Villeroy & Boch stellt sich neu auf
md Frankfurt
Villeroy & Boch hat aufgrund des starken Geschäfts im zweiten Halbjahr 2020 den Umsatz- und Ergebnisrückgang, der durch die Coronakrise und den damit verbundenen Konjunktureinbruch hervorgerufen wurde, eingegrenzt. Vorstandschef Frank Göring sprach in der Bilanzpressekonferenz von einer „Aufholjagd“ in beiden Geschäftsbereichen, Bad und Wellness (Waschbecken und -tische, Toiletten, Wannen etc.) sowie Tischkultur (u.a. Geschirr, Gläser, Bestecke).
Erfolgreiche Aufholjagd
Nach den ersten sechs Monaten lag der Umsatz den Angaben zufolge noch um 13,4% unter dem Vorjahreswert; vor allem das zweite Quartal (–19%) war sehr schwach gewesen. Im Gesamtjahr sei nur noch ein Minus von 3,9% auf 801 Mill. Euro aufgelaufen. Währungsbereinigt liege die Erlöseinbuße bei 3,2%. Göring führt den Aufwärtstrend im zweiten Semester auf die Folgen der Homeoffice-Tätigkeit bzw. die grundsätzlich längeren Aufenthalte im eigenen Haus und Garten zurück. „Die Pandemie führt zu einem recht guten Konsumklima für unsere Produktgruppen.“ So sei der Verkauf von Outdoor-Whirlpools stark gestiegen.
Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit), bereinigt um Sondereffekte, profitierte laut Finanzvorstand Markus Warncke vom umsatzstarken zweiten Semester und von einem strikten Sparpaket, das gemäß Göring schon bei den ersten Anzeichen einer Ausbreitung des Coronavirus aufgesetzt wurde. So gab es Kürzungen bei den Marketingausgaben und anderen Kosten, Stellenabbau im Retail-Geschäft sowie einen Einstellungsstopp und Kurzarbeit. Letztlich lag das operative Ebit mit 49,7 Mill. Euro auf Vorjahresniveau (49,5 Mill.).
Unbereinigt war das Ebit mit 40,7 (i.V. 101,9) Mill. Euro freilich deutlich niedriger. Grund war vor allem der Sonderertrag aus einem Immobilienverkauf in Luxemburg, der sich 2019 sehr positiv ausgewirkt hatte. Dagegen gab es 2020 Sonderbelastungen, u.a. 1,9 Mill. Euro durch die Zahlung von „Corona-Prämien“ an die Mitarbeiter sowie 4,7 Mill. Euro durch den Verkauf eines Werkes für Sanitärkeramik in Mexiko. Was der Verkauf dieser Fabrik bedeutet, stellte Göring klar: „Wir ziehen uns (mit Bad-und-Wellness-Produkten; die Red.) weitgehend aus dem amerikanischen Markt zurück.“ Das Management habe erkennen müssen, dass es „relativ schwierig ist, da Fuß zu fassen“. Aufwand und Ertrag hätten „in keinem vernünftigen Verhältnis“ gestanden. 2020 habe das Werk noch 5,8 Mill. Euro (0,7%) zum Konzernumsatz beigetragen.
Unveränderte Dividende
Das Nettoergebnis nach Anteilen Dritter gab von 79 Mill. auf 23 Mill. Euro nach. Die Aktionäre der breit gestreuten Vorzüge sollen eine unveränderte Dividende von 55 Cent je Anteilschein bei einem Gewinn je Aktie von 88 Cent erhalten.
Zum Jahresende 2020 hat sich gemäß den Angaben die operative Nettovermögensrendite des Konzerns – neben Umsatz und Ebit die dritte wichtige Zielgröße – auf 14,7 (14,0)% erhöht. Ursächlich hierfür sei vor allem das Working-Capital-Management gewesen, das sich hauptsächlich in den Warenforderungen und Vorräten widerspiegelt.
Im Unternehmensbereich Bad und Wellness wurden 539 Mill. Euro umgesetzt; das sind 2,7% weniger als im Vorjahr. Nach sechs Monaten hatte das Minus fast 10 % betragen. Die positive Umsatzentwicklung in Deutschland (+8,1% im Gesamtjahr) sei insbesondere auf das starke Wachstum im traditionellen Großhandel (+7,6%) sowie auf das E-Commerce-Geschäft (+31,3%) zurückzuführen. Beide Kanäle hätten von der pandemiebedingten Sonderkonjunktur und dem Trend zur Hausrenovierung profitiert.
Im Unternehmensbereich Dining & Lifestyle (bislang: Tischkultur) wurden 259 Mill. Euro erlöst; ein Rückgang um 6,3%. Nach dem ersten Halbjahr 2020 lag der Umsatzverlust noch bei 22 %. Größter Wachstumstreiber waren die E-Commerce-Aktivitäten (+46,6%). Über alle Regionen hinweg lag der Anteil des Online-Handels am Tischkultur-Umsatz bei 30,6 (19,6)%. Künftig sollen hier Lifestyle-Artikel ein deutlich größeres Gewicht bekommen. In beiden Bereichen soll das Online-Geschäft weiter ausgebaut werden.
Der Auftragsbestand zum 31. Dezember habe sich im Vorjahresvergleich mehr als verdoppelt von 45 Mill. auf 101 Mill. Euro. Auf Bad und Wellness entfielen 85 Mill. Euro und auf Tischkultur 15,7 Mill. Euro.
Der Konzern strebt 2021 eine Steigerung des Umsatzes um 3 bis 5% an. Für das operative Ebit wird eine Verbesserung um 5 bis 10% erwartet. Damit würde bereits 2021 das Niveau von 2019 im Umsatz und im Ergebnis überschritten.