Wandel im britischen Handel

Wachstum der Discounter verlangsamt sich - J Sainsbury hofft auf Argos, Wesfarmers auf Homebase

Wandel im britischen Handel

Die Margen der britischen Einzelhändler stehen unter Druck, die Marktanteile der etablierten Anbieter schwinden. J Sainsbury setzt auf die Übernahme des Versandhändlers Argos, um neuen Rivalen aus der Welt des Online-Shopping Paroli zu bieten. Andere stecken noch mehr Geld in Preissenkungen.Von Andreas Hippin, LondonDer Preiskrieg im britischen Lebensmitteleinzelhandel hat sich im Schlussquartal unvermindert fortgesetzt. Die vier etablierten Supermarktbetreiber – Asda, J Sainsbury, Tesco und WM Morrison Supermarkets – verloren dabei den Daten des Marktforschers Nielsen zufolge Marktanteile (siehe Grafik).Für das traditionelle Weihnachtsessen mussten die Briten dem Marktforscher Kantar zufolge im vergangenen Jahr 2,2 % weniger auf den Tisch legen – dank Preissenkungen bei Geflügel und Gemüse. Bemerkenswert ist, dass sich der Vormarsch der Discounter verlangsamt. Von deren Wachstumsraten können die traditionellen Supermarktbetreiber zwar nur träumen, aber auch für Aldi und Lidl wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Den Billigheimern machen Kapazitätsprobleme zu schaffen. Die Lohnkosten steigen schneller als der Umsatz. Poundland verschreckte zuletzt mit einer Gewinnwarnung.Die Analysten der UBS halten den preislichen Abstand der herkömmlichen Einzelhändler zu den Discountern, den sie auf 15 bis 20 % veranschlagen, für “möglicherweise zu groß, um ihn zu schließen”. Nach Schätzung der Analysten von Haitong Research klafft die Preisschere infolge der Rabattaktionen der großen Anbieter dagegen nicht mehr ganz so weit auseinander wie zuvor. Allerdings war ein von ihnen zusammengestellter Warenkorb zuletzt beim Discounter B & M immer noch 17 % billiger zu haben als bei Tesco. Eine – bedingt durch das begrenzte Angebot – kleinere Auswahl von Produkten kostete bei Poundland zur Überraschung der Branchenexperten nur 8 % weniger als beim größten britischen Einzelhändler.Zuletzt kündigte die Wal-Mart-Tochter Asda an, 500 Mill. Pfund in Preissenkungen zu investieren. Bei Tesco lagen die Preise im Weihnachtsgeschäft Unternehmensangaben zufolge rund 5 % niedriger als ein Jahr zuvor. Die Kunden wissen es zu schätzen: Für die sechs Wochen zum 9. Januar wies die FTSE 100-Gesellschaft auf dem Heimatmarkt auf vergleichbarer Basis ein Umsatzwachstum von 1,3 % aus. M&A als AuswegJ Sainsbury überraschte zuletzt mit dem Eingeständnis, im November mit einem opportunistischen Übernahmeangebot für die Home Retail Group beim Board der Muttergesellschaft des Versandhändlers Argos und der Baumarktkette Homebase abgeblitzt zu sein (vgl. BZ vom 7. Januar). Der Supermarktbetreiber dürfte aufgehorcht haben, als der Chef von Amazon UK jüngst ankündigte, das Lebensmittelangebot deutlich auszubauen. Bislang macht der Online-Händler vor allem Argos zu schaffen. Gemeinsam könnte man dem US-Konkurrenten vielleicht Paroli bieten.Bei der Vorstellung der Zahlen aus dem Weihnachtsgeschäft – der vergleichbare Umsatz schrumpfte um 0,4 % und entwickelte sich damit noch schlechter als bei WM Morrison – präsentierte CEO Mike Coupe noch einmal die Vorzüge eines Zusammenschlusses. Argos-Outlets könnten die außer Mode geratenen großen Einkaufszentren wieder attraktiver machen. Argos-Kunden könnten ihre per Click & Collect bestellten Waren in einer der 1 500 Niederlassungen des Supermarktbetreibers in Empfang nehmen.Homebase interessiert Coupe dagegen nicht. Das Geschäft hatte J Sainsbury 2001 schon einmal dem Finanzinvestor Permira verkauft. Mittlerweile hat sich jedoch mit der australischen Wesfarmers ein möglicher Abnehmer der Baumärkte gefunden. Käme es zu einer Einigung, würde das J Sainsbury eine Übernahme des Rests der Gruppe erleichtern.”Oberflächlich betrachtet hört sich das alles plausibel an, aber die möglichen Kosten wurden in keinster Weise erwähnt”, bemängeln Analysten der HSBC. Es seien auch keine harten Zahlen für die erwarteten Synergien genannt worden. “Vorausgesetzt, dass sich das Geschäft von Argos erholt, fragen wir uns, warum die Aktionäre von Home Retail ihre Aktien in die eines Unternehmens tauschen sollten, dessen Margen seitwärts herumkrebsen.”