Voestalpine spürt Probleme der Autoindustrie
ab Köln
Die österreichische Voestalpine gerät zunehmend in die Fänge der Halbleiterkrise, der die Automobilindustrie – allen voran die europäische – ausgesetzt ist. Zwar war das kräftige Wachstum im zweiten Quartal (zum 30. September) vornehmlich von der Stahlsparte getrieben, wie aus dem Zwischenbericht hervorgeht. Doch gingen die Mengenabrufe aus der Automobilindustrie gegen Ende des Quartals spürbar zurück, wie Vorstandschef Herbert Eibensteiner erläuterte. Die Umleitung der Kapazitäten in andere Marktsegmente sei derart kurzfristig nicht möglich gewesen.
Beruhigend sei allerdings, dass die reduzierte Automobilproduktion kein Ergebnis von Nachfrageschwäche sei, sondern einzig Folge der Chipkrise. Voestalpine stellt sich daher für das zweite Semester darauf ein, dass es bei den Abrufen zu zeitlichen Verschiebungen kommt. Mit einer Entspannung der Liefersituation in der Automobilindustrie sei nicht vor Mitte des kommenden Jahres zu rechnen, sagte der Voestalpine-Chef. Dennoch halten die Linzer an der im Sommer erhöhten Prognose fest. Kalkuliert wird mit einem Anstieg im operativen Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) auf 1,9 bis 2,2 Mrd. Euro. Am oberen Rand der Zielspanne entspräche das einer Ergebnisverdoppelung.
In den übrigen Marktsegmenten blieben die Aussichten rosig, zumal sich auch die Nachfrage aus der Luftfahrtindustrie erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie wieder belebt habe. Erfreulich entwickelte sich zudem das Energiesegment, das von der steigenden Investitionstätigkeit in der Öl- und Gasindustrie profitierte. Stabil präsentierte sich der Geschäftsbereich Bahninfrastruktur. Regional betrachtet bereite China etwas Kopfzerbrechen, zeichne sich dort doch eine Verlangsamung der Wachstumsdynamik ab.
Preise stabilisieren sich
Dank der guten Nachfragesituation sei es auch gelungen, die teils deutlich gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise vollständig an die Abnehmer weiterzugeben. Wenngleich sich das Ergebniswachstum im zweiten Quartal etwas verlangsamte, hat sich das Ebitda im Vergleich zum Vorjahr auf 90 (i.V. 36) Mill. Euro mehr als verdoppelt. Die Ebitda-Marge landete bei 12,5 %. Treiber der Entwicklung war die Stahlsparte, in der dank höherer Absatzpreise eine operative Umsatzrendite von 18,5% erwirtschaftet wurde.
Was die weitere Preisentwicklung betrifft, geht Eibensteiner von einer Stabilisierung auf hohem Niveau aus, sei doch die gesamte Industrie mit den deutlich gestiegenen Energiepreisen konfrontiert.
Die gute konjunkturelle Entwicklung spiegelt sich auch in den Halbjahreszahlen. Der Umsatz schnellte um fast 40 % auf 7 Mrd. Euro in die Höhe. Zugleich sprang das Ebitda auf 1 Mrd. Euro. Ein Jahr davor waren es nur 395 Mill. Euro gewesen. Das Gearing verringerte sich auf 45 (66) % und gibt Raum für Akquisitionen, wie Eibensteiner ausführte.
Voestalpine | ||
Konzernzahlen* nach IFRS | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. Euro | 2021/22 | 2020/21 |
Umsatz | 7 043 | 5 110 |
Ebitda | 1 050 | 395 |
Ebit | 651 | − 215 |
Konzernergebnis | 486 | − 276 |
Operativer Cash-flow | 372 | 563 |
Nettofinanzschulden | 2 744 | 3 491 |
*) Geschäftsjahr zum 31.3.Börsen-Zeitung |