Joint-Venture-Werk Urumqi verkauft

VW beendet umstrittene Präsenz in Uiguren-Region

Volkswagen zieht mit dem Verkauf des Joint-Venture-Werks Urumqi einen Schlussstrich unter die umstrittene Präsenz in der chinesischen Uiguren-Region. Die langjährige Kooperation mit dem Joint-Venture-Partner wird fortgesetzt.

VW beendet umstrittene Präsenz in Uiguren-Region

VW beendet umstrittene Präsenz in Uiguren-Region

Joint-Venture-Werk verkauft – Kooperation mit SAIC in China bis 2040 verlängert

ste Hamburg

Nebenstehender Kommentar

Volkswagen beendet mit dem Verkauf des Joint-Venture-Werks Urumqi durch das mit dem chinesischen Partner SAIC betriebene Gemeinschaftsunternehmen SAIC Volkswagen die umstrittene Präsenz in der chinesischen Uiguren-Region Xinjiang. Der Standort, der 2013 mit der Produktion des Modells Santana eröffnet worden war, sei zusammen mit den Teststrecken in Turpan und Anting veräußert worden, teilte der Wolfsburger Fahrzeugbauer mit. Käufer ist die Shanghai Motor Vehicle Inspection Certification, eine Tochterfirma der staatlichen Shanghai Lingang Development Group. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht.

Im Februar hatte Volkswagen bekannt gegeben, fortgeschrittene Gespräche mit dem Joint Venture über die künftige Ausrichtung der Geschäftsaktivitäten in der Provinz Xinjiang zu führen und verschiedene Szenarien zu prüfen. Zuvor hatte sich VW lange Kritik von Menschenrechtsorganisationen und Kapitalmarktteilnehmern ausgesetzt gesehen, die die Menschenrechtssituation in China als nicht angemessen einschätzen. China wird eine Unterdrückung der uigurischen Minderheit in der Region Xinjiang vorgehalten – Vorwürfe, die die Regierung in Peking zurückweist.

„Überfälliger Schritt“

Auch eine von VW in Auftrag gegebene Untersuchung, die laut den im Dezember 2023 präsentierten Ergebnissen keine Belege für Zwangsarbeit oder andere Menschenrechtsverletzungen im Werk Urumqi ergab, hatte die Kritik an Europas größtem Autobauer wegen der Präsenz an dem Standort nicht abreißen lassen. „Wir begrüßen den Rückzug aus Xinjiang", so Janne Werning, Leiter ESG Capital Markets & Stewardship bei der Fondsgesellschaft Union Investment, zu dem nun verkündeten Verkauf. „Das ist ein längst überfälliger Schritt, der zeigt, dass Menschenrechte nicht verhandelbar sind.“

VW erklärte den Verkauf des Joint Venture-Standorts Urumqi und der Teststrecken, nach dem SAIC Volkswagen noch sieben Fahrzeugwerke in China betreibt, mit wirtschaftlichen Gründen. Mit dem schnell wachsenden Marktbedarf für elektrische Fahrzeuge und dem steigenden Wettbewerbsdruck würden die Joint-Venture-Partner auch die Transformation des Produktionsnetzwerks von SAIC Volkswagen mit Fokus auf Wirtschaftlichkeit und Produktivität schneller vorantreiben. Die Produktionskapazitäten für Verbrennerfahrzeuge sollen in den kommenden Jahren schrittweise reduziert werden.

Der VW-Konzern, der von lokalen Konkurrenten im Elektrosegment des weltgrößten Automarkts China abgehängt wird, gab eine Verlängerung der 40-jährigen Joint-Venture-Partnerschaft mit SAIC um zehn Jahre bis 2040 bekannt.

VW und SAIC verlängern Partnerschaft

Mit der Ausweitung schaffe man in einer sehr dynamischen Entwicklungsphase des chinesischen Automarktes frühzeitig Planungssicherheit, so VW. Gemeinsames Ziel der Partner sei eine führende Marktposition von SAIC Volkswagen mit den Marken Volkswagen Pkw und Audi bei intelligenten, vollvernetzten Elektrofahrzeugen.

Bis 2030 will das zu gleichen Teilen von VW und SAIC betriebene Joint Venture insgesamt 18 neue Modelle in den Markt bringen, darunter 15 exklusiv für China und acht neue Elektromodelle. Die Kohlendioxid-Emissionen sollen im gleichen Zeitraum um 25% verglichen mit 2018 reduziert werden.

VW setzt auf stärkere Lokalisierung

Der seit langem im Verbrennersegment führende VW-Konzern, der drei Fahrzeug-Joint-Ventures in China betreibt und auf insgesamt knapp 40 Fabrikstandorte kommt, verfolgt mit einer „In China, für China“-Strategie eine stärkere lokale Markt- und Kundenorientierung, um im Zukunftssegment der Stromer erfolgreicher zu werden. Bis 2026 streben die Niedersachsen durch die neue Strategie und durch Effizienzmaßnahmen Kostenparität zur lokalen Konkurrenz in der Kompaktklasse an.

2030 soll der Absatz im für VW wichtigsten Auslandsmarkt bei 4 Millionen Fahrzeugen liegen - nach 3,2 Millionen im vergangenen Jahr. Bei einem Marktanteil von rund 15% soll dann jedes zweite verkaufte Fahrzeug einen Elektroantrieb haben.

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