Wacker Chemie erwartet Rückkehr zu Wachstum
Wacker erwartet Rückkehr zu Wachstum
Vorstand rechnet mit deutlich steigendem Absatz – Spezialitätengeschäft wird ausgebaut
jh München
Entgegen dem Branchentrend erwartet Wacker Chemie für dieses Jahr einen deutlichen Absatzanstieg und einen wachsenden Umsatz. Das gelte vor allem für das Spezialitätengeschäft in der Chemie und für höchstreines Polysilizium für die Halbleiterindustrie, sagte der Vorstandsvorsitzende Christian Hartel in der Bilanzpressekonferenz. Während der Verband der Chemischen Industrie für die Branche mit einem Umsatzrückgang um 1% rechnet, peilt Wacker Chemie einen Umsatz von 6,1 Mrd. bis 6,4 Mrd. Euro an. Verglichen mit 5,7 (i.V. 6,4) Mrd. Euro im vergangenen Jahr wären es 7 bis 12% mehr. Im Rekordjahr 2022 waren es 8,2 Mrd. Euro. Fürs Jahr 2030 hält Hartel am Ziel 10 Mrd. Euro fest.
Der Vorstandschef berichtete, die schwache Konjunktur präge nach wie vor das Bestellverhalten vieler Kunden. „In der Bauindustrie herrscht weiter Zurückhaltung.“ Das Polysilizium-Geschäft für Solaranlagen bezeichnete er als herausfordernd und begründete dies mit den Überkapazitäten in China und einer Verunsicherung im Markt wegen möglicher Anti-Dumping-Zölle der USA auf Importe von Solarprodukten.
Höhere Margen mit Spezialitäten
Gut entwickle sich dagegen das Geschäft mit Silikonen, vor allem von Spezialitäten. Im umsatzstärksten Segment machten diese mehr als 85% aus. Spezialitäten würden kundenspezifisch entwickelt, hätten eine höhere Wertschöpfung und erzielten höhere Margen. Megatrends wie die Elektromobilität und erneuerbare Energien gäben hier einen Schub. Als Beispiele nannte Hartel extrem leistungsfähige Klebstoffe für Rotoren von Windkraftanlagen auf See. Hightech-Silikone steckten auch in Elektromotoren von Autos, Hochspannungskabeln und Batterien. „Sie machen Elektrofahrzeuge zuverlässiger, effizienter und sicherer.“ Da chinesische Anbieter angetrieben von Subventionen nach Hartels Worten den Markt mit Solarsilizium überschwemmen, legt Wacker Chemie den Fokus im Polysilizium-Geschäft auf Halbleiter.
Der Umsatzanteil für beide Anwendungen gehe in Richtung 50 zu 50%, sagte Finanzvorstand Tobias Ohler. Der Halbleitermarkt sei nicht groß genug, um sich allein darauf zu konzentrieren. Hartel wies darauf hin, dass das Unternehmen auch mit Solarsilizium Geld verdiene und die Produktionsanlagen mit beiden Kundenbranchen besser auslaste.
Dividende sinkt, Kurs steigt
Für das erwartete operative Konzernergebnis nannte der Vorstand wie im Vorjahr eine große Spanne: 700 bis 900 Mill. Euro. Die für 2024 in Aussicht gestellte Bandbreite von 600 bis 800 Mill. Euro erreichte Wacker Chemie mit 763 (824) Mill. Euro in der oberen Hälfte. Der Konzerngewinn ging auf 261 (327) Mill. Euro zurück. Den Aktionären wird eine Dividende von 2,50 (3) Euro je Aktie vorgeschlagen. Der Aktienkurs zog am Mittwoch kräftig an, zeitweise um mehr als 8%.