Vossloh peilt weitere Ergebnissteigerung an
Vossloh peilt weitere Ergebnissteigerung an
Bahntechnikkonzern profitiert von Milliardeninvestitionen
md Frankfurt
Der Bahninfrastrukturkonzern Vossloh profitiert von weltweit aufgelegten Programmen zur Förderung schienengebundener Mobilität. Daher war 2024 für das in Werdohl (Sauerland) ansässige Unternehmen, das u.a. Weichen, Schienenbefestigungen und Betonschwellen herstellt, „trotz eines herausfordernden geopolitischen und konjunkturellen Umfelds“, wie Vorstandschef Oliver Schuster betont, „erneut ein sehr erfolgreiches Jahr“. Für 2025 werden weitere Steigerungen im Umsatz und Ergebnis vorausgesagt.

2024 stieg der Auftragseingang im Vergleich zum Vorjahr um 12% auf 1,36 Mrd. Euro; das ist ein Rekordwert. Neben der zunehmenden Nachfrage in Europa hätten vor allem hohe Auftragseingänge in afrikanischen Ländern, insbesondere in Marokko und Algerien, zu dieser positiven Entwicklung beigetragen, teilt das Unternehmen mit. Der Auftragsbestand habe am 31. Dezember mit 836 (i.V. 761) Mill. Euro ebenfalls einen Höchstwert erreicht.
Umsatz fast auf Rekordhöhe des Vorjahres
Der Umsatz lag den Angaben zufolge mit 1,21 Mrd. Euro nahezu auf der Rekordhöhe von 2023. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) überschritt mit 105,2 (98,5) Mill. Euro erstmals seit mehr als zehn Jahren wieder die 100-Mill.-Euro-Marke. Die entsprechende Ebit-Marge stieg von 8,1 auf 8,7%.
Dynamisches Wachstum habe es in Europa gegeben, berichtete Schuster, vor allem in Deutschland – und zum Teil auch akquisitionsbedingt in Schweden. Umsatzsteigerungen in Frankreich und den USA hätten erwartete, überwiegend projektbedingte Erlösrückgänge in Mexiko, China und Australien nahezu ausgeglichen.

Der starke Anstieg des Nettoergebnisses auf 76,5 (55,3) Mill. Euro wurde neben der Verbesserung im operativen Geschäft durch eine außergewöhnlich niedrige Steuerquote von 15,5 (34,1)% begünstigt. Die übliche Quote liege bei 23 bis 25%. Wie Finanzvorstand Thomas Triska vor Medienvertretern ausführte, habe Vossloh 2024 latente Steuern aktiviert. Das Ergebnis je Aktie stieg laut den Angaben um 61% auf 3,56 Euro. Der Hauptversammlung wird eine Dividende von 1,10 (1,05) Euro pro Stück vorgeschlagen.
Nettofinanzschulden stark gesunken
Auch wesentliche Bilanzpositionen haben sich erneut spürbar verbessert. Während sich die Eigenkapitalquote auf 50,4 (45,8)% erhöhte, nahmen die Nettofinanzschulden inklusive Leasingverbindlichkeiten deutlich auf 137,6 (219,5) Mill. Euro ab, berichtete Triska. Dies habe sich zum einen aus einem stark verbesserten Free Cashflow ergeben, der um 21% auf 86 Mill. Euro zulegte. Zum anderen habe auch der Emissionserlös der im November 2024 durchgeführten Kapitalerhöhung maßgeblich zur Senkung der Nettofinanzschulden beigetragen.
Der Vorstand geht für 2025 von deutlichem operativen Wachstum aus. So werden, bezogen auf die aktuelle Konzernstruktur, Erlöse von 1,25 Mrd. bis 1,325 Mrd. Euro prognostiziert. Vor allem in China, den USA und Deutschland wird ein deutlicher Umsatzanstieg erwartet. Das Ebit soll zwischen 110 Mill. und 120 Mill. Euro liegen; für die Marge wird eine Bandbreite von 8,5 bis 9,5% vorausgesagt.
Kurs legt zeitweilig um 7 Prozent zu
Die im SDax enthaltene Aktie von Vossloh tendierte am Donnerstag fest. Der Kurs stieg im Handelsverlauf um bis zu 7,3% auf 67,90 Euro. Vor wenigen Tagen wurde mit 68,80 Euro der höchste Stand seit 2014 erreicht. Die Marktkapitalisierung beträgt rund 1,3 Mrd. Euro.
Im Dezember hatte die Heinz Hermann Thiele Familienstiftung mitgeteilt, man habe Unternehmensanteile aus dem Erbe von Heinz Hermann Thiele übernommen. Die Stiftung kontrolliert damit die Beteiligungen und daran geknüpften Stimmrechte von 50,09% an Vossloh sowie von 58,99% an Knorr-Bremse.
Größte Übernahme der Unternehmensgeschichte
Im vergangenen Jahr hat Vossloh mit der Akquisition des – laut Mitteilung – führenden europäischen Betonschwellenherstellers Sateba die bislang größte Transaktion in der Geschichte des Unternehmens eingeleitet. Der Unternehmenswert von Sateba betrage 450 Mill. Euro. Es werde ein implizites Ebitda-Multiple für 2025 zwischen 7 und 8 erwartet, sagte Triska. Im vergangenen Jahr habe Sateba rund 350 Mill. Euro erlöst.
Der Vorstand erwarte den Abschluss der Übernahme unverändert im Frühjahr 2025; eine Genehmigung durch eine französische Behörde stehe noch aus, hieß es in der Bilanzpressekonferenz. „Mit der Übernahme von Sateba erweitern wir unser Angebotsportfolio in Europa deutlich und bauen unsere Position als Lösungsanbieter für Bahninfrastruktur rund um den Fahrweg Schiene aus“, sagte CEO Schuster. Der Kauf unterstütze das langfristige Ziel einer zweistelligen Ebit-Marge im Konzern.
Finanziert wurde die Großakquisition gemäß CFO Triska durch ein langfristiges Darlehen im Volumen von bis zu 200 Mill. Euro und die Kapitalerhöhung im Vorjahr (71 Mill. Euro). Der Rest werde über eine Brückenfinanzierung gedeckt, die zeitnah nach dem Closing abgelöst werde. Nach dem Vollzug der Übernahme soll das Verhältnis der Nettofinanzverschuldung zum Ebitda im Konzern deutlich unter 2,75 liegen; derzeit liegt sie gemäß Triska „deutlich unter 1“.
Anpassung der Prognose möglich
Basierend auf einem Vollzug der Transaktion bis Anfang Mai rechnet Vossloh im dann erweiterten Gesamtkonzern für 2025 mit einem Umsatz zwischen 1,475 Mrd. und 1,575 Mrd. Euro. Das Ebit (vor Effekten aus der buchhalterischen Verteilung des Kaufpreises für Sateba) soll zwischen 140 Mill. und 155 Mill. Euro liegen. Sollte der Vollzug der Transaktion nicht bis Anfang Mai erfolgen, werde Vossloh die Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr zu gegebenem Zeitpunkt konkretisieren, heißt es weiter.
Darüber hinaus habe Vossloh 2024 im Hinblick auf M&A das attraktive Servicegeschäft (Ebit-Marge: 9,3% nach 7,1%) durch zwei Übernahmen (France Aiguillages Services und Scandinavian Track Group) deutlich ausgebaut.