Verunsicherung in der Chefetage

KPMG-Umfrage: Politische Risiken dämpfen Wachstumszuversicht der CEO - Furcht vor Reputationsschäden

Verunsicherung in der Chefetage

Im Kreis der Konzernchefs macht sich Pessimismus breit. Zwar rechnet die Mehrheit noch mit Wachstum in den kommenden Jahren, doch die Zuversicht nimmt deutlich ab, wie aus einer Umfrage der Beratungs- und Prüfungsgesellschaft KPMG bei 1 300 CEO großer Unternehmen weltweit hervorgeht.swa Frankfurt – Politische Risiken, protektionistische Tendenzen, Cybercrime und disruptive Technologien – Unternehmen sind von verschiedenen Seiten herausgefordert. In Vorständen wächst die Unsicherheit über die künftigen Einflüsse in den Märkten und die passende strategische Antwort. Die Zuversicht in das Wachstum der Weltwirtschaft geht zurück, wie aus dem aktuellen “Global CEO Outlook Survey” der KPMG hervorgeht. Zwar rechnen noch zwei von drei Vorstandschefs (65 %) mit einem globalen Wachstum in den kommenden drei Jahren, 2016 hatten jedoch noch 80 % diese Hoffnung geäußert. Alarmstimmung in JapanGestiegen ist der Optimismus im Vergleich zum Vorjahr allein in den Vereinigten Staaten, was Angelika Huber-Straßer, Bereichsvorstand Corporates der KPMG, auf den Trump-Effekt zurückführt. Deutsche Konzernlenker bleiben vergleichsweise optimistisch, obwohl auch in dem Kreis die Wachstumseuphorie zurückgegangen ist. Alarmstimmung herrscht in japanischen Chefetagen, wo nur noch ein Fünftel an Wachstum glaubt (siehe Grafik). KPMG-Expertin Huber-Straßer sieht hier eine Korrelation zu der in Nippon verbreiteten Aussage, wonach man befürchtet, im technologischen Fortschritt zurückzufallen. Das technologie- und exportgetriebene Land dürfte auch in erheblichem Umfang von globalen protektionistischen Gefahren aufgeschreckt sein.In dem wirtschaftlichen und politischen Umfeld setzen die Konzernchefs global auf ihr bewährtes Kerngeschäft und die Stärkung angestammter Märkte. Der Eintritt in neue Aktivitäten und Regionen hat derzeit keine Priorität. Hier könnte nach Einschätzung von Huber-Straßer die Angst vor Protektionismus eine Rolle spielen.Angesichts des Drucks auf nationale Haushalte rechnen die Firmenlenker mit steigendem Zugriff des Fiskus. Zwei Drittel der Befragten gehen davon aus, dass die Steuersätze in ihrem Land innerhalb von drei Jahren steigen werden. In Deutschland sind es sogar drei Viertel.Entspannter als in den Vorjahren betrachten die CEO indes Risiken aus disruptiven Technologien. Digitalisierung und Big Data wird mehrheitlich als Chance und nicht als Bedrohung gesehen, fast drei Viertel der Unternehmen wollen in dem Prozess sogar selbst die Treiber sein.Vor zwei Jahren sei Disruption noch das große Schreckensszenario gewesen, erklärt Huber-Straßer. Vor einem Jahr hätten die Manager geäußert, es sei nicht klar, aus welcher Richtung der Wandel kommen werde. Doch nun will man das Heft offenbar selbst in die Hand nehmen. Die Konzerne haben gelernt, “die große Unbekannte zu fassen”, meint Huber-Straßer. Mehr als die Hälfte der Top-Manager räumen allerdings ein, dass ihr Unternehmen das Geschäftsmodell noch nicht so stark umgestellt hat, wie es in einer digitalen Welt nötig wäre.Eine der auffallendsten Veränderungen in der aktuellen Umfrage betrifft das Ranking der Risiken. So schätzen die CEO als drittgrößte Bedrohung inzwischen das Reputationsrisiko ein, 2016 rangierte dieses nicht einmal unter den Top 10. In diesen Befürchtungen spiegelt sich nach Meinung von Huber-Straßer der zunehmende Einfluss sozialer Medien, die weltweit in großer Geschwindigkeit für Transparenz sorgen und Missstände im Verhalten von Firmen oder Produktfehler anprangern. Unternehmen könnten heutzutage keine unbequemen Themen mehr unter der Decke halten.Weniger Angst haben Führungskräfte vor Cyberattacken. 42 % der CEO sehen ihr Unternehmen gegen einen Hacker-Angriff gewappnet, das sind deutlich mehr als vor einem Jahr (25 %).