Börsengänge

Wenig Glanz bei Nachwuchsstars

Gerade die Kurs-Performance der jungen Technologie-Unternehmen ist bisher kein Ruhmesblatt. Das Publikum hält die vorbörslichen Bewertungen offenbar für überzogen.

Wenig Glanz bei Nachwuchsstars

hei Frankfurt – Ungeachtet der jüngsten Flaute am deutschen IPO-Markt weckt die Ankündigung eines Schwergewichts aus dem Hause Springer für das kommende Jahr neue Fantasie. Allerdings wird ein erfolgreiches Going-public des Stellenanzeigen-Portals Stepstone nicht zuletzt auch davon abhängen, welches Résumé die Anleger bei den Börsenneulingen des laufenden Jahres ziehen. Dieses fällt bisher vor allem bei den Newcomern aus der Tech-Szene eher ernüchternd aus.

Los ging es gleich mit einem milliardenschweren Unicorn, Auto1, die Anfang des Jahres mit einem glanzvollen Debüt den IPO-Reigen eröffnet hatte. Danach ging es allerdings in Stufen abwärts. Ein überraschend schneller Rückzug von Altaktionären, die sich sogar schon vor Ablauf der Lock-up-Frist von einem größeren Paket trennten und später weitere Aktien abstießen, versetzte dem Kurs wiederholt Tiefschläge. Anfang Oktober markierten die Titel ein bisheriges Tief bei 28,19 Euro, ein Viertel unter dem Emissionspreis von 38 Euro. Auch die Aktie des Online-Brillenhändlers Mister Spex kann bisher nicht überzeugen. Trotz eines rasanten operativen Wachstums im ersten Halbjahr stürzte die Aktie bei Be­kanntgabe der Zahlen am 22. September ab und markierte ein Tief bei 18,80 im Oktober, von dem sie sich bisher kaum gelöst hat. Bilanz bis dato: Kursverlust knapp 23%.

Auch der vom Otto-Konzern abgegebene Fashion-Onlinehändler About You enttäuscht. Die zu 23 Euro platzierte Aktie notiert aktuell 13% unter dem Ausgabepreis. Eine erfreuliche Ausnahme bildet der Fahrrad-Onlinehändler Bike24, dessen Papiere mit 19,81 Euro immerhin deutlich über dem IPO-Preis von 15 Euro gehandelt werden, wobei sie von ihrem Hoch bei 27,16 Euro auch schon deutlich zurückgekommen sind.

Dagegen tragen die beiden in Spac-Mäntel geschlüpften Unicorns Home To Go (−20%) und Lilium (ebenfalls unter Wasser mit –4%) eher zur Tristesse bei. Demgegenüber liefern Unternehmen, die mit solider Umsatz- und Ertragsbasis, aber weniger Wachstumsfantasie an die Börse gegangen sind, ein überzeugendes Kontrastprogramm. Dies zeigt zum Beispiel die Kursperformance von Vantage Towers, die das größte IPO des Jahres stemmte, aber auch die des Linux-Anbieters Suse. Die enttäuschende Kursentwicklung vor allem junger technologiegetriebener Unternehmen mit digitalem Geschäftsmodell legt den Schluss nahe, dass die vorbörslichen Bewertungen möglicherweise doch überzogen waren. Bei den Plattformbetreibern stützt sich die hohe Bewertung ihres Geschäfts auf dessen Skalierbarkeit. Steigende Umsätze sollen dabei nicht im gleichen Maße von Kostensteigerungen begleitet werden, so dass sich langfristig ein dynamischer Ertragszuwachs abzeichnet.

Bei Plattform getriebenen Ge­schäften, die mit physischen Gütern und somit einer substanziellen Kapitalbindung verbunden sind – wie jeglicher E-Commerce, ob Fashion, Brillen oder Gebrauchtwagen – bestehen allerdings Zweifel, ob sich der Kostenblock relativ so drücken lässt, dass die Gewinne dereinst dynamisch ex­pandieren. Andererseits sind E-Commerce-Modelle vielfach erprobt und haben auch hierzulande leuchtende Vorbilder wie zum Beispiel den Dax-Neuling Zalando. Das Unternehmen wurde zum Börsengang im Jahr 2014 mit 5,35 Mrd. Euro bewertet, der Ausgabepreis lag bei 21,50 Euro. Auch hier zeigte sich die Skepsis der Investoren in einem anfänglich eher zähen Kursverlauf. Binnen Jahresfrist lag das Papier rund ein Drittel über dem IPO-Preis, zur Kursrakete wurde es aber erst durch die Pandemie, die dem gesamten Online-Handel zu einem rasanten Wachstum verhalf. Ihr Jahres- und Allzeithoch markierten die Zalando-Titel im Juli bei 105,80 Euro. Mit Geduld be­stehen also bei den diesjährigen Newcomern doch noch gute Aus­sichten.

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