US-Vermögensverwalter bauen auf Comeback der Ölfeldausrüster

BlackRock und Vanguard halten an Branchenriesen Schlumberger und Halliburton jeweils über 5 Prozent - Analysten sind skeptisch

US-Vermögensverwalter bauen auf Comeback der Ölfeldausrüster

Von Martin Dunzendorfer, FrankfurtNach dem Einbruch der Ölpreise im zweiten Halbjahr 2014 – die Nordseesorte Brent fiel von 115 auf 57 Dollar – bewegen sich die Notierungen seit Anfang dieses Jahres in engeren Spannen: Ein Barrel Brent kostet seit Februar zwischen 55 und 70 Dollar, die führende US-Sorte WTI zwischen 45 und 62 Dollar. Das entspricht etwa dem, was viele Analysten auch langfristig erwarten. Auf dieser gedrückten Basis, deren Ursache ein hohes Angebot bei nur moderat steigender Nachfrage ist, dürften die Geschäfte der Ölfeldausrüster noch für lange Zeit schleppend verlaufen. Ihr Geschäft floriert, wenn Öl und Gas teurer werden. Dennoch halten einige US-Vermögensverwalter – allen voran BlackRock, Vanguard, State Street und Dodge & Cox – nach wie vor beträchtliche Anteile an Schlumberger, Halliburton (die vor der Übernahme von Baker Hughes stehen) sowie National Oilwell Varco, Weatherford und Transocean. In jüngerer Zeit wurden diese Pakete zum Teil sogar aufgestockt, wobei auch der Ausstieg aus dem Übernahmeziel Baker Hughes beigetragen haben mag. Hinter dem gestiegenen Engagement der US-Fonds darf man aber auch die Erwartung einer nachhaltigen Erholung des Ölpreises und damit der Auftragslage für die Ausrüster vermuten – worauf allerdings kaum etwas hindeutet. So ist die Zahl der Öl und Gas fördernden Plattformen in den USA gerade die 26. Woche in Folge gefallen. Nach Angaben von Baker Hughes waren in der vergangenen Woche noch 868 sogenannte Rigs aktiv (davon 27 offshore). Damit ist die Zahl der in Betrieb befindlichen Plattformen auf dem niedrigsten Stand seit fast sechs Jahren; allein seit Mitte Juni 2014 – damals waren 1 860 Rigs aktiv – hat sich die Zahl mehr als halbiert. Stillgelegt werden vor allem klassische, vertikal bohrende Anlagen, während die steuerbaren horizontal bohrenden Rigs zur Förderung von Schieferöl und -gas seltener außer Betrieb gehen.Die Zahl aktiver Rigs in den USA dient als wichtiger Indikator zur Einschätzung der Geschäftslage der Ölfeldausrüster. Ein Anstieg bzw. Rückgang legt eine entsprechende Veränderung der Nachfrage nach Gerätschaften und Dienstleistungen rund um die Suche nach fossilen Energieträgern sowie deren Erschließung und Produktion nahe. Allerdings dürfte die hohe Zahl an stillgelegten Bohrplattformen, die bei einem steigenden Ölpreis wieder in Gang gesetzt werden könnten, jeder Erholung ein baldiges Ende bereiten und damit die Auftragseingänge bei Ölservice-Unternehmen begrenzen. Dürftige ErgebnisseDie Ergebnisschätzungen der Research-Häuser lassen ebenfalls keine nennenswerte Besserung erwarten. Vielmehr sind die Bewertungen von Schlumberger & Co. hoch und bleiben es wohl auch. So liegen nach Bloomberg-Daten die Kurs-Gewinn-Verhältnisse der Branchenriesen Schlumberger und Halliburton auf Basis der Konsensschätzungen für 2015 und 2016 zwischen 24 und 33. Und auch beim Kurs-Cash-flow-Verhältnis sind in der Regel nur kleine Fortschritte in Sicht (siehe Tabelle).Schenkt man den Analysten Glauben, wird 2016 besonders für Transocean ein Horrorjahr. Die auf Tiefseebohrungen spezialisierte Firma, die 2010 durch den Untergang ihrer Bohrinsel “Deepwater Horizon” im Golf von Mexiko in aller Munde war, wird den Schätzungen zufolge nächstes Jahr rote Zahlen schreiben. Da die Analystengemeinde auch sonst wenig Erfreuliches erwartet, lautet das durchschnittliche Anlageurteil gemäß Bloomberg “Verkaufen”.Dennoch sind große US-Fonds offenbar von den führenden Ölfeldausrüstern überzeugt. Anders lässt sich ihr hohes und zuletzt sogar ausgebautes Engagement kaum erklären. Die Beteiligungen sind prozentual zwar einstellig, doch angesichts der enormen Börsenwerte der Unternehmen geht es um Milliardenbeträge.So zeigen Bloomberg-Daten, dass zum Beispiel BlackRock, der weltgrößte Vermögensverwalter, über seine diversen Fonds insgesamt 6,06 % an Schlumberger hält. Bei einer Marktkapitalisierung des – wie die meisten US-Ölfeldausrüster – in Houston (Texas) ansässigen Konzerns von 116 Mrd. Dollar entspricht dies einem Wert von 7 Mrd. Dollar. Auch an anderen Branchenvertretern ist die in New York sitzende BlackRock beteiligt (siehe Grafik). Der Assetmanager ist an der Börse 59 Mrd. Dollar wert. Allein die Beteiligungen an den fünf genannten Ölfeldausrüstern stellen einen Wert von 11,4 Mrd. Dollar dar; also fast ein Fünftel der Kapitalisierung.Deutsche Investmentgesellschaften halten kaum Aktien von Ölfeldausrüstern. Bloomberg nennt dagegen die Deutsche Bank, die 1,1 % an Halliburton, 1,7 % an National Oilwell und 0,8 % an Transocean halte.