KfW-Gründungsmonitor

Weniger Existenzgründungen im Corona-Jahr

− Die Corona-Pandemie hat das Gründungsgeschehen in Deutschland merklich ausgebremst. Mit insgesamt 537000 Existenzgründungen haben im vergangenen Jahr 11 % weniger Menschen als 2019 den Schritt in die Selbständigkeit gewagt, wie aus dem neuen...

Weniger Existenzgründungen im Corona-Jahr

kro Frankfurt

− Die Corona-Pandemie hat das Gründungsgeschehen in Deutschland merklich ausgebremst. Mit insgesamt 537000 Existenzgründungen haben im vergangenen Jahr 11 % weniger Menschen als 2019 den Schritt in die Selbständigkeit gewagt, wie aus dem neuen KfW-Gründungsmonitor hervorgeht. „Der Langzeittrend einer ab­nehmenden Gründungstätigkeit hat sich in Deutschland leider fortgesetzt“, resümierte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib bei der Vorstellung der Ergebnisse. Dabei verringerte sich die Zahl der Vollerwerbsgründungen um 12 % auf 201 000 − so wenig waren es noch nie seit Beginn der Erhebung im Jahr 2000. Die Nebenerwerbsgründungen entwickelten sich etwa im gleichen Maße rückläufig.

Überraschend sei, dass es im vergangenen Jahr hauptsächlich Männer waren, die seltener ein Unternehmen gegründet haben. Hier sank die Zahl um fast 15 %, während sich die Zahl der Gründerinnen im Vorjahresvergleich nur um knapp 5 % reduziert hat. Damit legte auch der Anteil an Frauen, die ein Unternehmen gegründet haben, leicht zu. Besonders flexibel hätten sich Gründerinnen 2020 demnach im Nebenerwerb gezeigt. Hier haben mehr als die Hälfte aller Frauen ihr Geschäftsmodell coronabedingt angepasst, während es bei den Männern nur 28 % waren. Im Vollerwerb hat sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern jeweils etwa die Hälfte ihr Geschäftsmodell angepasst. Gründungsinteressierte Frauen schienen sich „schneller auf die neuen Krisenbedingungen eingestellt“ und ihre Gründungspläne häufiger realisiert zu haben als Männer, so die Autoren. Studien zufolge seien jedoch gerade selbständige Frauen besonders stark von den negativen Auswirkungen der Coronakrise betroffen gewesen.

Finanzielles Risiko schreckt ab

Einhellig haben in der Umfrage sowohl Gründer als auch jene, die eine Gründung planen oder diese abgebrochen haben, die Bürokratie und Belastungen für die Familie als größtes Hemmnis ausgewiesen. „Das sind aber nicht Gründe, die wirklich dazu führen, dass jemand die Gründung aufgibt“, sagte Köhler-Geib. Stattdessen seien die finanziellen Risiken, eine fehlende Finanzierung oder auch Abstiegsängste beim Scheitern die meistgenannten Gründe für einen Gründungsabbruch. An der Stelle spiele auch die Wissensvermittlung eine Rolle, so die KfW-Chefökonomin. Denn gerade mit Blick auf das Bildungssystem gingen die Gründerinnen und Gründer mit dem Gründungsstandort Deutschland hart ins Gericht. Zu den Rahmenbedingungen befragt, verteilten sie für die Vermittlung von unternehmerischen Kenntnissen und Fähigkeiten im Bildungssystem besonders schlechte Noten. Sehr kritisch wurden auch die Berichtspflichten sowie die steuerliche Belastung bewertet.

Mehr Schwung 2021

Wegen des wirtschaftlichen Aufschwungs, aber auch weil viele ihre Gründungsprojekte coronabedingt verschoben haben, blickt die KfW zuversichtlich auf das Gründungsjahr 2021. „Die Gründungspläne waren in 2020 weiter fortgeschritten, als wie wir das normalerweise sehen“, sagte Köhler-Geib. Ein Drittel aller geplanten Gründungen befänden sich schon in der Umsetzungsphase. Bei vielen seien die Planungsprozesse weit vorangeschritten.