Batteriehersteller

Varta sieht noch viel Arbeit vor sich

Der krisengeplagte Batteriehersteller Varta hofft auf Besserung. Im kommenden Jahr sollen die Umsätze wieder anziehen. Auf der Kostenseite sorgen Einsparungen für Entlastung.

Varta sieht noch viel Arbeit vor sich

Varta sieht noch viel Arbeit vor sich

Umsatz soll im kommenden Jahr wieder auf mindestens 900 Mill. steigen

hek Frankfurt

Nach einer Serie von Prognosesenkungen hofft der kriselnde Batteriehersteller Varta auf eine Belebung im kommenden Jahr. Dann soll der Umsatz wieder mindestens 900 Mill. Euro erreichen, kündigt das Management an. Im Vergleich zu den für 2023 erwarteten 820 Mill. Euro wäre das eine Zunahme um ein Zehntel. Als Treiber werden Energiespeichersysteme und eine Erholung bei den zuletzt stark enttäuschenden Lithium-Ionen-Produkten genannt. Die gebeutelte Aktie reagierte am Freitag im Handelsverlauf mit einem Kurssprung von 10%.

Den Ausblick für 2023 hatte Varta im Juli weiter gekappt. Statt wie zuvor geplant beim operativen Ergebnis mindestens den Vorjahreswert von 69,5 Mill. zu erreichen, stehen nun nur noch 40 Mill. bis 60 Mill. Euro auf dem Zettel. Und die Umsatzprognose wurde an das untere Ende der im April gesenkten Guidance (820 Mill. bis 870 Mill. Euro) heruntergezogen. Anfangs hatte Varta für 2023 sogar 850 Mill. bis 880 Mill. Euro Umsatz und 90 Mill. bis 110 Mill. Euro bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in Aussicht gestellt.

Nachfrage überschätzt

Der Batteriehersteller ist durch Managementfehler und falsche Markteinschätzungen in eine Schieflage geraten. Insbesondere die Nachfrage nach kleinen Knopfzellen für kabellose Kopfhörer wurde überschätzt. Varta steuert mit Kostensenkungen und Personalabbau gegen.

Die Konsortialbanken haben im April die Fremdkapitalfinanzierung zu veränderten Kreditbedingungen bis Ende 2026 verlängert. Zuvor hatte der Großaktionär Montana Tech des Investors Michael Tojner, wie von Banken gefordert, knapp 51 Mill. Euro über eine Kapitalerhöhung eingeschossen.

Des Weiteren baut der in Ellwangen im Osten Baden-Württembergs ansässige Konzern bei seinem Ertragsausblick auf die seit Ende 2022 im Trend rückläufigen Rohstoff- und Energiepreise und die schrittweise Anhebung von Produktpreisen. Das werde in den kommenden Quartalen für eine Verbesserung des Margenbilds sorgen, heißt es im Zwischenbericht. Hinzu kommt der hohe Auftragsbestand im Geschäft mit Energiespeichern. Mit der neuen Energiespeicherfabrik in Neunheim (Ellwangen) will Varta an der “dynamischen Marktentwicklung” teilhaben. Erste Module sollen dort Ende 2023 gefertigt werden.

“Herausfordernde Zeit”

Die Restrukturierung mache Fortschritte, versichert das Management. Kostensenkungen und Working-Capital-Optimierungen liefen erfolgreich, der Abbau von 800 Stellen liege im Plan. Das Freiwilligenprogramm am Standort Ellwangen werde im August abgeschlossen. “Hinter uns liegt eine herausfordernde Zeit und wir haben noch viel Arbeit vor uns”, sagt Vorstandssprecher Markus Hackstein.

Nach sechs Monaten steht ein operativer Verlust (bereinigtes Ebitda) von 6,8 Mill. Euro in den Büchern, nachdem im Vorjahreszeitraum 68,9 Mill. Euro Gewinn erwirtschaftet wurden. Der Nettoverlust türmt sich sogar auf 110,4 Mill. Euro. Varta braucht also einen klaren Ergebnisumschwung, um das gesenkte Jahresziel zu schaffen. Unterstützung könnte die “traditionell saisonal steigende Nachfrage im zweiten Halbjahr” liefern.

Ein Zehntel weniger Umsatz

Der Halbjahresumsatz landete bei 339 Mill. Euro, ein Zehntel weniger als im Vorjahreszeitraum. Nahezu zum Stillstand gekommen ist das Geschäft mit den Lithium-Ionen-Knopfzellen, die an Smartphonehersteller wie Samsung und Apple gehen. Hier kollabierte der Halbjahresumsatz um drei Viertel auf nur 19,2 Mill. Euro. Demgegenüber haben die Speicherbatterien den Umsatz auf 81,5 Mill. Euro nahezu verdoppelt.

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