Von guten Monopolen, der Kirche und Negativzinsen

Von Ulli Gericke, Berlin Börsen-Zeitung, 9.6.2016 Er hat einen Ruf wie Donnerhall: Peter Thiel, Mitbegründer von Paypal, vielfacher Millionär und Technologieinvestor, bei dem alle Unternehmensgründer strammstehen, weil er vielleicht die erhoffte...

Von guten Monopolen, der Kirche und Negativzinsen

Von Ulli Gericke, BerlinEr hat einen Ruf wie Donnerhall: Peter Thiel, Mitbegründer von Paypal, vielfacher Millionär und Technologieinvestor, bei dem alle Unternehmensgründer strammstehen, weil er vielleicht die erhoffte Anschubfinanzierung spendiert. Gestern verschlug es den inzwischen 49-Jährigen aber nicht in die Berliner Factory, jenes Bienennest bekannter oder unbekannter Start-ups, sondern in das Bundesfinanzministerium zum öffentlichen Plausch zum Thema “Gesellschaftlicher Zusammenhalt 4.0 – wie Innovation unsere Zukunft rettet”. Zu Ersterem hatte Thiel weniger zu sagen. Dafür votierte er umso heftiger für technologischen Fortschritt, der umso besser sei, wenn wenig Konkurrenz die Kreise des neuen Tech-Unternehmens störe. Schließlich gelte: Durch Wettbewerb wird das ganze Kapital wegkonkurriert, was – wenig überraschend aus Sicht eines Venture Capitalist wie Thiel – das finanzklamme Start-up schwächt. Alle Versuche des Gesprächspartners, des Parlamentarischen Staatssekretärs Jens Spahn, ein Hohelied auf den fortschrittstreibenden und preisdrückenden Wettbewerb zu singen, konterte Thiel mit dem Verweis, dass gute Monopole die Welt besser machten, was wichtiger sei, als dass die Dinge billiger werden.Besser könne der Globus nur werden mit neuen Ideen. “Entweder wollen wir merkwürdige Ideen, oder wir haben Minuszinsen”, gab Thiel der aktuellen großen Politik und den Währungshütern mit auf den Weg. Eine neue Blase wie um die Jahrtausendwende die Internethysterie sieht Thiel selbst bei den hoch bewerteten Start-ups und Technologiefirmen nicht. Unverändert müsse dort investiert werden, statt in Staatsanleihen mit ihren Negativzinsen.Mit dem amerikanischen Staat oder auch nur dem dortigen Bildungswesen ist der gebürtige Deutsche nicht wirklich Freund. Das Universitätssystem in den USA sei “so kaputt wie die katholische Kirche vor 500 Jahren”, wettert der einstige Stanford-Student. Die Schulden, die für ein Studium aufgenommen werden müssten, seien zwar kaum noch zu bezahlen, verheißen jedoch eine glückliche Zukunft – wie einst beim Ablasshandel im Mittelalter. ——–Der gefeierte US-Investor und der Staatssekretär auf der Suche nach einer gemeinsamen Sprache.——-