Insolvenz

Weltbild-Mutter steht mit dem Rücken zur Wand

Weltbild stellt das Geschäft Ende August ein. Der Buchhändler stand bei der Handelsgruppe WB D2C der Düsseldorfer Droege Group für ein Fünftel der Umsätze. Weitere Marken aus deren Portfolio haben ebenfalls Insolvenz angemeldet.

Weltbild-Mutter steht mit dem Rücken zur Wand

Weltbild-Mutter mit dem Rücken zur Wand

sar Frankfurt

Mehrere weitere Marken der WB D2C Group unter vorläufiger Insolvenzverwaltung

Für den Buchhändler Weltbild hat sich nach dem Insolvenzantrag im Juni kein neuer Kapitalgeber gefunden. Der Geschäftsbetrieb der GmbH wird per Ende August eingestellt, teilte der vorläufige Insolvenzverwalter Christian Plail mit. Zu Weltbild gehörten zuletzt neben dem Online-Vertrieb noch 14 Filialen, die 440 Beschäftigten erhalten voraussichtlich im September die Kündigung.

Damit spitzt sich auch die Lage der E-Commerce-Beteiligungsgesellschaft WB D2C Group zu, deren Kern das Weltbild-Geschäft war. Hinter WB D2C steht die Investmentgesellschaft Droege Group aus Düsseldorf. Die deutsche Tochter Weltbild stand laut einer Mitteilung von Anfang Juni für rund 20% des Gruppenumsatzes bei WB D2C, dieser lag nach damaligen Angaben bei rund 600 Mill. Euro. Die Gruppe beschäftigt insgesamt 2.000 Mitarbeiter.

Management setzte auf Droege Group

Geschäftsführer Christoph Honnefelder, der Ende 2023 zur WB D2C Group kam, zeigte sich in einem Statement zum Weltbild-Insolvenzantrag im Juni noch überzeugt: „Wir sehen in den anderen Marken des Konzerns sehr klar, dass unser Digital First Konzept greift. Das werden wir jetzt auch konsequent für die Weltbild GmbH & Co. KG umsetzen und die Marke über gezielte Inszenierungen wieder auf die Erfolgsspur bringen.“ Der seit April amtierende CFO Sami Sagur, der in gleicher Funktion das Insolvenzverfahren bei Schlecker begleitet hat, sagte damals noch, für den Kurs habe man „auch die wichtige finanzielle Rückendeckung unseres Gesellschafters, der Droege Group, erhalten“.

Doch offenbar hat sich die finanzielle Lage auch bei anderen Töchtern seither zugespitzt. Mittlerweile haben eine Reihe weiterer Mitglieder des selbsternannten „House of Brands“ von WB D2C den Gang zum Insolvenzgericht antreten müssen. Bei dem Pflanzenspezialisten Gärtner Pötschke ist seit dem 27. Juni der Jurist Frank Kebekus als vorläufiger Insolvenzverwalter an Bord, bei der Avus Buch & Medien übt seit Anfang Juli Jörg Gollnick diese Funktion aus.

Weitere Anbieter aus dem Portfolio von WB D2C sind ebenso wie Weltbild bei Christian Plail als vorläufigem Insolvenzverwalter anhängig: Am 15. Juli übernahm er die Funktion bei dem Rucksackhersteller Fitz & Huxley sowie bei dem Kindermodehändler Tausendkind und bei dem E-Learning-Anbieter D2C Digital. Einen Tag später wurde er vorläufiger Insolvenzverwalter bei Buecher.de. Im Markenportfolio von WB D2C findet sich als eigenständiges Angebot auch der Ableger Jokers.de, die Marke ist laut ihrem Impressum ein Service von Buecher.de. Am 17. Juli kam dann auch der Gesundheitsspezialist Orbisana Healthcare in Plails Obhut als vorläufiger Insolvenzverwalter, am 23. Juli übernahm er diese Position für den Buchverlag TeNeues und am 24. Juli für den Retourendienstleister D2C Recommerce.

Breit gefächertes Sortiment

Im breit gefächerten Sortiment des „House of Brands“ finden sich darüber hinaus noch der E-Book-Reader Tolino, der Schmuckanbieter Paul Valentine, die Schuhmarken Groundies und Vamos, der Recommerce-Ankäufer für Technik MySwoop sowie die Westfalia Werkzeug. Sie haben offenbar bisher keine Insolvenzanträge gestellt.

Bei Weltbild war nun eine dauerhafte und nachhaltige Betriebsfortführung „ohne frisches Kapital aufgrund der andauernden Verlustsituation nicht möglich“, zitiert die Deutsche Presse-Agentur den vorläufigen Insolvenzverwalter Plail. Nachdem ein neuer Investor für Weltbild nicht aufzutreiben war, könnten noch Markenrechte oder Warenbestände an Interessenten verkauft werden.

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