Verbraucher wollen mehr im Internet einkaufen

Coronakrise schiebt Onlinehandel an

Verbraucher wollen mehr im Internet einkaufen

hek Frankfurt – Nach der Stagnation im Startquartal 2020 ist der Onlinehandel in Deutschland im zweiten Jahresviertel kräftig gewachsen. Das geht aus der Verbraucherstudie des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel (BEVH) hervor. Demnach hat der E-Commerce von April bis Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16,5 % auf 20,2 Mrd. Euro zugelegt. Damit sei die Branche zu gewohntem Wachstum zurückgekehrt. “E-Commerce hat sich im zweiten Quartal nachhaltig als zusätzliche Versorgungsinfrastruktur etabliert”, sagt BEVH-Hauptgeschäftsführer Christoph Wenk-Fischer. Denn gut jeder zweite Konsument wolle laut einer Befragung aufgrund der Erfahrungen in der Coronakrise künftig mehr online bestellen. Das betreffe hauptsächlich Waren des täglichen Bedarfs (Lebensmittel, Medikamente, Drogerieartikel, Tierbedarf), Bekleidung und gedruckte oder elektronische Bücher.In den ersten drei Monaten waren die Onlineverkäufe aufgrund der Konsumzurückhaltung durch die Pandemie nur um 1,5 % gestiegen. Im gesamten ersten Halbjahr summieren sich die Erlöse auf 36,7 Mrd. Euro, ein Plus von 9,2 %.Reine Internetplayer profitieren laut BEVH weit stärker vom E-Commerce-Trend als die Onlineshops des stationären Handels. Für die von wochenlangen Schließungen gebeutelten Ladenbetreiber ist das ein ernüchternder Befund. Im zweiten Quartal kamen ihre Onlineumsätze nur um 4,7 % voran. Nach sechs Monaten ergibt sich sogar ein Rückgang um 1,8 %. Wenk-Fischer glaubt aber, dass die Multikanal-Anbieter künftig Boden gutmachen können. Denn viele stationäre Händler hätten in der Krise erstmals konsequent mit dem Onlineverkauf begonnen.Das Onlinegeschäft mit Mode kam nach dem Einbruch im März und der nur leichten Erholung im April noch auf 6,4 % Wachstum im ersten Halbjahr. Für das zweite Quartal steht ein Anstieg um leicht unterdurchschnittliche 15,3 % auf 3,7 Mrd. Euro zu Buche. Deutlicher fällt der Abstand zum Sektorschnitt beim volumenstarken Segment der Unterhaltungsprodukte aus. Hier legte der Onlineverkauf im zweiten Jahresviertel um 9,1 % auf 7,0 Mrd. Euro zu. Drastisch um 72 % eingebrochen ist dagegen das Geschäft mit digitalen Dienstleistungen wie Tickets und Hotelbuchungen, was die Auswirkungen des Lockdowns auf Reisen und Kulturveranstaltungen zeigt.Einen Nachfrageboom verzeichnen die Waren des täglichen Bedarfs, deren Verkauf im Web im zweiten Quartal um 51 % zulegte. Der Lebensmittel-Onlinehandel expandierte sogar um 89 %. Das starke Wachstum überrascht, weil Drogerien und Supermärkte während des Lockdowns geöffnet blieben. Selbst nach der Phase der Hamsterkäufe und auch nach dem Ende der scharfen Kontaktbeschränkungen habe sich die erhöhte Nachfrage fortgesetzt, was laut BEVH eine “dauerhaft positive Wachstumsprognose” für dieses Segment nahelegt. Allerdings handelt es sich um eine kleine Kategorie, ihr Anteil am gesamten Internethandel ist mit knapp einem Zehntel gering.