Varta steht vor Trennung vom E-Auto-Batteriegeschäft
Varta steht vor Trennung vom E-Auto-Batteriegeschäft
Pilotkunde Porsche plant Mehrheitsübernahme der Sparte – Kapitalerhöhung für V4Drive Battery – Aktie macht Kurssprung
hek Frankfurt
Der schwer angeschlagene Batteriehersteller Varta will das im Aufbau befindliche Geschäft mit Lithium-Ionen-Zellen für Elektroautos an den Pilotkunden Porsche abgeben. Wie das Traditionsunternehmen aus dem schwäbischen Ellwangen mitteilt, haben die Parteien eine Absichtserklärung geschlossen, die allerdings nicht bindend ist. Demnach erwirbt Porsche die Mehrheit an der Varta-Tochter V4Drive Battery, in der die E-Auto-Batterien gebündelt werden. Der Autohersteller soll dann über eine Kapitalerhöhung einsteigen. Die Varta-Aktie reagierte am Freitag im Handelsverlauf mit einem Kursanstieg von 20%.
Die sogenannten V4Drive-Zellen waren vor Jahren das große Zukunftsversprechen, doch im Herbst 2022 legte Varta den Fabrikneubau auf Eis. Die Kundenresonanz war zu gering. Seither ruht das Projekt, weil weitere Abnahmeverträge mit Fahrzeugbauern fehlen und der ums Überleben kämpfende Batteriehersteller kein Geld für größere Investitionen hat. Einziger Kunde ist Porsche, der aus der Ende 2021 in Betrieb genommenen Pilotanlage beliefert wird. Laut DZ-Bank-Analyst Holger Schmidt braucht die V4Drive-Technologie unter anderem eine Investition im niedrigen dreistelligen Mill.-Euro-Bereich, um nötige Größenvorteile zu erreichen.
Ringen um Rettung dauert an
Derzeit stimmen Varta und Porsche den Angaben zufolge die Dokumentation für die geplante Transaktion ab. Im ersten Schritt werde das E-Auto-Batteriegeschäft auf V4Drive Battery übertragen. Anschließend soll Porsche frisches Geld über eine Kapitalerhöhung einschießen. Auf diesem Weg will der Autohersteller offenbar die Zulieferung von E-Auto-Batterien finanziell absichern. Varta selbst müsste sich fortan mit einer Minderheitsbeteiligung begnügen.
Das Zustandekommen der Transaktion wird unter anderem an eine erfolgreiche Due Diligence geknüpft. Auch müssen die Varta-Gläubiger dem Deal zustimmen.
Umsatzprognose gekappt
Keinen neuen Sachstand enthält die Adhoc-Mitteilung zu den Rettungsbemühungen. Die Ausarbeitung von Optionen für Rekapitalisierung und Finanzierung dauere an. Auch das neue Gutachten zur Sanierungsfähigkeit des Unternehmens liegt noch nicht vor. Eine positive Fortführungsprognose ist Voraussetzung, dass Kreditgeber ihr Engagement aufrecht erhalten. Das IDW-S6-Gutachten erstellt die Consultingfirma Auxil Partner. Als Finanzberater ist Rothschild & Co. im Boot. Die Existenzkrise geht vor allem auf das Wegbrechen des einst boomenden Geschäfts mit wiederaufladbaren Knopfzellen für kabellose Kopfhörer zurück. Dahinter stehen eine schwächere Nachfrage und das Vordringen von Konkurrenten aus Asien. Zuletzt musste Varta die Umsatzprognose für 2024 kappen, weil der Verkauf von Energiespeichersystem hinter den Erwartungen zurückbleibt.
Das Management rechnet nur noch mit Konzernerlösen zwischen 820 Mill. und 870 Mill. Euro im laufenden Jahr. Die alte Prognose ging von mindestens 900 Mill. Euro aus. Der ursprünglich für den 28. März angekündigte Geschäftsbericht 2023 soll nun im August 2024 vorliegen.