US-Weihnachtsgeschäft stottert zum Start

Verband National Retail Federation berichtet von rückläufigem Umsatz am Thanksgiving-Wochenende

US-Weihnachtsgeschäft stottert zum Start

Von Sebastian Schmid, New YorkDas verlängerte Wochenende im Anschluss an den Feiertag Thanksgiving gibt üblicherweise den Startschuss für die finalen Wochen des US-Weihnachtsgeschäfts. In den vier Tagen von “Black Friday” bis “Cyber Monday” sollen Rabattaktionen und Sonderangebote die US-Konsumenten in Kauflaune bringen, den Umsatz hochschrauben und den Deckungsbeitrag für die stets knapp kalkulierenden Einzelhändler erhöhen. Dieses Jahr hatten einige unter ihnen – etwa Wal-Mart und Target – sogar sämtliche Register gezogen und auch am üblicherweise strikt eingehaltenen Thanksgiving-Feiertag ihre Tore geöffnet.Ausgezahlt hat sich der Eifer dieses Jahr allerdings offenbar nicht. Erstmals binnen mindestens sieben Jahren ist der Umsatz über das Thanksgiving-Wochenende gesunken, teilte die National Retail Federation (NRF) am Montag mit. Der Umsatz von Donnerstag bis Sonntag sank vorläufigen Zahlen zufolge um 2,7 % auf 57,4 Mrd. Dollar. Bei einer Fehlertoleranz, die der Verband auf 1,5 Prozentpunkte beziffert, darf der Rückgang als weitgehend gesichert betrachtet werden. Der Branchenverband versucht dem Ergebnis seiner Konsumentenbefragung dennoch etwas Positives abzugewinnen. So sei die Zahl der Käufer um zwei Millionen auf 141 Millionen gestiegen. Damit hätten mehr Menschen als je zuvor am Thanksgiving-Wochenende eingekauft.”Das kalte Wetter, einzigartige Angebote und unschlagbare Preise haben Millionen Amerikaner in die richtige Stimmung für den Weihnachtsgeschenkeeinkauf versetzt”, lässt sich NRF-Präsident Matthew Shay in einer Pressemitteilung zitieren. Der Anstieg der Käuferzahl wurde indes wesentlich von den zusätzlichen Geschäftsöffnungen an Thanksgiving getrieben. Am Tag, an dem amerikanische Familien üblicherweise in großer Runde zum Truthahnessen zusammenkommen, nahm die Zahl der kaufenden Konsumenten um gut zehn Millionen auf 45 Millionen zu. Schon am rabattstarken Black Friday stieg die Zahl der Käufer nur noch um 3,5 %. An Samstag und Sonntag gingen deutlich weniger Amerikaner einkaufen als im vergangenen Jahr.Für den US-Einzelhandel geht die NRF zwar immer noch davon aus, dass der Umsatz in der gesamten Weihnachtssaison um 3,9 % zulegen wird. Allerdings liegt in dieser Einschätzung sicher auch eine gehörige Menge Zweckoptimismus. In den vergangenen Jahren war der Anteil des Thanksgiving-Wochenendes am gesamten Weihnachtsgeschäft üblicherweise gestiegen. Sollte er diesen 2013 auch nur halten, käme dies einem klaren Erlösrückgang gleich. Mit Sorge dürften die Einzelhändler dabei auch beobachtet haben, dass trotz einer steigenden Anzahl von Käufern insgesamt weniger erlöst wurde – die Inflation ist in den Zahlen zudem noch nicht einmal berücksichtigt worden.Zahlreiche US-Einzelhändler haben bereits gewarnt, dass hohe Rabatte nötig sein würden und die Margen dadurch unter Druck seien. Gamestop-CEO Paul Raines sieht die US-Verbraucher noch immer mit knappen Budgets und hoher Arbeitslosigkeit kämpfen. Der Videospielehändler, der auch Gebrauchtwaren vertreibt, sieht mehr als andere Händler, wie knapp die Kassen der Käufer im Vergleich zu Vorjahren sind. So optimistisch wie der Verband zeigen sich daher derzeit nur noch die wenigsten US-Einzelhandelsunternehmen.