Verkauf der Mainova-Datenzentren auf der Zielgeraden
Verkauf der Mainova-Datenzentren auf der Zielgeraden
Finale Gebote von Infrastrukturinvestoren für Tochterfirma Webhouse erwartet
cru Frankfurt
Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt
Der Frankfurter Energieversorger Mainova steht kurz davor, seine Rechenzentren zu verkaufen. Die finalen Gebote für einen Mehrheitsanteil an der Tochter Mainova Webhouse werden in der kommenden Woche erwartet. Als chancenreicher Bieter galt bis vor kurzem der US-Assetmanager Blackrock. Der andere Kaufinteressent, der noch zum Zuge kommen könnte, ist die bisher auf Glasfaserfirmen wie das US-Unternehmen Fatbeam spezialisierte Basalt Infrastructure Partners. Das wird aus Finanzkreisen bestätigt. Die Mehrheit der Anteile von 50,1% an der Datenzentren-Tochtergesellschaft Mainova Webhouse war in einem öffentlichen Vergabeprozess seit Sommer 2023 zum Verkauf gestellt worden. Rund 70 Interessenten hatten sich anfangs gemeldet. Inzwischen hat sich das Bieterfeld stark reduziert – auch wegen der komplexen Anforderungen des Beihilferechts sind etliche Interessenten abgesprungen.
Mit der Transaktion beauftragt ist die Investmentbank Rothschild in Zusammenarbeit mit der Corporate-Finance-Boutique Rautenberg & Co. Mit dem Abschluss des Deals wird noch im ersten Quartal gerechnet. Bei Mainova hieß es, „die im Sommer 2023 gestartete Investorensuche für 50,1% der Anteile an der Mainova Webhouse läuft weiterhin“. Man wolle sich zu weiteren Details zum Vergabeprozess aus Gründen der Vertraulichkeit derzeit nicht äußern. Auch Rothschild lehnte einen Kommentar ab.
Mainova Webhouse hat zwar wenig mehr als ein Dutzend Mitarbeiter. Aber die Firma treibt in den kommenden zehn Jahren Bauprojekte für Rechenzentren mit einem Investitionsvolumen von 2 Mrd. Euro voran. Von 200 Megawatt, die geplant sind, werden die ersten 30 Megawatt im April in Seckbach fertiggestellt, die nächsten 20 Megawatt in Langen.
Mindestens vier weitere dürften in Frankfurt oder in der Nähe von Frankfurt hinzukommen. Angesichts der großen Pipeline an Projekten wird das Unternehmen beim Verkauf mit mehreren hundert Mill. Euro bewertet. Von mindestens 250 Mill. Euro Eigenkapitalwert für 50,1% ist die Rede. Wer den Zuschlag erhält, hängt auch davon ab, wer dem Unternehmen das parallel benötigte Fremdkapital zur Verfügung stellt.
Auch der Finanzinvestor Blackstone war zeitweise interessiert, ist aber inzwischen abgesprungen. „Wir sind an dem Prozess nicht mehr beteiligt“, teilte ein Sprecher von Blackstone auf Anfrage mit. Das Gleiche gilt für Swiss Life, die als Infrastrukturinvestor auch am Übertragungsnetzbetreiber Amprion beteiligt ist und deren Infrastruktursparte ein Volumen von
9 Mrd. Euro verwaltet.
Der Immobiliensparte von Blackstone stehen 8 Mrd. Dollar für Investments in Rechenzentren zur Verfügung. Investiert wird in Immobilien zur Bewältigung des steigenden Datenbedarfs, der sich aus dem Anstieg der KI-Investitionen ergibt. Das gilt sogar als Priorität für den Finanzinvestor mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 1 Bill. Dollar.
Große Technologieunternehmen wie Microsoft, Google, Meta und Amazon werden in den kommenden Jahren rund 1 Bill. Dollar investieren müssen, um die digitale Infrastruktur aufzubauen, die den steigenden Bedarf an Datenverarbeitung durch Technologien der künstlichen Intelligenz bewältigen kann, schätzt das unabhängige Analysehaus Dell’Oro Group.
Angetrieben wird die Nachfrage nach Rechenkapazität durch den Boom der künstlichen Intelligenz. Jetzt setzt mit Blackrock ein US-Assetmanager in Frankfurt einen Fuß in die Tür – in einem der größten Internetknotenpunkte der Welt. Mainova gilt dabei als attraktiver Partner für einen Infrastrukturinvestor, weil der Versorger den enormen Strombedarf der Rechenzentren decken und zugleich als Abnehmer für die Fernwärme dienen kann und mit seiner Kenntnis der Stadt bei den geplante Bauprojekten behilflich wäre.
Der Hauptgrund, warum sich so viele Server in Frankfurt ansiedeln, ist der Standort des weltweit größten Internetknotens DE-CIX in der Bankenstadt. An der Datendrehscheibe sind etwa 1.000 Netze aus Europa zusammengeschaltet. Ein anderer Grund ist die hohe Nachfrage vor Ort: Die Finanzbranche in Frankfurt mit Deutscher Börse und EZB braucht die Rechenzentren, um ihre Daten schnell transferieren zu können. Darüber hinaus verlangt die Datenschutzgrundverordnung, dass Daten vermehrt in Deutschland gespeichert werden und nicht in Ländern mit anderer Rechtslage.
Daraus ergeben sich Chancen für Investoren. Der deutsche Infrastrukturinvestor Palladio Partners sieht bei Rechenkapazitäten eine massive Lücke zwischen Nachfrage und Angebot. In Deutschland bestehe großer Aufholbedarf, damit digitale Entwicklungen wie Cloud Computing oder künstliche Intelligenz nicht stehen bleiben, schreibt der Infrastrukturinvestor in seinem Jahresausblick. Privates Kapital sei ein wichtiger Baustein in der Finanzierung. „Wir müssen viel mehr über sinnvolle Kooperationsmodelle zwischen öffentlicher und privater Finanzierung sprechen“, so Palladio Partners.
Bisher haben vor allem Tech-Konzerne Rechenzentren gebaut. Doch die Aussicht auf Rendite lockt neue Investoren an, die die Anlagen vermieten. Jetzt greift der US-Assetmanager Blackrock nach der Mehrheit bei der Datenzentren-Tochter des Frankfurter Energieversorgers Mainova.