Westeuropas Automarkt erholt sich
sck München – Trotz einer sich deutlich eintrübenden Konjunktur ist Westeuropas Automarkt im August nach langer Zeit zum Wachstum zurückgekehrt. Nach Angaben des Herstellerverbands Acea mit Sitz in Brüssel verzeichneten die EU, Großbritannien und die Efta-Zone (Schweiz, Norwegen und Island) zusammen ein Plus von 3,4% auf exakt 748961 Pkw-Neuzulassungen.
Hohe zweistellige Zuwachsraten verbuchten vor allem kleinere Länder wie Bulgarien, Griechenland, Irland und Portugal. Auch die großen EU-Mitglieder Deutschland (+3%), Frankreich (+3,8%), Italien (+9,9%) und Spanien (+9,1%) machten Boden gut.
Von den deutschen Marken verzeichneten Volkswagen (+5,3%), die Konzerntöchter Audi (+9,5%) und Porsche (+37,3%) sowie Wettbewerber Mercedes (+25,2%) Steigerungen im zurückliegenden Sommermonat. BMW hielt allerdings mit einem Minus von 3,1% die rote Laterne.
Wende zum Besseren fraglich
Ob die Zahlen für den August als erstes Zeichen einer Wende zum Positiven gedeutet werden können, ist fraglich. Denn die Risiken für die Wirtschaft im Allgemeinen und für die Autoindustrie im Besonderen sind gewaltig. Die galoppierende Inflation drückt die Konsumlaune breiter Bevölkerungskreise. Das trifft vor allem die Volumenhersteller. Zugleich dämpft der Ukraine-Krieg die Konjunktur. Die Energiekrise infolge des militärischen Konflikts erhöht die Gefahr einer tiefen Rezession. Das ist kein Umfeld, in dem die deutsche Vorzeigebranche deutlich wachsen kann, zumal Engpässe bei der Versorgung mit dringend benötigten Mikrochips weiter bestehen. Letzteres führt dazu, dass die Anbieter ihre Fertigung drosseln mussten. Eine große Ausnahme ist die an die Börse strebende Porsche AG. Der Luxusbereich zeigt ungewöhnlich hohe Zuwächse. Der Grund dafür liegt darin, dass die Käufer in diesem Segment preisunsensibel sind. Wachsende Teuerungsraten tangieren sie nicht.
Betrachtet man die Entwicklung der ersten acht Monate des laufenden Jahres in Westeuropa, so ist festzustellen, dass der Automarkt sich faktisch nach wie vor in einer Krise befindet. Von Januar bis einschließlich August schrumpften die Pkw-Neuzulassungen um nahezu 12% auf 7,2 Millionen Einheiten. Das ist vor allem auf die starken Rückgänge in den vier großen EU-Staaten und in Großbritannien zurückzuführen. Besonders hart traf es Italien mit einem Minus von 18,4% auf 0,87 Millionen Pkw, gefolgt von Frankreich mit −13,8% auf 0,97 Millionen Einheiten. Großbritannien (−10,7% auf 0,98 Millionen), Deutschland (−9,8% auf 1,64 Millionen) und Spanien (−9,4% auf 0,53 Millionen) kamen noch relativ glimpflich davon.
In dieser Zeitspanne verzeichneten die deutschen Marken teils dicke Minusvorzeichen. Die Pkw-Neuzulassungen von VW brachen um 19% auf 655148 Stück ein (siehe Tabelle). Die Konzernmarke Škoda verbuchte ein Minus von 20% auf 299729 Fahrzeuge. Audi schrumpfte um 10,4% auf 301966. Die Marke BMW zeigte ein Minus von 13% auf 327152 Einheiten. Besser schnitt Mercedes ab; die Stuttgarter verzeichneten einen Rückgang von „nur“ 5% auf 333989 Stück.
Pkw-Neuzulassungenin Westeuropa* | ||
Januar bis August 2022 | ||
Hersteller | Anzahl | Veränd. (%) |
Volkswagen | 655 148 | −19,1 |
Toyota | 418 417 | +0,7 |
Peugeot | 377 144 | −18,0 |
Renault | 339 798 | −19,7 |
Mercedes | 333 989 | −5,0 |
BMW | 327 152 | −13,1 |
Audi | 301 966 | −10,4 |
Škoda | 299 729 | −20,2 |
Kia | 295 732 | +10,9 |
Citroën | 284 804 | −20,3 |
Hyundai | 284 051 | +1,5 |
Fiat | 249 269 | −23,6 |
Gesamtmarkt | 7 221 379 | −11,8 |
*) EU + Efta + UK Quelle: AceaBörsen-Zeitung |