Volkswagen-Chef Diess unter Beschuss
Reuters Hamburg
Im Streit um seine Teilnahme an einer Betriebsversammlung hat Volkswagen-Chef Herbert Diess Insidern zufolge eingelenkt. „Herr Diess hat dem Aufsichtsrat zugesagt, dass er an der Betriebsversammlung physisch teilnehmen wird“, sagte eine Person mit Kenntnis der Beratungen der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. Eine für Donnerstag angesetzte eigene Informationsveranstaltung werde Diess absagen. Ein weiterer Insider bestätigte dies. Das Unternehmen äußerte sich zunächst nicht.
Der Betriebsrat hatte den Konzernchef zuvor massiv kritisiert, weil er seine Teilnahme an der für den 4. November angesetzten ersten Belegschaftsversammlung seit zwei Jahren abgesagt hatte. Betriebsratschefin Daniela Cavallo warf Diess vor, sich lieber mit Investoren in den USA zu treffen, statt sich Fragen der Belegschaft des Wolfsburger Autowerks zu stellen. „Dieses Verhalten ist beispiellos in der Geschichte unseres Konzerns und zeigt einmal mehr, dass der Konzernvorstandsvorsitzende selbst in dieser Krise weder Empathie noch Gespür für die Situation der Belegschaft hat“, erklärte sie. Der Streit wird in Wolfsburg als erste Machtprobe zwischen Diess und Cavallo gesehen, die im Mai den langjährigen Betriebsratsvorsitzenden Bernd Osterloh abgelöst hatte.
Seine Abwesenheit während der Betriebsversammlung hatte ein Sprecher mit einer USA-Reise begründet, wo Diess sich mit Investoren, Politikern und Mitarbeitern treffen wolle. Der Besuch sei schon länger angesetzt und könne nicht kurzfristig abgesagt werden. Das brachte die Arbeitnehmervertretung auf die Palme. Sie verlangt, dass Diess der durch die anstehende Transformation des Wolfsburger Werks verunsicherten Belegschaft Rede und Antwort steht. Volkswagen legt an diesem Donnerstag Zahlen für das dritte Quartal vor.