VW und BMW mit Absatzplus in den USA
Hartnäckige Lieferkettenprobleme wie mangelnde Computerchips bremsen den US-Automarkt weiter aus. Dank der hohen Nachfrage nach größeren Fahrzeugen wie Stadtgeländewagen und Pick-up-Tucks konnten einige Hersteller im dritten Quartal dennoch deutliche Verkaufszuwächse verbuchen. So steigerte der deutsche Branchenriese Volkswagen den Absatz in den drei Monaten bis Ende September gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 12,0% auf 88.820 Neuwagen. Grund war vor allem ein starkes SUV-Geschäft mit den Modellen Atlas, Tiguan und Taos, wie VW am Montag mitteilte. Seit Jahresanfang sind die Verkäufe dennoch um 20,1 Prozent gesunken.
Volkswagens Sportwagentochter Porsche erhöhte den US-Absatz im dritten Quartal nach eigenen Angaben um 8,5% auf 16.581 Autos. Auch der deutsche Oberklasse-Hersteller BMW steigerte seine Verkäufe auf dem wichtigen US-Markt zuletzt. In den vergangenen drei Monaten lieferte BMW dort 78.031 Neuwagen seiner Stammmarke aus und erhöhte den Absatz damit im Jahresvergleich um 3,2%. Die Tochter Mini legte um 11,4% auf 7.178 Fahrzeuge zu, wie BMW am Montag bekanntgab. Trotz der positiven Quartalsentwicklung ist der US-Absatz von BMW seit Jahresbeginn insgesamt um 5,3% gesunken. Die Zweitmarke Mini liegt nach neun Monaten mit 13,1% im Minus.
Auch wenn noch nicht alle Hersteller ihre Zahlen für das vergangene Vierteljahr vorgelegt haben, steht der US-Branchenprimus General Motors (GM) bereits als einer der großen Gewinner fest. GM erhöhte die Verkäufe auf dem Heimatmarkt dank einer verbesserten Chip-Versorgung um 24% auf 555.560 Fahrzeuge und hielt den Rivalen Toyota damit das zweite Quartal in Folge auf Distanz. Bei den Japanern sackte der US-Absatz um 7,1% auf 526.017 Autos ab. Auch die internationale Branchengröße Stellantis musste einen erheblichen Rückgang verkraften. Bei Honda brach der Absatz sogar um 36% ein, der Konkurrent Nissan verkaufte 23% weniger.
Gedrückte Stimmung in Deutschland
In Deutschland sind die Geschäfte in der deutschen Automobilbranche trotz Energiekrise und Materialmangel wieder etwas besser gelaufen, die Aussichten aber sind schlecht. Das entsprechende Barometer für die Branche stieg auf minus 5,4 Punkte von minus 9,8 Stellen im Vormonat, wie aus der am Dienstag veröffentlichten Umfrage des Münchner Ifo-Instituts hervorgeht. Zugleich wird in den Chefetagen der Unternehmen jedoch skeptischer auf die kommenden Monaten geblickt: Der Indikator für die Erwartungen sank auf minus 4,0 Punkte von minus 0,6 Zähler im August.
„In der Branche blicken die Autohersteller und ihre Zulieferer unterschiedlich in die Zukunft“, sagte der Leiter des Ifo-Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien, Oliver Falck. Die Hersteller etwa schätzen die Geschäftsentwicklung in den nächsten sechs Monaten positiv ein. Der entsprechende Wert stieg auf plus 16,0 Punkte, nach plus 1,2 im August. „Diese Entwicklung dürfte hauptsächlich von den verbesserten Exporterwartungen für das 4. Quartal getrieben sein“, vermutet Falck. Dieser Indikator erhöhte sich auf 30,9 Punkte, nach 26,1 im August. „Da sich die Weltkonjunktur allerdings eintrübt, ist fraglich, wie lange der Export die Erwartungen noch positiv beeinflusst“, sagte der Experte.
Bei den Zulieferern verfinsterte sich der Ausblick bereits. Die Erwartungen fielen auf minus 31,7 Punkte, nach minus 20,1 im August. Auch die aktuelle Lage wird schlechter eingeschätzt: Hier sank das Barometer leicht auf minus 15,5 Punkte, nach minus 15,4 im August.
Die deutsche Autoindustrie hat im September wegen der durch den Ukraine-Krieg verschärften Materialengpässe und rasant gestiegener Kosten ihre Erwartungen für das laufende Jahr angepasst. Die Aussichten für die Geschäfte in den USA und in Europa würden durch die hohe Inflation und steigende Zinsen gedämpft, erklärte der Verband der Automobilindustrie (VDA). In Europa etwa werde der Absatz voraussichtlich um vier Prozent auf 11,3 Millionen fallen. Bisher war der Verband von Stagnation ausgegangen.