Virusausbreitung macht dem Einzelhandel schwer zu schaffen

Mode- und Fast-Food-Ketten schließen Filialen - Moody's rechnet mit signifikanter Belastung für Großdestillerien

Virusausbreitung macht dem Einzelhandel schwer zu schaffen

md/Reuters Frankfurt – Die Coronavirus-Pandemie hat nicht nur schwerwiegende wirtschaftliche Folgen für chinesische Firmen, sondern auch für im Reich der Mitte vertretene westliche Unternehmen. Besonders von der Krise betroffen sind der Einzelhandel, Logistik, Verkehr und Tourismus. Die Ausbreitung des Virus und die staatlichen Anordnungen und Empfehlungen an die Bevölkerung der Metropolen Wuhan, Huanggang und Ezhou, die zusammen fast 20 Millionen Einwohner haben – etwa die Stadt nicht zu verlassen und nach Möglichkeit zu Hause zu bleiben -, machen den Händlern insgesamt schwer zu schaffen. Die Schließung von touristischen Attraktionen, Bibliotheken, Museen, Theatern und Kinos bzw. die Absage von Veranstaltungen – u. a. zur Feier des chinesischen Neujahrsfestes – führen ebenfalls zu Erlöseinbußen.Tatsächlich bleiben viele Bürger – wie Aufnahmen aus den vom Coronavirus am stärksten betroffenen Städten zeigen – aus Furcht vor Ansteckung daheim. Die Straßen sind wie leer gefegt und viele Läden bleiben geschlossen. Hugo Boss macht zu Wie viele andere Händler hat der schwäbische Modekonzern Hugo Boss mit der temporären Schließung einiger Filialen in China auf die Ausbreitung des Coronavirus reagiert. Läden, die nicht geschlossen sind, hätten verkürzte Öffnungszeiten. Dabei hatten schon die Unruhen in Hongkong Hugo Boss spürbar zugesetzt. Die ehemalige britische Kronkolonie macht ein Viertel des Boss-Umsatzes in China aus.Auch die schwedische Modekette Hennes & Mauritz, die 45 Filialen in China betreibt, hat nach eigenem Bekunden Umsatzeinbußen zu verkraften. Der amerikanische Jeans-Hersteller Levi Strauss schloss etwa die Hälfte seiner Läden im Reich der Mitte und rechnet daher mit geringerem Wachstum im ersten Quartal.Die vorübergehende Schließung aller Filialen in China – zunächst bis zum 9. Februar – setzt auch Apple zu. Analysten gehen aber davon aus, dass die Auswirkungen für den iPhone-Anbieter überschaubar bleiben, da die Geschäfte nun überwiegend online abgewickelt würden.Der Schweizer Uhrenhersteller Swatch hat in Wuhan, dem Ursprung des Virusausbruchs, fünf seiner Filialen geschlossen.Auch bei Kentucky Fried Chicken (KFC) und Pizza Hut sind in China die Türen vieler Schnellrestaurants verschlossen. Die beiden Fast-Food-Ketten gehören zum Portfolio von Yum China Holdings. Das Unternehmen hatte sich im November 2016 vom ehemaligen US-Mutterkonzern Yum! Brands abgespalten und ist seither an der Nyse notiert. Die an der Nasdaq gelistete Luckin Coffee betreibt eine Kette von Coffeeshops und kleinen Verkaufsständen in China – die in den Krisenregionen zurzeit ebenfalls geschlossen sind.Die Aktien von Yum China und Luckin Coffee waren Mitte Januar noch auf Rekordhochs bei jeweils 50 Dollar geklettert. Seither ging es mit Yum China, die knapp 17 Mrd. Dollar schwer ist, auf zuletzt rund 44 Dollar bergab. Noch schlimmer traf es Luckin Coffee, die auf knapp 34 Dollar fiel (siehe Chart).Auch Bier- und Spirituosenhersteller stehen unter Druck. So hat Anheuser-Busch Inbev die Produktion am Standort Wuhan eingestellt. Die erst 2018 eröffnete Brauerei ist eine der größten unter den 40 von AB Inbev im Land. Derweil warnte der französische Cognac-Hersteller Rémy Cointreau wegen der großen Bedeutung des chinesischen Marktes (etwa 20 % Umsatzanteil) vor erheblichen Auswirkungen auf die Ergebnisse.Die Ratingagentur Moody’s hat gestern einen Bericht veröffentlicht, wonach sich die Ausbreitung des Coronavirus negativ auf die Bewertungen der europäischen Großdestillerien – Rémy Cointreau, Pernod Ricard und Diageo – auswirken wird.Wegen der Reiserestriktionen und Quarantänevorschriften, die die Infektion geografisch eindämmen sollen, erwartet Moody’s einen Einbruch des Alkoholkonsums in China. Wenn die Coronavirus-Pandemie einen ähnlichen Verlauf nehme wie der Sars-Ausbruch 2003, könnte der Rückgang der Unternehmensergebnisse zwar signifikant, aber dann nur von kurzer Dauer sein. Die nächsten Wochen, so Moody’s, werden zeigen, welches Ausmaß die Infektion haben wird und wie effizient die Quarantänemaßnahmen waren.