Volkswagenkonzern

VW-Töchter überzeugen mit soliden Zahlen

Höhere Preise und Auslieferungen haben den Gewinn von Volkswagen kräftig steigen lassen. Aber gestiegene Abschreibungen verhagelten die Bilanz. Bessere Zahlen legten die Töchter Audi, Porsche und Traton vor.

VW-Töchter überzeugen mit soliden Zahlen

Höhere Auslieferungen und bessere Verkaufspreise haben den Gewinn von Volkswagen kräftig steigen lassen. Im dritten Quartal sprang das operative Ergebnis um knapp zwei Drittel auf rund 4,3 Mrd. Euro, wie der Konzern am Freitag mitteilte. Analysten hatten im Schnitt rund 400 Mill. Euro mehr erwartet. Doch die Kosten für den Börsengang von Porsche und Abschreibungen durch die Aussetzung des Russlands-Geschäfts belasteten das Ergebnis mit insgesamt 1,6 Mrd. Euro. Wegen anhaltender Lieferengpässe und der aufziehenden Rezession ist Europas größter Autokonzern beim Absatz pessimistischer geworden: Statt eines Wachstums um 5 bis 10% erwartet der Konzern nun Auslieferungen nur noch in der Größenordnung des Vorjahres.

„Im dritten Quartal ist Volkswagen auf dem Weg zu einer stärkeren nachhaltigen Wertschöpfung für die Aktionäre ein gutes Stück vorangekommen“, erklärte der neue Vorstandschef Oliver Blume, der in Personalunion die Sportwagentochter Porsche AG leitet. Er hob vor allem Fortschritte im China-Geschäft sowie in den USA hervor. Auch bei der Absicherung der Rohstoffe für die ehrgeizigen Pläne in der E-Mobilität sei man vorangekommen. Der Umsatz kletterte um 24% auf 70,7 Mrd. Euro.

„Dieses Quartal war ein weiterer Schritt auf dem Weg, unsere Ziele zu erreichen“, sagte Finanzchef Arno Antlitz. Die Prognose für Umsatz und die Ertragskraft bestätigte er. Volkswagen geht demnach unverändert davon aus, dass die Erlöse in diesem Jahr zwischen 8 und 13% zulegen und die operative Rendite am oberen Ende der prognostizierten Spanne zwischen 7,0 und 8,5% landen wird.

Abwicklung von Argo

Unter dem Strich sank der Quartalsgewinn um mehr als ein Viertel, weil Volkswagen 1,9 Mrd. Euro für die Abwicklung des mit Ford gehaltenen Startups Argo AI für Roboterautos vom Finanzergebnis abziehen musste. Den künftigen Partner beim autonomen Fahren nannte Volkswagen noch nicht. Reuters hatte unter Berufung auf Insider am Donnerstag berichtet, der Konzern werde seine Zusammenarbeit mit Mobileye ausweiten, um den Wegfall von Argo wettzumachen.

Der Zuwachs beim operativen Ergebnis fiel vor allem deshalb so hoch aus, weil die Halbleiterkrise und Corona-Lockdowns in China die Produktion vor einem Jahr noch ausgebremst hatte. Nach Ansicht von Experten läuft die Sonderkonjunktur aus, in der die Autobauer wegen des Teilemangels vor allem renditestarke Fahrzeuge verkauften und die Preise anhoben. Die Auslieferungen stiegen im Zeitraum Juli bis September um rund 11% auf 2,2 Millionen Fahrzeuge. Das lag vor allem daran, dass aufgestaute Aufträge abgearbeitet wurden. Wegen der nachlassenden Lieferkettenprobleme nimmt inzwischen aber der Anteil von Volumenfahrzeugen zu, an denen Massenhersteller wie VW weniger verdienen.

2023 sehen die Autobauer die nächste Kriseaufziehen, wenn die hohe Inflation, steigende Zinsen und die Energiekrise in Europa durch Russlands Krieg in der Ukraine durchschlagen.

Audi erwartet starken Start 2023

Der Ingolstädter Autobauer Audi schraubt wegen geringerer Auslieferungen seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr 2022 herunter. Der Umsatz werde im Gesamtjahr mit 60 bis 63 Mrd. Euro um 2 Mrd. Euro geringer ausfallen als bislang vorhergesagt, sagte Audi-Finanzchef Jürgen Rittersberger am Freitag. Die Umsatzrendite bei der Volkswagen-Tochter werde dagegen mit elf bis 13% um zwei Prozentpunkte besser ausfallen als zuvor erwartet.

Mit Blick auf das kommende Jahr sagte Rittersberger, die gut gefüllten Auftragsbücher sprächen für einen starken Start. „Wir gehen weiter davon aus, dass die Nachfrage über der Versorgung liegt.“ Dieser Nachfrageüberhang sei eine gute Voraussetzung, um hohe Verkaufspreise am Markt durchsetzen zu können. Zugleich gehe aber die Inflation nicht spurlos an Audi vorüber. Neben den steigenden Ausgaben für Rohstoffe und Energie kämen höhere Lohnkosten. „Die Kosten werden höher ausfallen als in diesem Jahr“, sagte er. Die Versorgung mit Halbleitern habe sich zwar schon im dritten Quartal leicht verbessert, Audi rechne aber auch 2023 mit Störungen in den Lieferketten.

In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres lieferte Audi knapp 1,2 Millionen Autos an die Kunden aus, das sind 11,4% weniger als vor Jahresfrist. Der Umsatz verbesserte sich dagegen um 4 Mrd. Euro auf knapp 44,6 Mrd. Euro, der Betriebsgewinn schnellte auf 6,3 von 3,9 Mrd. Euro nach oben, die Umsatzrendite lag bei 14%. Rittersberger sprach von einer „sehr starken Preisdurchsetzung“: Audi habe weniger oder manchmal gar keine Rabatte geben müssen. Auch die Marken Bentley, Lamborghini und Ducati, die zur Markengruppe gehören, hätten zur starken Performance beigetragen.

Porsche erfreut Anleger

Die vom VW-Konzern in Teilen an die Börse gebrachte Sportwagentochter Porsche AG hat in den ersten neun Monaten deutlich zulegen können. Der Umsatz legte um knapp 16% auf 26,7 Mrd. Euro zu, wie aus dem Zwischenbericht des Wolfsburger Mutterkonzerns am Freitag hervorging. Das operative Ergebnis zog von knapp 3,6 Mrd. Euro im Vorjahr auf 5,05 Mrd. Euro an. In den Zahlen sind auch die Finanzdienstleistungen der Stuttgarter eingerechnet.

VW hatte Porsche im September an die Börse gebracht und über die Notierung von einem Viertel der Porsche-AG-Vorzüge brutto 9,1 Mrd. Euro eingenommen. Darüber hinaus gehen 25% plus eine Aktie der stimmberechtigten Stammpapiere der Porsche AG an die VW-Dachgesellschaft Porsche SE, die von den Eigentümerfamilien Porsche und Piëch kontrolliert wird. Die VW-Aktionäre sollen dank des Verkaufs der Anteile eine Sonderdividende von 19,06 Euro je Aktie erhalten.

Traton profitiert von höheren Preisen

Die Volkswagen-Nutzfahrzeugtochter Traton hat von höheren Preisen und einem anziehenden Wartungsgeschäft profitiert. Der Umsatz legten in den ersten neun Monaten um ein Drittel auf 28,5 Mrd. Euro zu, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Der Betriebsgewinn verbesserte sich leicht auf 1,35 Mrd. Euro. Traton habe deutlich positive Preis- und Mixeffekte sowie ein weiterhin stark wachsendes Service-Geschäft verzeichnet, das gut ein Fünftel zum Gesamtumsatz beitrage.

Auch die Nachfrage nach Lastwagen sei nach wie vor stark, sagte Traton-Chef Christian Levin, auch wenn der Auftragseingang um 5% schrumpfte. „Wir haben Aufträge nur restriktiv angenommen, weil der Auftragsbestand bereits sehr hoch ist.“ Wegen der Engpässe bei Teilen hätten die Traton-Marken MAN, Navistar und Scania nur begrenzt Aufträge für Lastwagen in die Order-Bücher genommen. Mit diesem Vorgehen sollte dem Unternehmen zufolge zudem sichergestellt werden, dass den steigenden Kosten für Rohstoffe, Energie, Zulieferteilen und Logistik Rechnung getragen werde.