Verbraucher bleiben in Spendierlaune

Singles Day beschert Alibaba Rekordumsatz - EY: Weihnachtsgeschäft bietet stationärem Handel Chancen

Verbraucher bleiben in Spendierlaune

Pünktlich zum “Singles Day”, dem aus China importierten Aktionstag des Online-Handelsgiganten Alibaba, zeichnet sich auch in Deutschland ein für den Einzelhandel erfreuliches Weihnachtsgeschäft ab. Mit durchschnittlich 281 Euro halten die Bundesbürger nach einer EY-Umfrage ihre Geschenkbudgets auf Rekordniveau.ab Düsseldorf – Ungeachtet der konjunkturellen Eintrübung wollen die Bundesbürger in diesem Jahr etwa genauso viel Geld für Weihnachtsgeschenke ausgeben wie im Vorjahr. Konkret wollen die erwachsenen Konsumenten in diesem Jahr 281 Euro im Durchschnitt für Weihnachtsgeschenke ausgeben, wie die alljährlich von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY in Auftrag gegebene Umfrage zutage fördert. Das diesjährige Geschenkbudget liegt damit nur 1 Euro unter dem Rekordjahr 2018. Aufsummiert bringen es die Geschenkausgaben deutschlandweit somit auf 18,4 Mrd. Euro. “Die Wirtschaftsflaute ist für die meisten Verbraucher noch kaum spürbar, die Löhne sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, und angesichts der niedrigen Zinsen lohnt sich das Sparen nicht”, kommentiert Thomas Harms, Leiter des Bereichs Consumer Products & Retail bei EY, die Umfrageergebnisse.Eine deutsche Besonderheit ist das gleichwohl nicht, wie ein Blick nach China verrät. Dort hat der Online-Handelsgigant Alibaba anlässlich des gestrigen Singles Day abermals einen Verkaufsrekord aufgestellt. Bereits acht Stunden vor Ende des 24 Stunden dauernden Shopping-Events hat das Unternehmen den Umsatzrekord aus dem Vorjahr, der bei umgerechnet knapp 31 Mrd. Dollar lag, getoppt. Zwei Minuten nach Beginn des Shoppingereignisses sollen Kunden schon Waren im Wert von 1 Mrd. Dollar bestellt haben. Bis zu 544 000 Bestellung wurden pro Sekunde abgegeben, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua meldet. Letztlich spielte Alibaba einen Umsatz von mehr als 38 Mrd. Dollar ein. Befürchtungen, dass sich die Wachstumsschwäche in der Volksrepublik spürbar in der Konsumlaune niederschlagen könnte, haben sich somit nicht bewahrheitet. Importierte AktionstageGalt der Singles Day am 11. November ursprünglich unter Studenten in China als eine Art Feiertag für Alleinstehende, machte sich Alibaba 2009 daran, den Tag zum E-Commerce-Event umzugestalten – geködert wird mit hohen Preisnachlässen. Zwar gibt es auch hierzulande vereinzelt Einzelhändler wie beispielsweise Douglas, die den Singles Day “feiern”, zum Durchbruch hat es die chinesische Tradition in Deutschland bislang jedoch nicht gebracht.Ganz anders die US-Importe “Black Friday” und “Cyber Monday”, die seit einigen Jahren auch hierzulande begangen werden, und das mit wachsendem Erfolg. Hatten die beiden rabattträchtigen Handelstage, die in den USA an den Feiertag Thanksgiving anschließen, dem deutschen Einzelhandel nach Angaben des Handelsverbands HDE 2017 einen zusätzlichen Umsatz von 1,7 Mrd. Euro beschert, waren es ein Jahr später schon 2,4 Mrd. Euro. Und auch in diesem Jahr sind die Erwartungen an den 29. November und 2. Dezember groß. “Beide Aktionstage haben sich über die letzten Jahre fest im Einkaufskalender der Schnäppchenjäger etabliert”, weiß man beim HDE. Vielerorts setzen Händler gezielt auf Aktionswaren. Zwar wollen die Handelsexperten nicht ausschließen, dass die beiden Aktionstage zu Umsatzverschiebungen führen, ein Nullsummenspiel für den Einzelhandel seien die Tage aber nicht notwendigerweise. Zum einen gehe es um die Gewinnung von Neukunden. Zum anderen gelinge es dem Handel bisweilen, Zusatzumsatz zu generieren, weil Verbraucher Geld von anderen Verwendungszwecken abzögen. Online-Handel ausgebremstDie EY-Umfrage fördert in diesem Zusammenhang interessante Erkenntnisse zutage. So verbucht die Geschenkkategorie Events, Veranstaltungen und Reisen in diesem Jahr deutliche Einbußen. Gaben die Verbraucher im Vorjahr noch durchschnittlich 42 Euro für diese Geschenkart aus, sind es in diesem Jahr nur noch 30 Euro. Mit 69 (67) Euro entfällt der größte Teil des Geschenkbudgets aber auch in diesem Jahr auf Gutscheine oder Geld.Anders als vielfach erwartet profitiert der Online-Handel allerdings nicht mehr von den hohen Geschenkbudgets. Am liebsten kaufen die Deutschen ihre Weihnachtsgeschenke nämlich im Fachhandel: Nach der Umfrage wollen die Verbraucher in diesem Jahr durchschnittlich 92 (i.V. 91) Euro in Fachgeschäften für Präsente ausgeben. Auf den Online-Handel entfallen nur noch 83 Euro im Schnitt, nachdem es im Vorjahr noch 88 Euro waren. Den Rückgang führt EY auf die Verschiebungen in den Geschenkkategorien zurück, werden Reisen und Veranstaltungen doch in der Regel online gebucht. Nach Einschätzung von Harms liegt in der vorweihnachtlichen Zeit eine Chance für den stationären Handel, erfreut sich das stimmungsvolle Shopping-Erlebnis in den geschmückten Innenstädten beim Verbraucher doch wachsender Beliebtheit.