Siemens Gamesa

Windkraft nach Boomjahr verhalten

Siemens Gamesa sieht große Wachstumschancen im Windkraftmarkt. Eine Sonderkonjunktur 2020 führt aber erst einmal zu einer Marktkorrektur.

Windkraft nach Boomjahr verhalten

mic München

Während im vorherigen Kalenderjahr 115 Gigawatt Leistung installiert worden seien, werde bis zum Jahr 2024 mit jeweils 83 bis 86 Gigawatt pro anno gerechnet, berichtet Siemens Gamesa im aussagekräftigen und umfangreichen Geschäftsbericht 2020/2021. Der normalisierte Wachstumspfad, der das Plus von 84% im Jahr 2020 herausrechnet, sei jedoch intakt. Im Dreijahresschnitt steige die mittlere Installation pro Jahr von 76 Gigawatt (2018/2020) über 86 Gigawatt auf 93 Gigawatt (2024/2026). Das Ausnahmejahr 2020 sei getrieben worden von der Ankündigung unattraktiverer Vergütungssysteme in China (im Januar 2021 in Kraft getreten) und den USA (Januar 2022).

Siemens Gamesa mit 26182 Beschäftigten (davon 5001 Frauen) sieht sich, gemessen an der insgesamt weltweit installierten Leistung, als Zweitplatzierter auf dem Weltmarkt nach Vestas. Der Marktanteil wird auf Basis des Jahres 2020 auf 14,2% geschätzt (siehe Grafik). Aktuell hat der spanisch-deutsche Hersteller laut Geschäftsbericht 117 Gigawatt in 79 Ländern installiert, davon 99 Gigawatt im aktuell defizitären Onshore-Geschäft. Fabriken gibt es in Brasilien, China, Dänemark, Deutschland, Indien, Marokko, Portugal, Spanien, Großbritannien und den Vereinigten Staaten.

Vage Übernahmespekulation

Der Konzern, dessen Aktienkurs sich 2021 in der Spitze auf knapp 19 Euro halbiert hat, profitiert an der Börse immer wieder von der Spekulation, dass Siemens Energy den Streubesitz herauskaufen könnte. Der Kurs legte am Freitag in Madrid trotz einer Herabstufung durch J.P. Morgan um 3,5% auf 22,58 Euro zu.

Die Service-Sparte betreut 35000 Turbinen mit 79 Gigawatt (davon 67 Gigawatt onshore). Davon sind Anlagen mit 11 Gigawatt von anderen Herstellern produziert worden. Im vergangenen Geschäftsjahr wurden 83% der Verträge erneuert. Der Auftragsbestand beträgt 16,8 Mrd. Euro, das sind 52% des gesamten Auftragsbuchs von Siemens Gamesa.

Das Service-Geschäft, das den Umsatz zuletzt um 9% steigerte, ist hochprofitabel. Der Nettogewinn be­trug im vergangenen Geschäftsjahr 310 (im Vorjahr 285) Mill. Euro, während die Herstellung von Windrädern wegen der defizitären On­shore-Sparte einen Verlust von 832 (i.V. – 1242) Mill. Euro erwirtschaftete.

Der durchschnittliche Verkaufspreis der Onshore-Turbinen pro Megawatt von Siemens Gamesa liegt vergleichsweise niedrig. Er betrug im vergangenen Geschäftsbericht 0,65 Mill. Euro, während die Wettbewerber laut Bloomberg im Schnitt 0,75 Mill. Euro (inklusive Installation) und 0,69 Mill. Euro (ohne Installation) berechneten. Siemens Gamesa weist in dem Geschäftsbericht darauf hin, dass der Durchschnittspreis ohne das niedrigmargige Indiengeschäft 0,71 Mill. Euro im vierten Quartal betragen hätte.

Direkte Einflüsse der Pandemie, etwa durch Quarantänevorschriften, haben den Umsatz von Siemens Gamesa im vergangenen Geschäftsjahr um 157 Mill. Euro geschmälert. Das operative Ergebnis (Ebit) sei um 14 Mill. Euro gedrückt worden, heißt es im Geschäftsbericht.

Das Management schließt nicht aus, dass Lieferengpässe für benötigtes Material im laufenden Turnus zu verlängerten Fertigungszeiten führen und die Projektkosten erhöhen können. Per Ende September sei der Stahl zwischen 56% und 177% teurer als im Schnitt 2020, der Kupferpreis habe sich um 58% erhöht..

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