Wienerberger erwartet Gegenwind im Neubau
Der weltgrößte Ziegelkonzern Wienerberger stellt sich nach einem Rekordergebnis im Jahr 2022 auf anhaltenden makroökonomischen Gegenwind ein. In der Prognose für das laufende Jahr gehe das Unternehmen von einem „weiterhin instabilen globalen Marktumfeld aus“, teilte die Gruppe am Mittwoch in Wien mit. „Einige Faktoren wie der Krieg in der Ukraine, hochvolatile Finanzmärkte, ein nur langsamer Rückgang der hohen Inflationszahlen und steigende Kreditfinanzierungskosten werden in diesem Jahr noch zu berücksichtigen sein“, hieß es weiter. An der Börse gab die Aktie zunächst um mehr als 3 % nach, drehte dann aber klar ins Plus.
Das Unternehmen rechnet für 2023 nun mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von über 800 Mill. Euro, was leicht über den Analystenschätzungen liegt. 2022 kamen hier über 1 Mrd. Euro zusammen − eine unerwartet kräftige Steigerung von 48 % im Vergleich zum Vorjahr. Laut Wienerberger hat das unter anderem an einem strikten Kostenmanagement und einer vorausschauenden Energiebeschaffung gelegen. Etwa 96 % des benötigten Gasvolumens seien demnach bereits im Voraus gegen einen Preisanstieg abgesichert gewesen. Auch für das laufende Jahr habe man sich schon 93 % gesichert und 87 % für das Jahr 2024. Die Dividende soll nun um ein Fünftel auf 90 Cent je Aktie steigen.
Analysten wiesen in ihren Kommentaren darauf hin, dass sich das Konzernergebnis im vergangenen Jahr vor allem durch das Segment Building Solutions verbessert habe. Der Bereich, in dem Wienerberger Produkte und Lösungen für Gebäudehüllen − also zum Beispiel Dachziegel − anbietet, macht mehr als die Hälfte vom Umsatz des Unternehmens aus und hatte sein Ergebnis im vergangenen Jahr um fast 40 % gesteigert und damit die Erwartungen deutlich übertroffen. Die Bereiche Piping Solutions (wo Wienerberger beispielsweise Kunststoff- und Keramikrohre für Wassermanagement-Anwendungen verkauft) und North America hätten sich hingegen schwächer entwickelt als erwartet.
Das vor gut 200 Jahren gegründete Unternehmen stellt sich 2023 vor allem im europäischen und nordamerikanischen Neubaumarkt auf einen Rückgang von 15 % beziehungsweise 20 % ein. „Das Problem ist, dass keiner mit Sicherheit sagen kann, dass es in dem Bereich nicht noch schlimmer kommen wird“, schrieb Stifel-Analyst Tobias Woerner. Da der Neubaumarkt für Wienerberger besonders wichtig sei, habe dieser Aspekt einen stärkeren Einfluss auf die Bewertung. Der Konzern selbst erklärte wiederum, sich auch im laufenden Jahr besser entwickeln zu wollen als die Märkte.