Verlust von Fraport fällt höher aus als erwartet
md Frankfurt
Der Flughafenbetreiber Fraport ist trotz der Erholung des Passagierverkehrs im ersten Quartal 2022 tief in den roten Zahlen geblieben. Dabei kamen den Konzern die Sanktionen gegen Russland infolge des Ukraine-Kriegs teuer zu stehen. Das Unternehmen ist seit 2009 über eine Holding in Zypern Minderheitsgesellschafter des St. Petersburger Flughafenbetreibers Northern Capital Gateway (NCG). Die Forderung gegen die Holding wurde wegen wachsender Ausfallrisiken um 48,2 Mill. Euro nach unten korrigiert, wie Fraport mitteilte. Das Unternehmen sehe derzeit keinen Weg, sich von der Beteiligung zu trennen, habe aber seine Tätigkeiten in Russland eingestellt. Der verbleibende Buchwert der Darlehensforderungen zum 31. März wird auf 110,9 Mill. Euro beziffert.
Bereits 2020 hatte es eine Wertberichtigung nach unten um 9,7 Mill. Euro gegeben. Weitere NCG-Eigner sind die von den westlichen Sanktionen betroffene VTB Bank und die griechische Copelouzos Group.
Unterdessen habe sich vor allem im März eine zunehmende Nachfrage nach Flugtickets gezeigt, die ein Jahr zuvor noch stark unter den Reisebeschränkungen infolge der Corona-Pandemie gelitten hatte. So stieg Fraports Umsatz im ersten Quartal im Vergleich zu der von einem Lockdown geprägten Vorjahreszeit überraschend stark um 40% auf 540 Mill. Euro. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sprang um drei Viertel auf knapp 71 Mill. Euro, blieb aber hinter den Erwartungen von Analysten zurück.
Das Ebit, in dem die Wertberichtigung im Zusammenhang mit dem Flughafen St. Petersburg enthalten ist, wird mit −41 (i.V. −70) Mill. Euro angegeben. Der Nettoverlust weitete sich auf 118 (78) Mill. Euro aus. Analysten hatten mit einem deutlich kleineren Minus gerechnet.
An der Aktienbörse gab der Kurs im Verlauf um 7,3% nach. Kurz vor Handelsschluss kostete die Aktie 50,20 Euro (−1,5%). Analysten beurteilen das Papier sehr unterschiedlich: Gestern veröffentlichte Kursziele reichten von 29 (RBC) bis 65 Euro (Warburg Research).
„Trotz Unsicherheiten im Markt ist die Erholung der Passagiernachfrage stabil“, erklärte Vorstandschef Stefan Schulte. Mit 7,3 Millionen Fluggästen zählte Fraport am größten deutschen Flughafen in Frankfurt mehr als doppelt so viele Reisende wie im Auftaktquartal 2021. Vor Ausbruch der Coronakrise 2019 waren es etwa zweimal so viele. Auch die Fraport-Flughäfen im Ausland verbuchten kräftig steigende Passagierzahlen. Für das Gesamtjahr rechnet Schulte mit einer deutlichen Zunahme der Passagierzahlen in Frankfurt auf 39 bis 46 Millionen. Das entspreche 55 bis 65% des Aufkommens aus dem Jahr vor der Coronakrise. Im April erreichte die Passagierzahl nach einem schwachen Jahresstart 66% des Vergleichswerts von 2019.
Steigende Kosten könnten gemäß CFO Matthias Zieschang z.B. über höhere Flughafengebühren für Airlines abgedeckt werden. Die Mietverträge für Einzelhändler am Airport hätten Indexklauseln, so dass die Mieteinnahmen automatisch an die Inflationsrate angepasst werden.
Fraport bestätigte, im Gesamtjahr einen Umsatz von rund 3 Mrd. Euro sowie einen Überschuss von 50 Mill. bis 150 Mill. Euro erzielen zu wollen. Der operative Gewinn (Ebitda) soll 760 bis 880 Mill. Euro erreichen.
Fraport | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Quartal | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Umsatz | 540 | 385 |
Ebitda | 71 | 40 |
Abschreibungen | 112 | 110 |
Betriebsergebnis (Ebit) | −41 | −70 |
Finanzergebnis | −103 | −46 |
Nettoergebnis | −108 | −65 |
Operativer Cashflow | 3 | −214 |
Freier Cashflow | −631 | −495 |
Nettofinanzschulden | 7 094 | 6 370 |
Gearing Ratio (%) | 192,2 | 169,7 |
Börsen-Zeitung |