Viele Kapitalerhöhungen erwartet

Bank of America und Perella Weinberg: Unternehmen werden ihre Liquidität wieder nachhaltig verbessern

Viele Kapitalerhöhungen erwartet

cru Frankfurt – M&A-Deals finden derzeit nur noch in Bereichen statt, die weniger stark von der Coronakrise betroffen sind. “Die meisten geplanten Transaktionen sind vorerst aufgeschoben”, sagte Birger Berendes, Deutschland-Chef des Geschäfts mit Fusionen und Übernahmen der Bank of America, der Börsen-Zeitung. “Aber wir arbeiten weiterhin mit Kunden an langfristig sinnvollen strategischen Transaktionen, die zum Zuge kommen dürften, sobald sich das ökonomische Umfeld wieder stabilisiert hat.”Das gelte insbesondere für Industriezweige, in denen disruptive Entwicklungen Transaktionen auch unabhängig von der aktuellen Konjunkturkrise notwendig machen wie zum Beispiel in der Autoindustrie oder der Medienbranche. “Wir gehen davon aus, dass wir in den kommenden Monaten eine Reihe von Kapitalerhöhungen sehen werden, mit denen Unternehmen ihre Liquiditätsausstattung wieder nachhaltig verbessern werden”, sagte Berendes. Dasselbe erwartet auch Guy Morgan von der New Yorker Investmentbank Perella Weinberg: “In den vergangenen Wochen ging es zunächst nur um Liquidität. Die wurde in der Regel über Fremdkapital gesichert, meist durch das Ziehen schon bestehender Kreditlinien”, sagte Morgan der Börsen-Zeitung. Problem wird verschoben”Das verschiebt das Problem in vielen Fällen aber nur – und macht es in manchen Fällen größer. Einige Private-Equity-Investoren haben deshalb eher eigenes Geld nachgeschossen und vermeiden so auch, dass ihre Portfoliounternehmen Staatskredite in Anspruch nehmen und dafür Auflagen erfüllen müssen – etwa den Verzicht auf Dividendenzahlungen”, sagte Morgan.Die Private-Equity-Fonds hatten ihre Portfoliounternehmen zunächst flächendeckend angewiesen, die mit den Banken vereinbarten Kreditlinien in Milliardenhöhe zu ziehen. Jetzt denken viele Finanzinvestoren darüber nach, ob sie die Staatshilfe in Form von Kreditgarantien in Anspruch nehmen wollen. Das ist im Fall des Sonderprogramms der KfW beispielsweise damit verbunden, dass die Private-Equity-Häuser als Eigentümer während der Kreditlaufzeit auf Dividenden und auf die Entnahme von Kapital verzichten müssen. Da sie über Kapitalzusagen ihrer eigenen Investoren von insgesamt 1,5 Bill. Dollar verfügen, wäre die Kapitalkraft, die eigenen Unternehmen ohne Staatshilfe selbst zu stützen, auch durchaus vorhanden.Die Analysten der Bank of America erwarten ab Herbst wieder einen Anstieg der Wirtschaftstätigkeit. Dann könnten auch an den Aktienmärkten, die diese Erwartung momentan schon einpreisen, weitere Entspannung eintreten: “Sowohl die Staatshilfen und Zentralbank-Initiativen in den USA und Europa als auch die Liquidität von 4,5 Bill. Dollar, die momentan allein in US-Geldmarktfonds geparkt ist, sind eine gute Voraussetzung dafür”, erklärte Berendes. Zum Vergleich: Europas börsennotierte Unternehmen sind derzeit in Summe nur mit circa 3 Bill. Euro bewertet. Staatskredite sehr gefragtDie Nachfrage nach Staatskrediten in der Coronakrise legt unterdessen weiter zu. Bis Freitag wurden bei der staatlichen Förderbank KfW Hilfskredite im Gesamtvolumen von 30,3 Mrd. Euro beantragt, wie die KfW mitteilt. Insgesamt liegen inzwischen fast 19 900 Kreditanträge vor.Für Finanzhilfen an Konzerne forderte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier Bedingungen. So solle das Management dieser Firmen in gewissem Umfang auf Boni verzichten. Fast ein Fünftel der deutschen Unternehmen befürchtet im Zuge der Coronavirus-Krise eine Insolvenz, warnte derweil Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags.