson Reuters zusätzlich gut 11 Mrd. Dollar Gewinn in die Kasse gespült haben (siehe Grafik). Demnach haben 252 Unternehmen aus dem S & P 500, deren Quartalsberichte von Reuters ausgewertet wurden, ihre Steuerquote um durchschnittlich 6 Prozentpunkte auf 21 % gesenkt und allein deshalb 18 Mrd. Dollar mehr als vor einem Jahr verdient. Für ein Drittel der Unternehmen sind die Steuern demnach auch in Dollarbeträgen gesunken, obwohl ihre Vorsteuergewinne im ersten Quartal gestiegen sind. Verpackt wurden die Steuergeschenke schon kurz vor Weihnachten, als US-Präsident Donald Trump das Gesetz für eine Senkung der Unternehmenssteuern von 35 auf 21 % abzeichnete und die Besteuerung auf die im Ausland geparkten Gewinne reduzierte. Bereits im vierten Quartal führte das zu beträchtlichen Auswirkungen, wobei Unternehmen mit Steuergutschriften teils milliardenschwere Abschreibungen vornehmen mussten und viele Firmen die Gelegenheit nutzten, mit den Sondereffekten der Steuerreform auch eine Reihe anderer Einmalbelastungen zu verarbeiten. Der Jahresauftakt bietet nun zum ersten Mal vergleichsweise freie Sicht auf die Effekte der Steuerentlastung für Unternehmen, die auch im weiteren Jahresverlauf ihren Niederschlag finden dürften. Die Gewinne nach Steuern sind im S & P 500 nach Einschätzung von Thomson Reuters im ersten Quartal doppelt so schnell gestiegen wie die Vorsteuerergebnisse, die um 12,1 % vorangekommen sein dürften. “Es ist ganz klar nicht nur die Konjunktur, die die Unternehmensgewinne treibt”, sagt Joseph Lavorgna, Chefökonom von Natixis in Amerika. Die Umsätze der Unternehmen haben demnach um 8,3 % zugelegt und halten damit das Tempo aus dem Schlussquartal 2017, das zuletzt Ende 2011 erreicht worden war.Die größten US-Banken J.P. Morgan, Bank of America, Wells Fargo und Citigroup haben zusammen mit Morgan Stanley ihre Steuerlast im ersten Quartal um 2 Mrd. Dollar reduziert, obwohl die Institute ihre Erträge zum Auftakt teils auf Rekordniveau katapultiert haben. Die Gewinne je Aktie haben bei den Unternehmen aus dem US-Finanzsektor um 30 % zugelegt. Ähnlich stark entwickelten sich die Gewinne im Energiesektor und in der Technologiebranche, wobei allein die Google-Muttergesellschaft Alphabet rund 1 Mrd. Dollar mehr Gewinn verbuchte, als unter den alten Steuersätzen möglich gewesen wäre. Die effektive Steuerquote des Konzerns hat sich im ersten Quartal beinahe halbiert und lag nach 20 % im Vorjahr noch bei 11 %. Der Chiphersteller Intel konnte seine Steuerquote ebenfalls auf 11 % drücken und zahlte 300 Mill. Dollar weniger Steuern, obwohl der Vorsteuergewinn um 1,2 Mrd. Dollar höher als vor einem Jahr ausgefallen ist. Erst in der vergangenen Woche hat der Elektronik- und IT-Konzern Apple einen um 2,8 Mrd. Dollar höheren Gewinn als vor einem Jahr ausgewiesen, wobei die Hälfte davon auf eine um 10 Punkte gefallene Steuerquote von 15 % zurückgeht.Apple ist es auch, die eindrucksvoll gezeigt hat, wo ein Großteil der Steuergeschenke für die Unternehmen am Ende landen dürfte. Denn zusammen mit den Quartalszahlen hat der wertvollste börsennotierte Konzern eine Erhöhung der Dividende und ein Aktienrückkaufprogramm mit einem Rekordvolumen von 100 Mrd. Dollar verkündet. Laufende Programme sollen außerdem schneller als geplant abgeschlossen werden. Allein im ersten Quartal hat Apple mehr als 20 Mrd. Dollar für den Kauf eigener Aktien ausgegeben und damit ebenfalls einen Rekord aufgestellt. Eigene Aktien sind in ModeViele Firmen haben zusätzliche Investitionen angekündigt und Sonderzahlungen an ihre Mitarbeiter ausgeschüttet. Besonders profitieren werden aber Investoren, denen im ersten Quartal laut S & P Dow Jones deutlich gestiegene Aktienrückkäufe zugute gekommen sind. Im Vergleich zum vierten Quartal ist das Volumen um 50 % gestiegen. Im Vergleich zum Jahresauftakt 2017 sind die Aktienrückkäufe um zwei Drittel höher ausgefallen.Insgesamt rechnen Analysten im laufenden Jahr mit Buy-backs im Volumen von mehr als 800 Mrd. Dollar, während es im vergangenen Jahr noch 530 Mrd. Dollar waren. Eine Kombination aus beschleunigtem Wirtschaftswachstum und Steuersenkungen dürfte nach Einschätzung der Marktbeobachter von J.P. Morgan gut 100 Mrd. Dollar beitragen. Noch einmal 200 Mrd. Dollar stehen in Verbindung mit der Repatriierung von Gewinnen. Allein Apple hat derzeit noch rund 270 Mrd. Dollar Cash im Ausland liegen.